Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 23

Das besondere Haus:
Zusammenspiel von Handwerkern und Architekt schafft individuelle Bauten.
Geht nicht, gibt’s nicht! Wenn
sich einfallsreicheArchitekten
und engagierte Bauherren als
echtePartner finden, sind auch
auf schwierig geschnittenen
GrundstückenerstaunlicheLö-
sungenmöglich. So geschehen
in Vallendar.
Eine Familie wünschte sich ein
Haus mit viel Licht und Offen-
heit. Mit dem Koblenzer Archi-
tekten Guido Fries wollten sie
im höher gelegenen Stadtteil
Mallendarer Berg gern etwas
Neues undUngewohnteswagen.
Das vorhandene 500 Quadrat-
meter große, rautenförmige
Grundstück erforderte einen be-
sonderenGrundriß. Es ist in sich
wieeinParallelogrammverscho-
benundhat eineHöhendifferenz
von bis zu sechs Metern. Fries
entwarf ein Haus, das dem Prin-
zip zweier gegeneinander ver-
schobener Kuben folgt.
DasVerschiebenermöglichteine
optimale Anpassung an das
Grundstück. Die Kontur des
Hauses folgt denGrenzliniendes
Grundstücks. Den Höhenunter-
schiednimmtdasSockelgeschoß
mit integriertem Carport auf. In
nur zehn Monaten Bauzeit ent-
stand ein raffiniert einfaches und
zeitgemäßes zweigeschossiges
Haus mit einer Wohnfläche von
256 Quadratmetern. Es ist durch
ein weit überragendes, leicht
wirkendes Metalldach und die
puristische Außenfassade ge-
prägt.
PARTNER: LANDSCHAFT
DieLandschaft istWohnpartner.
Durch die geschosshohen, zum
Teil über Eck reichenden Fen-
ster imWohn- undSchlafbereich
auf der Südwestseite des Hauses
zieht dieNatur ein.Mondschein,
Nebelschwaden,strahlendeSon-
ne, Blitz und Wetterleuchten -
eine Stimmungsschau im wech-
selnden Rhythmus des Tages.
Die Nordseite zur stark befahre-
nen Seite hingegen gibt sich
durch die Anordnung von Ne-
benräumen eher geschlossen.
Die Bewohner fühlen sich so
geschützt. Ein Highlight des
Hauses, eine 15 Quadratmeter
große Dachterrasse, bietet einen
unvergleichlichen Blick auf das
Neuwieder Becken und das in
der Ferne liegende Koblenz.
LEBEN DURCH LICHT
„Licht ist architektonisches Ele-
ment.UmLicht zu sehenbraucht
Rheinland-pfälzischer Umweltpreis
für die Produktion von Solarkollektoren
VierPreisträger zeichnet Staats-
ministerin Klaudia Martini mit
dem Umweltpreis Rheinland-
Pfalz aus, verliehen in vier Ka-
tegorien. Den Preis für das um-
weltfreundliche Produkt erhält
die Firma Viva Solar Energie-
technik aus Andernach für ihre
Solarkollektorenproduktion.
Die Jury, zusammengesetzt aus
je einem Vertreter von Hand-
werkskammer, Industrie- und
Handelskammer, Presse, Lan-
desamt für Umweltschutz und
Gewerbeaufsicht, Ministerium
für Bildung, Wissenschaft und
Weiterbildung sowie Umwelt-
ministerium lobte den Einsatz
ökologischerMaterialienbeider
Herstellung und die Tatsache,
dass bei der Produktion 100-
prozentigSolarenergie verwen-
det wird, nach der Devise „So-
larenergie produziert Solare-
nergie“. Außerdem sei das Un-
ternehmen mit seinem ener-
gieautarken und in Niedrig-
energiebauweiseerrichtetenFir-
mengebäude einMusterbeispiel
für ökologisches Bauen. Der
Preis wird am 29. November in
Mainz überreicht.
