Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 19

Vorgestellt:
Die Kreishandwerkerschaft Bad Kreuznach ... und Mitgliedsbetriebe mit Tradition.
Als „Rathaus des Handwerks“ definie-
ren Kreishandwerksmeister Jürgen
Günster und Geschäftsführer Gerhard
Schlau ‘ihre’ Kreishandwerkerschaft
Bad Kreuznach.
„Wir wollen Ansprechpartner und An-
laufadresse für das Handwerk der Region
sein, und selbst wenn wir bei Problemen
nicht unmittelbar helfen können, vermit-
teln wir Partner, die eine Lösung finden“,
so Jürgen Günster, seit 1996 Kreis-
handwerksmeister und seit über 30 Jahren
selbständigerFriseurmeisterinBadKreuz-
nach.
„Wir sind ein Dienstleistungszentrum für
unsereMitglieder“, betont der Ehrenamts-
träger und spricht den Organisationsgrad
derHandwerksunternehmen imGebiet der
Kreishandwerkerschaft an, der sichmerk-
lich verbessert hat, „aber noch Potentiale
hat.“ Gerade jetzt sei das wichtig, wo es
über ein gemeinsames Auftreten Mög-
lichkeiten gebe, die Position des Hand-
werks zu stärken und die wirtschaftliche
Talsohle noch nicht in allen Bereichen
durchschritten sei. Günster und Schlau
nennen als positive Beispiele die Verträge
mit regionalen Stromanbietern, als
schlechte die strukturellen Anpassungen
in der Baubranche.
Insgesamt sind es 1750 Unternehmen, die
im Kreis Bad Kreuznach zuhause sind,
1500 davon sind reine Handwerksbetrie-
be. Den in diesen Betrieben erwirtschafte-
tenUmsatz beziffert dieKHSmit 2,2Mrd.
Mark, 15000 Menschen werden beschäf-
tigt. „Damit ist das Handwerk Spitze.“
Das gilt auch für das Ausbildungs-
engagement: Mehr als 1000 jungen Men-
schen bietet dasHandwerk eine berufliche
Zukunft, 498 haben 1998 ihre Lehre be-
gonnen. Auch 1999 werden diese Zahlen
erreicht.
Mit der Forcierung imPrüfungswesen vor
Ort für Lehrlinge, Gesellen und Meister
soll sich diese Entwicklung fortsetzen.
Wichtig ist Jürgen Günster und Gerhard
Schlau auch der Ausbau ihres Weiterbil-
dungsangebotes: mit Seminaren zur
Mitarbeitermotivation, zum Arbeitsrecht
oder zur Euro-Einführung sehen sie einen
engen Praxisbezug, der gezielt auf die
Realitäten in denHandwerksbetrieben zu-
geschnitten ist.
Beim Thema Ausbildung wird Hand-
werksmeister Günster deutlich, als es um
die „Ausbildungssteuer“ geht, die nach
wie vor als „Strafabgabe für Betriebe, die,
aus welchen Gründen auch immer, nicht
ausbilden“ in den Köpfen einiger Politi-
ker herumgeistert. „Das ist Unsinn und
würde nicht einen Ausbildungsplatz mehr
bringen.WennAusbildung imHandwerk,
dann so, wie es für unsere Betriebe gut ist“
Günster geht auch auf das Thema ein,
„über den momentanen Bedarf auszubil-
den. Sehe ich die Zahlen künftiger Schul-
abgänger, die stark einbrechen werden,
stellt dies eine Notwendigkeit dar. Dieser
Entwicklung müssen wir vorbeugen.“
Auch den Dialog zwischen dem Hand-
werk und den Schulen, zwischen der Po-
litik und der Verwaltung wollen Schlau
und Günster verstärken. Diesen Gedan-
ken führen sie fort bis zum Ehrenamt;
auch hier müsse der Nachwuchs verstärkt
eingebunden werden - das Defizit sei lei-
der in erster Linie bei den jungen Hand-
werkern zu suchen, die nur schwer die
I
M
P
ORTRAIT
Jürgen Günster (r.) ist
seit 1996 Kreishand-
werksmeister derKHS
Bad Kreuznach, seit
über 30 Jahren Hand-
werksmeister und selb-
ständiger Unterneh-
mer. Der 56jährige ist
verheiratet und hat ei-
nen Sohn.
