Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 29

Patentes Handwerk:
Von der Idee mit Know-how zur Serienreife. Handwerker und ihre Erfindungen.
Schon sehr alt ist der Brauch,
einen Weihnachtsbaum in der
guten Stube aufzustellen.
Wahrscheinlich genauso alt
sindRatlosigkeit, Verzweiflung
oder Frust, die einen beim
Kampf mit dem Weihnachts-
baumständer überkommen:
Hier klappt der Spannme-
chanismus nicht, dort bleibt
kein Platz für Wasser, das dem
Baum das Leben in der unge-
wohnten Umgebung verlän-
gert, und ist es noch leicht, den
Baum ins Lot zu bringen, fängt
der Ärger beim Lösen der Hal-
terung an.
Nicht die Idee, sondern genau
dieser Ärger stand am Anfang
der Entwicklung einer „Vorrich-
tung zumFestspannen von senk-
rechten, stabartigen Gegenstän-
den“, die Rolf-Peter Schmitt aus
Staudt im Westerwald zum Pa-
tent angemeldet und auf der
Handwerksmesse 1999 beim
„Erfinderclub Junges Hand-
werk“ öffentlich vorgestellt hat.
ZweiBesonderheitenunterschei-
den sein Produkt von allem, was
der Markt bisher kennt. Die er-
ste: Der Weihnachtsbaum lässt
sich tatsächlich spielend leicht
und standsicher aufstellen, und
der Ständer fasst dabei noch ei-
nige Liter Wasser. Die zweite:
Während des restlichen Jahres
kann der patentierte Ständer für
Sonnenschirme,Wäschespinnen
und alles, was sonst im Garten
oder auf dem Balkon aufzustel-
len ist, verwendet werden. In-
zwischen ist ermit Interessenten
im Gespräch, die seine Erfin-
dung in Serie gehen lassen wol-
len. Für den Tannenbaum zum
echten Jahrtausendwechsel soll
er jedenfalls in den Geschäften
sein.
HANDWERK IN FORMEN
Wenn Rolf-Peter Schmitt gera-
de nicht dabei ist, neue Patente
zu entwickeln - jüngstes Projekt
ist eine in Modulen aufgebaute
Pflegemittel- oder Kosmetika-
Station für das Bad - geht er
seinem Handwerk als Maschi-
nenbaumeister nach. Für seine
Kunden, die überwiegend aus
der Westerwälder Keramikin-
dustrie kommen, stellt er indivi-
duelle Produktionsformen und
Maschinenteile her. Der 41-jäh-
rige verfügt über einen moder-
nen Maschinenpark, in dem
CNC-Technikselbstverständlich
zum Einsatz kommt.
Mitte der 70er Jahre lernte er das
Dreher-Handwerk und machte
1982 nach mehreren Jahren in
Anstellung seinen Meister als
Maschinenbaumechaniker. Den
eigenen Betrieb gründete er be-
reits ein Jahr zuvor in einer Ga-
rage an seinem Elternhaus. Als
Junge Menschen und
ihre Ideen - ein un-
ermessliches Poten-
tial an Kreativität,
aus demneue Erfin-
dungen resultieren,
wenn die Kreativität
erkannt undunterstützt
wird. DieHwKKoblenz
lud deshalb zum „Er-
finderclubJungesHand-
werk“ ein.
HandwerkslehrlingeundGesel-
len fühlten sich angesprochen,
die Freude an Zahlen, Physik
und Technik haben, die Be-
triebsabläufe in ihren Hand-
werksunternehmenoptimieren,
die alleine entwickelnundübers
Internet die dabei gewonnenen
Ergebnisse austauschenwollen.
Jeder Beruf ist einbezogen, ob
Bäcker,Feinmechaniker,Instal-
lateur- undHeizungsbauer oder
Für clevere Lehrlinge und Gesellen:
„Erfinderclub Junges Handwerk“
das neue Gewerbegebiet „Fein-
cheswiese“unweitderAutobahn
erschlossen wurde, war er 1986
als zweiter vor Ort und errichte-
te seine Produktionsstätte.
Von Anfang an bildete er Lehr-
linge aus, heute sind gleich drei
von insgesamt zehn Mitarbei-
tern bei ihm im Rennen. Manch
einer aus seiner Schule hat eine
Karriere als Techniker oder In-
genieur eingeschlagen, andere
sind als Geselle bei ihm geblie-
ben; auf die Straße musste er
jedenfalls noch niemand setzen.
DerMaschinenbaumeisterweiß,
dass er einen weiten Weg von
der Idee bis zur Produktionsrei-
fe gehen muss. Bis sich dann ein
Partner für die Serienprodukti-
on findet, vergeht noch einmal
Zeit – für die Eigenproduktion
reicht dieKapazität seinesHand-
werksbetriebes nicht aus. Und
dennoch: das Lösen von techni-
schen Herausforderungen, die
Umsetzung von Vorstellungen
in die Tat, das erst macht den
Reiz des Handwerks richtig aus.
Da darf man sicher noch einiges
aus demWesterwald erwarten ...
Der Scheren-Mechanismus spannt mit geringem Kraft-
aufwand Rohre von unterschiedlicher Form und Quer-
schnitt; „Reiter“, die man auf die „Zähne“ aufstecken
kann, schonen dabei glatte Flächen.
Maschinenbaumeister
Rolf-Peter Schmitt
präsentiert den für
das ganze Jahr
nützlichen
Weih-
nachts-
baum-
ständer.
Informationen
Computer gesteuertes
Drehen und Fräsen ist aus
der handwerklichen Produk-
tion nicht mehr wegzuden-
ken. Die HwK Koblenz bie-
tet folgende CNC-Kurse an:
Grundkurs/A:
26. Februar 2000 (sa) in Ko-
blenz, 4. Januar 2000
(di&do) in Bad Kreuznach
Für die Metallbearbeitung
qualifiziert die DVS-
Schweißtechnische Lehran-
stalt bei der HwK in Ko-
blenz und Bad Kreuznach.
In der Übungswerkstatt ist
laufender Einstieg möglich.
Info-Tel.:
0261/398-113,
Fax: -990, e-mail:
Zahntechniker. Monat-
lich treffen sich die
Clubmitglieder und
tauschen ihre Ideen,
Überlegungen und
Erfindungen aus.
Ein Team von HwK-
Experten aus dem tech-
nischen und pädagogi-
schen Bereich leistet ih-
nen „Rückendeckung“,
hilft die Theorie in die Praxis zu
überführen.
„Dies bedeutet langfristig“, so
dieHwKKoblenz, „sichere und
neue Arbeitsplätze sowie Be-
rufschancen für heute und mor-
gen für den einzelnen wie für
uns alle.“ Wer will, kann die
Chancen nutzen, die eine lei-
stungsorientierte Organisation
wie die HwK mit ihren Mitar-
beitern und dem High-Tech-
Potential bietet.
Das nächste Treffen ist am 10. Dezember 1999, 16.30 Uhr !!!
Info-Tel.:
0261/398-531, Fax: -988, e-mail:
Internet:
1...,19,20,21,22,23,24,25,26,27,28 30
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