Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 11

Zukunft am Bau
Das „Fünf-Tage-Haus“ auf demWeg zur Normalität? / Meistervorbereitung
Dienstag, 9. November, 15 Uhr.
Baubeginn war morgens, 8 Uhr.
Maurermeister Jürgens und sein
Team legen ein mächtiges Tem-
po vor, Stunden später stehen die
Mauern des Erdgeschosses.
Montag, 15. November, 16 Uhr.
Das Einfamilienhaus steht, das
Dach ist „drauf“. Handwerksmei-
ster Jürgens hat die Wette mit
seinem Architekten gewonnen,
der Traum vom „Fünf-Tage-
Haus“ ist Wirklichkeit geworden.
Stellen Sie sich vor: Kurzurlaub, eine Woche. Sie kommen zurück,
und da, wo neben Ihrem Haus noch vor einer Woche eine grüne
Wiese war, steht jetzt ein Einfamilienhaus. Sie trauen Ihren Augen
nicht. Hexerei oder vielleicht im Haus geirrt?
9. 11., 15 Uhr
Die Wände
des Erdge-
schosses
werden
„hochgezo-
gen“, die
Zwischenwän-
de gesetzt.
10. 11., 15 Uhr
Der Lieferant
der Zwischen-
decke patzt
(„LKW ka-
putt“), Vor-
beitungen für
das Verlegen
laufen.
11. 11., 15 Uhr
Endlich, die
Zwischen-
decke ist
„drauf“, das
Gerüst steht.
Der Bau des
Obergeschos-
ses kann
starten.
12. 11., 15
Uhr. Fast
geschafft! Die
letzten Steine
werden ge-
setzt, dann
sind die Mau-
rerarbeiten
beendet.
15. 11.,
16 Uhr. Das
Haus steht, 30
Minuten
später ist das
gesamte Dach
fertig!
In Mayen-Hausen wurde aus der
Hexerei Wirklichkeit. Mau-
rermeister Frank Jürgens und
sein Team bauten in nur vier
Tagen ein massives, eineinhalb-
geschossiges Einfamilienhaus –
Stein auf Stein. Am fünften Tag
rücktenDachdeckermeisterLöhr
aus Löf an der Mosel und seine
Leute an, und setzten dem Ein-
familienhaus das Sahnehäub-
chen – sprich Dach – auf.
Fertig.
DerStartschuss fürden„Rekord-
bau“ fiel amDienstagmorgen, 9.
November, acht Uhr. „Feier-
abend“ war Montagnachmittag,
15. November, um 16 Uhr.
UNGEWÖHNLICHEWETTE
Der 33jährige
Handwerksmei-
ster Frank Jür-
gens ausNieder-
zissen gründete
vor fünf Jahren
sein Unterneh-
men, bereits mit
23 Jahren legte
er seineMeister-
prüfung bei der
HwK Koblenz
ab. Fünf Mitar-
beiter zählt sein
Bauunterneh-
men heute, sie
haben alle Hän-
de voll zu tun,
umdie guteAuf-
tragslage im Griff zu behalten.
Denn im Neubaugebiet Mayen-
Hausen ist es nicht das erste Ein-
familienhaus, das der Eifelaner
Unternehmer baut.
Bei der Einwei-
hung des letzten
Hauses blickten
Frank Jürgens
und der Archi-
tekt aufGeschaf-
fenes zurück –
und auf Künfti-
ges voraus. Das
nächste Haus, so
derArchitekt,sei
etwas einfacher,
da ohne Keller.
Frank Jürgens-
spontan: „Gut,
damit sind wir in
einerWoche fer-
tig!”
Eine Wette war geboren, über
die auf den Internet-Seiten der
Handwerkskammer Koblenz
täglich aktuell
in Bild und
Wort berichtet
wurde. Wie
weit ist der
Haus, was hat
sich in den letz-
ten Stunden ge-
tan, schaffen sie
es?
Hundertegehen
„online“, umzu
sehen, was die
Ha n dwe r k e r
leisten. Die
Rhein-Zeitung
berichtet, der
S ü d w e s t -
rundfunkkommtmit einemAuf-
nahmeteam.FrankJürgensagiert
nicht nur am Bau, auch vor Mi-
krofon und Fernsehkamera ist er
immer wieder „tätig“.
Befragt zu der Geschwindigkeit
seiner Arbeit, die trotz des Zeit-
faktors an Gründlichkeit nicht
zu überbieten ist, antwortet der
junge Handwerksmeister und
selbständige Unternehmer fast
bescheiden, dass er in dieser
Form der Ausführung ohnehin
die Zukunft am
Bau sehe. „Die
Bauzeiten müs-
sen kürzer wer-
den. Der Stand
der Technik und
auch die einge-
setzten Materia-
lien ziehen das
nachsich,fürden
Bauherren heißt
weniger Bauzeit
weniger finanzi-
elle Belastung
durch Doppel-
f i n a n z i e r u n g
„Neubau/Miete“,
die Laufzeiten
der Kredite wer-
den verkürzt”.
Diese Zukunft hat sich Frank
Jürgens grundsätzlich auf die
Fahne geschrieben - und damit
sichereAufträge für dieZukunft.
Eine unmit-
telbare Ko-
stenerspar-
nis am Bau
ergebe sich
a l l e r d i ng s
nicht, so der
für die Bau-
und Objekt-
b e t r e uung
verantwort-
liche Archi-
tekt, Dipl.-
Ing. Gerhard
Böhm aus
Osterspai:
„ B a u v o r -
gänge- und
Abläufe wie
auchdasMaterial sind identisch,
ob lange oder kurze Bauzeit“.
Gerhard Böhm, der die Wette
gegen denHandwerker,mit dem
er ansonsten
erfolgreich
zusammen-
arbeitet, ver-
loren hat,
sieht in der
Kooperation
einenGlücks-
fall. „Das ist Werbung für guten
Hausbau und perfekte Planung,
wenneinEinfamilienhausinfünf
Tagen entsteht.“ Voraussetzung
Passgenauer Zuschnitt
der Porenbetonsteine
Arbeitet gegen die Uhr:
Frank Jürgens
dabei sei nicht nur die Vorberei-
tung, auch die Motivation der
Mitarbeitermüsse stimmen.Und
das tue sie, versichert Frank Jür-
gens,sonstwäredas„Fünf-Tage-
Haus“ nicht in fünf Tagen fertig
gewesen...
Trotz Tem-
po wird die
Tradition
nicht ver-
gessen:
Richtspruch
durch den
Zimmerer.
Maurermeister
Der nächste Meistervor-
bereitungskurs für Maurer
beginnt bei der HwK
Koblenz am 10. April
(Vollzeit) sowie am17.
März 2000 (Teilzeit) in
Koblenz, in Bad Kreuz-
nach am 20. Oktober
2000. Infos und Anmel-
dung bei der HwK-
Meisterakademie, Tel.:
0261/398-400, Fax: -990.
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