Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 9

Ganz genau...
nimmt es das Uhrmacherhandwerk mit der Zeit / ...der Markt der Möglichkeiten
Seit 1970 arbeitete er gewisser-
maßen als „Heimarbeiter“, in
Ochtendung,seinemGeburtsort,
wohin er wieder zurückgekehrt
war, übernahm Aufträge vor al-
lem für Goldschmiede und Ju-
weliere, die selber keine Uhren-
werkstatt mehr betrieben. Das
mache er auch heute noch, er-
klärt er, obwohl er seit
nunmehr29JahrenBe-
sitzer einer eige-
n e n
Werk-
statt und eines Geschäfts in der
Ochtendunger Festungsstraße
sei. Die Lage ist für einen Uhr-
macher, der auch Schmuck, Be-
stecke, Pokale,Wappenundvie-
les mehr aus edlen Metallen zu
seinem Sortiment zählt, unge-
wöhnlich genug, ringsum nur
ganz normale Eifelwohnhäuser
aus schwarzem Basalt, von de-
nen etliche zumindest früher als
Bauernhof fungiert haben dürf-
ten.
VOM ALTEN SCHLAG
Uhrmacher auf demLand gibt’s
nicht häufig, auch hier hat sich
der Trend zur preiswerten Weg-
werfuhrdurchgesetzt.„ImGroß-
uhrenbereich ist das noch etwas
anderes, da gibt es nach wie vor
mechanischeUhrwerke, dieman
warten und reparierenmuss, und
inden letzten Jahrennimmt auch
das Restaurieren von Uhren im-
mer mehr zu“ - Uhren vomund
mit altem Schlag sozusa-
gen. Sein bislang kom-
pliziertester Auftrag?
„Eine Taschenspindel-
uhr mit Weckwerk.
Da habe ich mir
sogar Skizzen
machen
Zeiger drehen sich eifrig im Kreise, Pendel schlagen emsig hin und
her, immer auf der Spur der schnell verrinnenden letzten Tage und
Stunden des alten Jahrhunderts. Hans-Werner Krämer ist an das
leise und doch unüberhörbare Ticken der Uhren gewöhnt. Uhren
umgeben ihn, seitdem er sich 1964 entschloss, Uhrmacher zu wer-
den - ganz ohne familiäre Vorbelastung. „Mein Großvater war noch
Bauer, mein Vater einfacher Arbeiter, aber mich faszinierte alles,
was irgendwie mit Mechanik zusammenhing.“
Schon damals war es nicht ganz
leicht, seinen Berufswunsch zu
realisieren, eine Lehrstelle zu
finden. „Dafür reiste mein Vater
wochenlang in der Gegend her-
um, und als er endlich in Neu-
wied fündig wurde, musste er
mir noch mein gesamtes kost-
spieliges Werkzeug selber kau-
fen.“ Mochte ihm das auch alles
andere als leicht fallen - auf die-
seArt undWeisebesaßder Sohn,
der später als Geselle in
Mainz und Andernach
arbeitete, schon die nö-
tige Ausstattung, um
sich nach der Meister-
prüfung 1973 selbstän-
dig zu machen. „Mein
Meisterstück habe ich
immer bei mir,“ meint
Krämer, zeigt auf seine
Armbanduhr, für deren Uhr-
werk er Teile in Übergröße an-
fertigte.
müssen, um nachher alles wie-
der funktionstüchtig zusammen-
bauen zu können“. Wenn es sein
muss, repariert er als „mobilen
Service“das gute Stück auch
gleich bei seinem Besitzer.
SPONSOR GESUCHT
Sein bislang größter Auftrag,
zumindest wenn es um die rei-
nen Dimensionen des Werk-
stücks geht, steht gegenwärtig
noch in der Halle der Ochten-
dunger St. Martin-Schule. Es ist
das alte Uhrwerk aus dem 800
Jahre alten Kirchturmdes Ortes.
Da die Pfarrei schon lange auf
elektronische Steuerung umge-
stellt hatte und das Uhrwerk
überflüssig geworden war, bau-
te Krämer mit Hilfe der Freiwil-
ligen Feuerwehr und etlicher
Seilwinden das schwere und
sperrige Objekt aus dem Turm
aus, zerlegte und reparierte es.