es die Wand, auf die es fällt, an
der man es vorbeiführt, und es
braucht die Öffnung, durch die
es einfallen kann. Das harmoni-
sche und zugleich spannende
Wechselspiel zwischen ge-
schlossenen Wandflächen und
Öffnungen, die mal als horizon-
tale und vertikale Lichtschlitze,
mal als große Glasflächen kon-
zipiert sind, gibt dem Haus ei-
nen eigenen und unverwechsel-
baren Charakter“, erklärt der
Architekt. Die Lichtführungen
in den Räumen machen neugie-
rig. „Was steckt hinter dieser
Öffnung, wie sieht der Raum
aus?“ Die lichtdurchflutete
Dielenhalle schafft zusammen
mit der Treppe aus Buchenholz
und Edelstahl einen großzügi-
gen Gesamteindruck.
SCHNÖRKELLOSES DACH
Ein Stehfalzdach aus Alumini-
ummit rundum gleich ausgebil-
detem Dachüberstand unter-
streichtKlarheit undGeradlinig-
keit. „Der Dachaufbau besteht
aus einer Sparrenkonstruktion,
einerHolzschalung, derWärme-
dämmung und den Aluminium-
Profiltafeln. „Kältebrücken sind
praktisch ausgeschlossen, da die
Profiltafeln über Edelstahl-
schrauben durch die Mineral-
wolle auf dem Sparren befestigt
sind“, so Dachdeckermeister
Bernd Kleinjohann von der Fir-
ma Franzen Dachtechnik aus
Kottenheim. Er erklärt, dass der
optischeEindruck eines ‘schwe-
benden’ Daches durch eine ca.
15 cm hohe Schattenfuge zwi-
schen Dach und Wand hervor-
gerufen wird. „Diese Fuge ent-
steht durch die Auskragung mit
einer zweiten Sparrenlage über
den eigentlichen Tragsparren,
die auf den Außenwänden en-
den“, meint der Fachmann:
„Wird das Aluminiumdach auf
geradlinigen, kleinen Dach-
flächen verlegt, ist es besonders
kostengünstig. In Bezug auf
Wirtschaftlichkeit hält es jedem
Vergleich mit Schindel- oder
Ziegeldächern stand.“
Überall im Haus spürt man die
Vorliebe des Bauherrn für Edel-
Treppen, TerrassenundFenstern
wieder. Das filigran wirkende
Treppengeländer aus Edelstahl
fertigte die Schlosserei Becker
aus Koblenz. Geschäftsführer
Walter Becker verweist darauf,
dass dieses Material gegenwär-
tig besonders im Trend liegt.
FEINE GESTALTUNG
Die Eingangstreppe vor dem
Sockelgeschoss ist mit Granit
ausgelegt und führt zum Ein-
gangspodest im Erdgeschoss.
Der im Außenbereich noch ge-
flammte Granitbelag geht zum
Innenraum hin in eine polierte
Oberfläche über. „Die Farb-
spiele, die die unterschiedliche
Oberflächenstruktur des Granit-
fußbodens hervorruft, sind spe-
zieller Effekt. Es bedarf eines
besonderen Gespürs mit dem
Material zu gestalten“, sagt der
KoblenzerSteinmetzmeisterJür-
gen Hornberg. Mit seinen fünf
Mitarbeiten hat er sich auf
NatursteinarbeitenimInnen-und
Außenbereich spezialisiert.
stahl und Aluminium. So finden
sich diese Materialien an allen
Innen- und Außengeländern, an
In schwieriger Hanglage entstand ein Wohnhaus mit architektonisch wirkungsvollen
Detaillösungen. Prägend immer wieder der Einsatz von Edelstahl und Aluminium.
Die Schattenfuge verleiht
dem Stehfalzdach Leich-
tigkeit.
Das Wechselspiel von
Holz und Metall im lich-
ten Treppenhaus.
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