Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 26

Blick nach vorn
Geschwister Müller lassen Späne fliegen / Weiterbildung / Meisterkurse / Franchise
Vor fast zwei Jahren, am 2. Ja-
nuar 1998, haben die beiden die
Tischlerei ihres Vaters in St. Se-
bastian übernommen. Genauso
klar und zielstrebig, wie sie ihre
Auftragsbereiche definierten,
genauso klar setzten sich die
Schwestern für jedes dieser bei-
den Jahre Ziele, die sie mit dem
Betrieb erreichen wollen, ent-
wickeltengenauumrisseneVor-
stellungen zu Ausbau und Um-
strukturierung des Unterneh-
mens und nicht zuletzt, mit Un-
terstützung einer Agentur, ein
maßgeschneidertes Marketing-
konzept, das die Veränderungen
Ihre Tätigkeitsbereiche haben sie von vornherein fein säuberlich aufgeteilt. Britta
Müller, die Jüngere, Tischlermeisterin und Betriebswirtin im Handwerk, ist für
Werkstattleitung, Aufmaß, Arbeitsvorbereitung, Konstruktionszeichnungen,
Holz-Einkauf, technische Betriebsausstattung, Wartung und Ausbildung zustän-
dig; ihre Schwester Elke, Praktische Betriebswirtin, für Verwaltung und Organi-
sation, Rechnungswesen, Controlling, Kundenakquisition und Verkauf, Lieferan-
tenauswahl und Auftragsabwicklung. Vielleicht - oder ganz sicher: gerade des-
halb klappt die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwestern so vorzüglich,
bleiben geschwisterliche Reibereien zumindest im Betrieb draußen vor der Tür.
tradition. „Den klassischen
Tischlereibetrieb, wie ihn unse-
re Eltern geführt haben, wo der
Vater in der Werkstatt arbeitete
und dieMutter die Buchführung
machte, konnten wir nicht ein-
fach so weiterführen,“ erläutern
Britta und Elke im Gespräch.
„Das geht allein schon deshalb
nicht, weil die Kostensituation
heute eine ganz andere ist als die
vor fünf und zehn Jahren und
weil wir unseren Kunden zwar
nach wie vor ein großes Lei-
stungsangebot bieten möchten,
wie sie es gewohnt waren, aber
nicht mehr alles selbst machen
können und wollen.“
Konzentration und Kooperation
sind die entscheidenden Schlag-
worte. Kon-
zentration, das
bedeutet auch,
dass sich Britta Müller als einen
Schwerpunkt ihrer Arbeit Mö-
belbau und Restaurierung vor-
genommen hat. Seit vergange-
nem Jahr ist sie dabei, im Hwk-
Zentrum für Restaurierung und
Denkmalpflege den „Restaura-
tor im Handwerk“ zu machen.
„Dabei habe ich be-
reits viel gelernt,
und der Kurs
macht mir dazu
richtig Spaß,“ erzählt sie,
verweist darauf, dass
die Veränderung
derAngebotspa-
letteauchbeiden
Mitarbeitern – drei Gesellen und
zwei Lehrlinge, im kommenden
Jahr soll möglicherweise, wenn
die positive Entwicklung anhält,
noch einMeister eingestelltwer-
den –, auf Zustimmung gesto-
ßen sei.
Kooperation haben die Müllers
wörtlich genommen und prakti-
zieren sie mit neun weiteren
Handwerksbetrieben aus der
Region. Da alle Partner unter-
schiedliche Handwerke imBau-
bereich abdecken, können sie
gemeinsam ihren Kunden um-
fassende und trotzdem auf die
individuellen Bedürfnisse zuge-
schnitteneKomplettangebotefür
Umbau- und Restaurierungs-
projektemachen. „Auf dieseArt
undWeise wollen wir Synergie-
effekte in Gang setzen, die allen
Beteiligten zugute kommen, den
Bauherren, die nur mit einem
Ansprechpartner zu tun haben,
und den Handwerkern,“ kom-
Britta Müller, Tischler-
meisterin und Betriebs-
wirtin des Handwerks,
ist in der schwesterli-
chen Allianz fürs Hand-
feste zuständig.
mentiert Elke Müller.