Jürgen Günster engagiert sich seit Jahren im handwerklichen Ehren-
amt: bereits 1971 war er Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss, ab
1972 Meisterprüfungsauschussvorsitzender, seit 1978 Lehrlingswart.
1978 wurde er zum Obermeister der Friseur-Innung gewählt, 1984
beginnt seine Mitarbeit im HwK-Berufsbildungsausschuss, als dessen
Vorsitzender er im Jahr 2000 kandidieren wird.
Gerhard Schlau ist seit 1. Juli 1984 in der Kreishandwerkerschaft tätig.
Zum Geschäftsführer wurde er zum 1. September 1984 von der KHS-
Delegiertenversammlung gewählt. Ein guter Kontakt zum Ehrenamt
und den Mitgliedsbetrieben der Innungen zu ihrem Vorteil ist ihm
besonders wichtig.
Notwendigkeit des handwerklichen Eh-
renamtes nachvollziehen.
Jürgen Günster selbst ist hier Vorbild.
Fast jeden Abend ist er „in Sachen Hand-
werk“ unterwegs, bei allen der insgesamt
19 Innungen seines Kreises hat er mehr-
mals an Sitzungen teilgenommen. Seine
ehrenamtlicheTätigkeit reicht jedochweit
in die Zeit vor demhöchsten Ehrenamt der
Kreishandwerkerschaft Bad Kreuznach
zurück. Daher kennt er sich im Handwerk
seiner Region aus dem Eff-Eff aus, weiß
um die regionalen Verhältnisse und ihre
Probleme. Ein vorrangiges Problem seien
diemilitärischenKonversionsprojekte so-
wie die hohe Arbeitslosigkeit von fast 9
Prozent.
Mit Erfahrung, aber auch auf ganz neuen
Wegen wollen Jürgen Günster und Ger-
hard Schlau die Position des Handwerks
insgesamt in ihrer Region stärken. Dazu
zählt auch die Internet-Plattform unter
die nicht nur über die Leistungen der KHS
informiert, sondern auch Mitglieds-
betrieben die Möglichkeit bietet, das
Internet zu nutzen. Ein guter Weg ins
nächste Jahrtausend, dessen erster „prak-
tischer“ Schritt mit dem Neujahrsemp-
fang der Kreishandwerkerschaft am 22.
Januar 2000 in Bad Kreuznach ansteht.
Das Haus des Handwerks in der Rüdesheimer Straße in Bad Kreuznach
lädt zu Beratung und Information für die Innungsbetriebe ein.
Thorsten Giesler und seine jungenMitarbeiterinnen legen
Wert auf handwerkliche Arbeit mit Präzision.
Für ihr 100. Geschäftsjubiläum
holtenHeidi, Eckhard undThor-
sten Giesler als besondere At-
traktion das Duplikat desMond-
autos der amerikanischen Apol-
lo-Astronauten. Anno 1899, als
Goldschmiedemeister Philipp
Gerhard seine Goldschmiede in
der Kaiser-Wilhelm-Straße
gründete, näherte man sich dem
guten alten Mond höchstens in
utopischen Romanen, und der
Schmuck, den Gerhard verkauf-
te, war größtenteils hand-
gefertigt. 1910 zog der Betrieb
in die Mannheimer Straße 130
um; 1967 übernahm ihn Uhrma-
chermeisterGerhardGiesler und
wechselte mit ihm 1993 in den
selbst entworfenen Neubau in
der Mannheimer Straße 188.
Giesler verkaufte nicht nur
Schmuck, sondern erweiterte
das Sortiment um hochwertige
Uhren. „Damals kostete eine sol-
che goldene Wunschuhr 1000
Mark - heute wäre das mit einer
Uhr für 20 000 Mark vergleich-
bar.” Die bekommt man bei den
Gieslers selbstverständlich, bis
hin zuUhrenvonBlancpainoder
Cartier.
Sohn Thorsten, Goldschmiede-
meister, ist für den kunst-
handwerklichen Part, für selbst
entworfene und angefertigte
Schmuckstücke zuständig. Qua-
lität ist für ihn oberstes Gebot,
auch in der Ausbildung. Eine
seiner Auszubildenden, Elisa-
beth Fuxjäger, wurde 1997Bun-
dessiegerin und Jahrgangsbeste
imWettbewerb„DieguteForm“.
Dass die Qualität geschätzt ist,
beweisen Stammkunden aus
ganz Deutschland, die oft seit
Generationen bei den Gieslers
kaufen.
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...30
Powered by FlippingBook