Handwerk Special Nr. 70 vom 29. September 1999 - page 18

Rund ums Bauen:
BeiNeu- undUmbauoder SanierunggreifenmehrereHandwerksberufe ineinander.
Die Schwäche des Architekten
Rüdiger Bill für romantisches
Ambiente, seine Liebe für einen
Schuss Nostalgie bewahrten das
Haus vor demAbriss. Er erwarb
den kleinen Backsteinbau und
rettete somit auch ein Stück Ge-
schichte der Stadt. Die Gemein-
de Idar-Oberstein wollte das
Gebäude abreissen, weil es als
unbewohnbar galt. Durch die
extrem steile Hanglage wurde
auch das Grundstück als unbe-
baubar eingestuft. Rüdiger Bill
ließ sich davon nicht beirren. Er
baute es für seinen Sohn und
dessen Lebensgefährtin zum
Wohnhaus mit 120 Quadratme-
tern Wohnfläche um. Bill ver-
schweigt dabei nicht, dass man-
An den Hang geschmiegt, über den Dächern von Idar-Oberstein steht ein Haus auf blauen Stelzen.
Auch Fensterrahmen und Türen sind blau - Ausdruck für Freude und Lebenslust.
Das alte Kelterhaus von 1942 hat seinen Charme bewahrt und ist durch moderne
Umnutzung zum Blickpunkt im Ortskern des Nahe-Städtchens geworden.
weiteren Schwerpunkt auf Häu-
ser inHolzrahmenbauweise: „In
der Regel werden die Wand-
elemente in unserem Betrieb
vorgefertigt. Sie bestehen aus
Ständern, diebeidseitigbeplankt
werden und so ihre Festigkeit
erhalten. Das erspart bei der
Montage vor Ort Kosten und
Zeit.“
cherOrtsansässigeMühehat,das
Haus zu akzeptieren. „Ableh-
nung ist eine Reaktion auf das
Unverstandene.“
AUFWÄRTS AM HANG
„Das Haus ist ortsgebunden, es
ist auf die Topographie zuge-
schnitten.EspasstsichdemHang
anundnicht umgekehrt.Die stei-
le Hanglage wurde mit einer ge-
stellten Zangenkonstruktion in
Holzrahmenbauweise überwun-
den“, erklärt Zimmerermeister
Martin Anton aus Bischofs-
dhron. Neben traditionellen
Dachstühlen legen er und seine
24 Mitarbeiter, darunter vier
Meister und ein Lehrling, einen
RÜCKGEWINNUNG
Innenseitig gedämmte Ständer-
wände und ein ausgefallenes
Heizsystemgewährleisten einen
Niedrigenergiestandard. Durch
kontrollierte Wohnraumlüftung
wird ein Wärmerückgewin-
nungsgrad von etwa 91 Prozent
erzielt. „Dazu wurden in jedem
Raum Lüfter installiert, die die
warmeund feuchteLuft insFreie
befördern. Während des Entlüf-
tungsvorgangs wird die warme
Luft über einen Wärmespeicher
geführt. Dieser lädt sich dabei
auf. Nach einer gewissen Zeit
wird der Vorgang umgekehrt.
Kalte und frische Luft wird an-
gesaugt, durch den aufgelade-
nenWärmespeichererwärmtund
Blickfang und besonderer
Schmuck sind die blau lasierten
Holzfenster im Backsteinbau.
Um die Unebenheiten im Mau-
erwerk auszugleichen, brachte
SchreinermeisterHartmutRöder
aus Mörschied um den Fenster-
bereich schmale Deckleisten an,
in die der Rahmen eingepasst
wurde: „Ein sorgsam verarbei-
teter und fachgerecht eingesetz-
ter Fensterrahmen hat eine jahr-
zehntelangeLebensdauer. Inder
Regel wird der Fensterrahmen
imprägniert. Erst nach dem Ein-
bau erfolgt dann der farbige
Schutzanstrich“, ergänzt er.
Auch die Bruch-Backsteine des
ehemaligen Kelterhauses wur-
den gegen Witterungsverfall
imprägniert und neu verfugt.
an die Räume abgegeben“, er-
klärt Dipl.-Ing. Dirk Meng von
der Heizungsbaufirma Schupp
aus Idar-Oberstein das Prinzip.
Um die Lüftungsanlage so ef-
fektiv wie möglich betreiben zu
können, sollte sie automatisch
abschalten, sobald Fenster ge-
öffnet werden.
Heute schmiegt sich neben den
schlichten Backsteinbau ein
modernerAnbauinHolzrahmen-
bauweise. Alt und neu im har-
monischen Kontrast. Der sorg-
same Umgang mit vorhandener
Bausubstanz, die Kosten be-
wusstePlanungundAusführung
zeigen, dass einwohldurchdach-
ter Umbau für die Bewohner ge-
winnbringend ist.
Alt und Neu harmonisch vereint präsentiert die erweiterte alte Kelterei in
Idar-Oberstein. Die extreme Hanglage stellte Architekt und Eigentümer
Rüdiger Bill (r.) vor Herausforderungen, für die er clevere Lösungen fand.
Für 110 Maurer, 60 Zimmerer,
57 Straßenbauer, 29 Fliesenle-
ger, 12 Stukkateure, 14 Beton-
bauer, sieben Trockenbau-
monteure und einen Wärme-,
Kälte- undSchallschutzisolierer
des ersten Lehrjahres begann in
diesen Tagen die überbetriebli-
che Lehrlingsunterweisung
(ÜLU) im HwK-Bauzentrum in
Koblenz. Gleichzeitig starteten
54 junge Bauhandwerker im
HwK-Berufsbildungszentrumin
Bad Kreuznach. Die 344 jungen
Leute gehören zu den knapp
3.000 Lehrlingen im nördlichen
Rheinland-Pfalz, die bis 31. 07.
ihre Ausbildung im Handwerk
begonnen haben.
Die überbetriebliche Lehrlings-
unterweisung bei der HwKdient
der beruflichen Grundausbil-
dung in den ersten beiden und
der Fachausbildungbis zumdrit-
tenLehrjahr.Eshandeltsichhier-
bei um eine tarifliche Vereinba-
rung zwischen den Arbeitgeber-
verbänden und Gewerkschaften
mitdemZiel,einattraktivesAus-
bildungsprogramm zu schaffen.
So erfordert die Zusammenar-
beit der verschiedenen Bau-
gewerke in der Praxis die Ver-
mittlung berufsübergreifender
Kenntnisse bereits während der
Lehre. Die Ausbildungsver-
ordnung der Bauwirtschaft för-
dert die berufsfeldbreite Grund-
ausbildung. Die ÜLU ergänzt
imdualenBerufsbildungssystem
die Ausbildung in Betrieb und
Berufsschule.
Infos zur Ausbildung
, Tel.:
0261/398-323,Fax: -989, e-mail:
Internet:
Start inBadKreuznach. Dr. Lothar Greunke begrüßt mit
den HwK-Ausbildungsmeistern die jungen Leute.
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