Zu einem weiteren Standbein
sollen sich die „woody win“-
Fenster entwickeln, moderne
Holzfenster, teilweise in Kom-
bination mit Aluminium, die
sogar in Niedrigenergiehäusern
eingesetzt werden können und
von Tischlermeister Harry
Krischer aus Niederzissen ent-
wickelt, patentiert und auch als
Franchisegeber vertrieben wer-
den - eine sicher einmalige Zu-
sammenarbeit zwischen Hand-
werksunternehmen, die bundes-
weit Schule machen soll. „Sel-
ber herstellen werden wir sie al-
lerdings nicht, das wäre einfach
unrentabel.Wir übernehmen sie,
wie vier andere Tischlereien
auch.“
Bleibt eine letzte unddochwich-
tige Frage: Wie hat Müller seni-
or auf die ehrgeizige Umgestal-
tung „seiner“ Tischlerei durch
die strebsamenTöchter reagiert?
ElkeMüller lacht: „Er freut sich,
dass er jetzt endlich mehr Zeit
für seinen großen Garten hat!“
auch nach außen hin bewusst
machen und ökonomisch wirk-
sam werden lassen soll.
MÜLLER HOCH ZWEI
Firmenfahrzeuge, Prospekte,Vi-
sitenkarten. Alles trägt jetzt, un-
übersehbar auf rot-schwarzem
Grund, das Emblem „M
2
“, das
nach dem Willen der beiden
handwerkliche Vielfalt und In-
novation signalisieren soll. Dar-
unter aber steht auch noch der
Name des Vaters, Karl Müller,
klares Bekenntnis zur Fortset-
zung der guten Familien-
Meister werden
Der nächste Meistervor-
bereitungskurs im
Tisch-
ler
handwerk beginnt bei
der Meisterakademie der
HwK Koblenz im Januar
2000 in Koblenz (Teil-
zeit). Im
Zimmerer
hand-
werk startet ein Meister-
vorbereitungskurs im
September 2000 in Ko-
blenz, in Bad Kreuznach
bereits im März.
Infos und Anmeldung bei
der HwK-Meisterakade-
mie, Tel.: 0261/398-400,
Fax: -990, e-mail:
Restaurator
Das Zentrum für Restau-
rierung und Denkmalpfle-
ge der HwK Koblenz in
Herrstein bietet gewerke-
übergreifend Lehrgänge
für fachgerechte Restau-
rierungen an. Der nächste
Kurs zum „Restaurator im
Handwerk“ beginnt am
24. Februar 2000.
Infos und Anmeldung bei
der HwK-Weiterbildung,
Tel.: 0261/398-113, Fax: -
990, e-mail:
Britta und Elke (links)
Müller führen das Werk
ihres Vaters fort, etwas
anders, aber erfolgreich.
Und was sagt der Unter-
nehmensgründer? Endlich
mehr Zeit für den Garten...
Die Zusammenarbeit zwischen
der Tischlerei Müller und dem
Fensterbauunternehmen
Krischer - auf dieser Seite be-
schrieben - bietet im Franchi-
sebereich zukunftsorientierte
Möglichkeiten. Ein Unterneh-
men entwickelt eine Idee in die
Praxis, läßt sich das Produkt
schützen und bietet anderen
Unternehmen Nachbau und/
oder Vertrieb an. Davon
profitieren beide Seiten.
Fensterbauer Krischer sucht
noch Franchsienehmer.
Infos zu Franchise gibt auch
die HwK-Betriebsberatung,
Tel.: 0261/398-251, Fax: -994
Die HwKKoblenz feiert im Jahr
2000 ihren 100. Geburtstag. Sie
lädt deshalb Schülerzeitungs-
redakteure der Sekundarstufe I
und II zueinemSchülerzeitungs-
wettbewerb ein. Die Schul-
redakteure treffen Vertreter des
Handwerks in verschiedenen
Generationen. Im Gespräch er-
kunden die jungen Journalisten
unterschiedliche Arbeitsweisen
und Arbeitsbedeutungen in den
Jahren. Die durchgeführten In-
terviewswerdenamPCgeschrie-
ben und als Wettbewerbsarbeit
eingereicht. Schere, Kleber usw.
Zur Erstellung des Layouts soll-
ten mitgebracht werden.
Eine Jury, die von der HwK
mit der Bezirksregierung beru-
fen wird, prämiert die besten
Arbeiten. Der Siegerredaktion
winken 200 Mark. Der zweite
und dritte Preisträger kann sich
über 150 bzw. 100 Mark freu-
en. Die Berichte können in der
eigenen Schülerzeitung veröf-
fentlicht werden.
Anmeldeschluss ist der 31.Mai
2000. Der Wettbewerb ist am
6.September2000imKurfürst-
lichen Schloss zu Koblenz.
Infos und Anmeldung bei der
Pädagogischen Anlaufstelle,
Tel.: 0261/398-324, Fax: -989,
e-mail:
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