Demnächst soll es wieder eine
Uhr antreiben, die im Turm auf
dem Dach der Schule. „Bis es
soweit ist, brauchen wir aller-
dings noch einen Sponsor, der
das Gerüst finanziert, damit ich
vor Ort die festgerostete Zeiger-
welle in Gang bringen kann.“
Vielleicht klappt’s ja 2000 - da-
mit die Schuluhr gleich die er-
sten Stunden und Tage des neu-
en Jahrhunderts zählen kann.
Uhrmachermeister
Krämer mit seinem bisher
größten (Uhrwerks)Fall: Es
stammt aus dem 800 Jahre
alten Ochtendunger
Kirchturm.
Ein Handwerk mit Tradition,
dass mit moderner Technik
und handwerklichen Höchstlei-
stungen auch in Zukunft die
Zeit mitbestimmen wird: Bei
der HwK Koblenz sind zur
Zeit 97 Unternehmen des
Uhrmacherhandwerks einge-
tragen. Informationen zur
Ausbildung im Uhrmacher-
handwerk gibt die HwK-Aus-
bildungsberatung, Tel.: 0261/
398-323, Fax: -989, e-mail:
ternet:
Der Beratungsservice der
Handwerkskammer Koblenz
bietet mit vielfältigsten Mög-
lichkeiten Handwerksunter-
nehmen einen kostenlosen
Beratungsservice - sowohl in
den HwK-Zentren, wie auch
vor Ort in den Unternehmen.
Teil dieses Angebotes ist der
Service der Betriebsberatung.
Mehr als 1.700 mal werden die
Experten der HwK Koblenz
bis zum 31. Dezember 1999
Handwerker beraten - ob Fi-
nanzierung, Unternehmens-
übergabe oder Export. Vergli-
chen mit den Vorjahren ist der
Beratungsservice gefragt, wie
nie zuvor. Gegenüber 1995 hat
sich die Zahl von Beratungen
um fast 700 Fälle gesteigert,
im Jahr 2000 ist mit einer
Verdopplung des Beratungs-
services gegenüber ´95 zu
rechnen.
Für die einzelnen Kreise im
nördlichen Rheinland-Pfalz
verantwortliche Betriebs-
berater der Handwerkskammer
Koblenz und ihre Telefon-
Nummer:
Altenkirchen
Stefanie Binge, 0261/398-248
Neuwied & Ahrweiler
Uwe Kaufmann, 0261/398-247
Mayen-Koblenz
Daniela Becker-Keip,
0261/398-257
Stadt Koblenz
Christina Zeutzheim,
0261/398-245 (vormittags)
Westerwald
Norbert Wirtz, 0261/398-242
Rhein-Hunsrück &
Cochem-Zell
Hans-Georg Büllesbach,
0261/398-246
Rhein-Lahn, Birkenfeld und
Bad Kreuznach
Uwe Fuhr, 0261/398-256
Auf dass, was hier geboten
wird, lässt sich - zeitlos - ein
berufliches Leben aufbauen
und zurückgreifen: Am Wo-
chenende 18. und 19. März
2000 findet bei der Hand-
werksmammer Koblenz der
Markt der Möglichkeiten
statt.
An diesem Wochenende dreht
sich in den Berufsbildungs-
zentren in der August-Horch-
Str. 6-8 (Metall- und Techno-
logiezentrum; Bauzentrum)
alles um Weiterbildung, Bera-
tung und Unterhaltung. Infor-
mationen zu berufsspezifi-
schen Weiterbildungsmöglich-
keiten gibt es genauso, wie
Aufbaukurse zum Zeichnen
oder Internetprogrammieren -
egal ob für Freizeit oder beruf-
lichen Aufstieg. Darüber hin-
aus wird der gesamte HwK-
Beratungsservice in „gebün-
delter Form“ Interessierten zur
Verfügung stehen. Neben der
„Beschaffung“ von Informatio-
nen zum beruflichen Ein- und
Aufstieg wird ein buntes Un-
terhaltungsprogramm jung und
alten Besuchern etwas bieten.
Also: Hinkommen zum Markt
der Möglichkeiten am 18. und
19. März 2000 bei der HwK
Koblenz in der August-Horch-
Str. 6-8. Infos unter Tel.: 0261/
398-251, Fax: 994.
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,...30
Powered by FlippingBook