Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 13

Metall gut in Form:
HeleneDax und ihre „High-Tech-Schmiede“ / HwK-Laserzentrum /Meisterkurse
Als in der alten preußischen
RheinprovinzBruttiganderMo-
sel Schmiedemeister Dax den
Hammer schwang, mag dem
Handwerkersoeinigesdurchden
Kopf gegangen sein – auch die
Nachfolge. Wer weiß, ob ihm
dabei jemals der Gedanke kam,
einer Tochter das Feuer in der
heimischen Schmiede anzuver-
trauen. Drei Generationen spä-
ter heißt das Unternehmen im-
mer noch Dax. Doch viel hat
sich viel verändert, das Schmie-
defeuer ist durch die Laser-
schneidanlage ersetzt worden,
und Chef ist heute eine Frau.
Helene Dax, 33 Jahre. Maschi-
nenbaustudium. Seit einem Jahr
ist sie „offiziell“ Betriebsleite-
rin der „Helene Dax
MetallForm“ in Cochem-Brau-
heck; seit 1991 arbeitete sie in
dem Unternehmen ihres Vaters
Franz mit, der den Be-
trieb seinerseits von
Vater Philipp über-
nahm. Das war 1960.
DAS ERFOLGS-GEN
Fester Bestandteil der
Daxschen Genspirale muß da-
mals schon neben dem hand-
werklichen Geschick in der Me-
tallbearbeitungdas betriebswirt-
schaftliche Talent gewesen sein.
Denn Franz Dax zog mit dem
Familienbetrieb in eine neue,
größereWerkstatt in denMosel-
ort Ernst um und baute ein zwei-
tes Standbein aus: den Landma-
schinenhandel. Es war die Zeit,
in der die Region noch stärker
als heute durch Landwirtschaft
und Weinbau geprägt war, fol-
gerichtigexpandiertederBetrieb
und stieß schließlich an seine
Kapazitätsgrenzen. EineHeraus-
forderung für die nächste Gene-
ration – und damit für Helene
Dax, die jüngste von insgesamt
sechs Geschwistern.
DieKalkulationder damals noch
nicht einmal 30jährigen Dipl.-
Ing. imMaschinenbau (FH) kam
zu einem nüchternen Ergebnis:
neue,modernereMaschinenwur-
den gebraucht, aufgrund des
Mischgebieteswar einStandort-
ausbau in Ernst nicht möglich.
In dem neuen Gewerbegebiet
Reine Produktionsstätte in Cochem-Brauheck? „Wir
wollen von außen zeigen, welche Kreativität im Unter-
nehmen steckt“, so Betriebsinhaberin Helene Dax.
Cochem-Brauheck fand Helene
Dax einen idealen Standort –
wieder zog der Betrieb um.
In vielerlei Hinsicht war das mit
technischen, logistischen und
finanziellen Herausforderungen
verbunden. Eine neue Produkti-
onsstätte wurde gebaut, die von
außendas repräsentiert,was sich
innen tut: die Halle bricht mit
ihrerGestaltungausjedemstan-
dardisierten Klischee einer
„normalen“ Werkstatt
aus, verbindet Kreati-
vität, Individualität
und das „besonde-
re Etwas“mit Pro-
duktivität. Die
Firmenphiloso-
phie von Helene
Dax.
DER LASER-ROLLS-ROYCE
Innerhalb von 14
Tagen wurden alle
Anlagen aufgestellt
undangeschlossen.Län-
gere Produktionsausfälle
konnte sich die junge Be-
triebsinhaberin nicht leisten, „in
der Blechbearbeitung, unserem
Arbeitsschwerpunkt, stand die
Arbeit ganze acht Stunden still.“
Auch finanziell stellte der Neu-
bau mit seiner High-Tech-Ein-
richtung („Der “Rolls Royce”
unter den Maschinen ist eine
Laserschneidanlage, die soviel
wie ein gutes Einfamilienhaus
kostet!“) die Unternehmerin vor
Herausforderungen. „Doch mit
unserer guten Produktionsaus-
lastung erschienmir das Finanz-
problem lösbar.“
EDLE KUNDSCHAFT
Für diese gute Auslastung sor-
gen neben Privatkunden auch
Partner aus Handwerk und Indu-
strie. Der Weltmarktführer von
Verarbeitungsanlagen für Hy-
gieneprodukte ordert Kompo-
nenten für seineAnlagenbeiHe-
leneDax genausowie der Sieger
des rheinland-pfälzischen
Innovationspreises.Warumdie-
se Unternehmer zum Kunden-
kreis gehören? „Die betreiben
ein gut organisiertes Outsour-
cing“ – die Auslagerung ganzer
Fertigungsprozesse aus der ei-
genenProduktionanDritte. „Mit
unserem Spezialgebiet in der
Metall-,vorzugsweiseBlechver-
arbeitung haben wir hier eine
Marktlücke gefunden und uns
erfolgreich etabliert.“ So fertigen
die Daxschen Handwerker für
denWeltmarktführer Laufstege,
GeländerundSicherheitseinrich-
tungen seiner Anlagen, die an-
schließend in alle Erdteile ex-
portiert werden.
Dabei, so hebt Helene Dax her-
vor, sei nicht nur die Funktiona-
lität ein Aspekt, „auch das De-
sign spielt heute eine wichtige
Rolle,selbstbeiIndustriemaschi-
nen, denn alleinmit dem techno-
logischen Inhalt ist eine Anlage
nochkeinWeltmarktführer –das
Auge kauft mit.“ Und so planen
HeleneDax und ihreMitarbeiter
am PC Statik und Design, Ma-
terialauswahl und Kosten, sen-
den das „Datenpaket“ online in
die Werkstatt, das dort vom La-
serstrahl aus der Theorie in die
Praxis „freigeschnitten“ wird.
Doch auch das weitere Inventar
in der über 1000 qm großen
Werkhalle kann sich sehen las-
sen: eine riesige Kantbank, mo-
derne Arbeitsplätze zum Schlei-
fen,Schweißen, BohrenundFrä-
sen bis hin zur Montage, alles
auf dem neuesten Stand der
Technik,alles untereinemDach.
Damit setzen die 22 Mitarbeiter
und drei Lehrlinge das um, was
Helene Dax immer wieder als
Leitmotiv des Unternehmens
nennt: „Flexibel auf jeden Kun-
denwunsch reagieren zu kön-
nen...“
Laser: Feuer frei!
Ob Schneiden, Schweißen,
Gravieren oder Löten - die
Lasertechnik lässt sich mate-
rialübergreifend vielfältig im
Handwerk einsetzen. Im Laser-
zentrum stellt die HwK Ko-
blenz Betrieben die Technolo-
gie an vier Arbeitsplätzen vor,
Handwerker können sich infor-
mieren, schulen oder Arbeiten
durchführen lassen.
Infos: HwK-Laserzentrum,
Tel.: 0261/398/541, Fax: -988.
Selbst Intarsienarbeiten in Holz lassen sich mit der
Lasertechnologie herstellen.
Meisterlich!
Mit meisterlichem
Schwung ins nächste
Jahrtausend: Bei der
HwK-Meisterakademie
startet am 12. April ein
Meistervorbereitungskurs
für Metallbauer (Vollzeit
in Koblenz), ab 21. August
können sich Feinwerk-
mechaniker (Vollzeit in
Koblenz) auf ihre Meister-
prüfung vorbereiten.
Info-Tel.: 0261/398-400.
1...,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12 14,15,16,17,18,19,20,21,22,23,...30
Powered by FlippingBook