Handwerk Special Nr. 70 vom 29. September 1999 - page 17

Schöner wohnen:
Das Handwerk gestaltet mit Kreativität und Perfektion den Wohn- und Lebensraum.
Sie sind im Lauf von Jahrmillionen ge-
wachsen. Das macht sie dauerhaft, und
das macht sie schön: Natursteine, zuneh-
mend geschätzt und vorzüglich geeignet
auch für die Gestaltung von Gärten oder
Eingangsbereichen gleich vor der eige-
nen Haustür.
Naturpflaster lässt sich als Gestaltungselement für Straßen, Plätze oder
Gartenanlagen einsetzen. Farblich unterschiedliche Steine gliedern einen
Terassenbereich oder eignen sich als Brunnen- und Teicheinfassung.
Mit einem Trockenmauerwerk lässt sich ein Hang nicht nur gut befestigen, es wird auch zum Blickfang für das
Grundstücksumfeld. Außerdem bietet es Tieren und Pflanzen einen Lebensraum.
den, 1912 gegründeten Miehlener Pfla-
ster- und Straßenbau zusammen mit Willi
Kurth seit 1985 leitet, auf der Hand: „Das
ist in erster Linie eben eine Frage des
Geldes, das man für die Anlage ausgeben
will; heimische Steine sind nun mal er-
heblich teurer als Importmaterial.
STEINE AUS ALLER WELT
Deshalb findet sich denn in unseren Gär-
ten und Einfahrten, genau wie auf den
Straßen, in friedlicher Koexistenz ein in-
ternationales Steingemisch: Porphyr aus
Südtirol, grauer Granit aus Portugal, wei-
ßer aus China und roter aus Indien. Sogar
der eingesetzte Basalt stammt, trotz Eifel-
nähe, überwiegend aus der Türkei. „Vor
Besonders beliebt sind Granit in all seinen
Spielarten, vom hellen, fast gelblichen
über den rosafarbenen bis zum roten oder
dunkelgrauen Stein, oder Porphyr, chan-
gierend zwischen bräunlichen und rötli-
chen Farbtönen. Aus heimischen Stein-
brüchen, wie die Grauwacke, stammen
allerdings die wenigsten der verarbeiteten
Steine. Der Grund dafür liegt, so Jürgen
Michel, der den immer noch expandieren-
ein paar Wochen haben wir auch mal
wieder deutschesGesteinverarbeitet, Por-
phyr aus der Lausitz, aus einem wieder-
aufgenommenen Steinbruch. Der war so
hart, dass wir uns daran fast die Zähne
ausgebissen hätten, weil wir ihn kaum
zuschlagen konnten bei der Bearbeitung.“
ProQuadratmeter Natursteinpflaster sind,
inklusive Verlegung, ab 150 Mark zu be-
zahlen (bei heimischen Steinen verteuerte
sich der Preis noch einmal um 20 bis 30
Mark), je nach Gesteinsart und Größe.
Wer es preiswerter haben möchte, kann,
wie Juniorchef Alexander Kurth erklärt,
auch Natur- mit Kunststein kombinieren,
Porphyr als Umrandung wählen und dazu
das an denKanten abgerundete, aus Beton
hergestellte, harmonisch wirkende
Burgenpflaster für die große Fläche. Oder
das Natursteinpflaster als Ornament ein-
bringen bzw. gezielt als dekoratives i-
Tüpfelchen einsetzen, das Eingangs- oder
Terrassenbereiche hervorhebt.
BELIEBT BEIM BURGENBAU
DieMöglichkeiten sind schier unbegrenzt,
erst recht dann, wenn es nicht allein um
die Pflasterung geht, sondern auch darum,
mit Treppen oder Mauern gestalterisch zu
wirken. Natursteinmauern haben, genau-
so wie Natursteinpflaster und anders als
Materialien aus Beton, den großen Vor-
teil, kaum zu verwittern und mit den Jah-
ren durch die angesetzte Patina sogar noch
schöner zu werden. „Wer in seinem Gar-
ten oder in seiner Einfahrt mit Naturstei-
nen arbeitet, kann alle weitere Mühe über
Generationen hinaus vergessen,“ erklärt
Michel, „den besten Beweis dafür haben
wir doch gleich vor der Haustür. Schauen
Sie sich nur mal unsere Burgen hier am
Mittelrhein an, die sind ja alle aus Natur-
steinen gemauert, und das Mauerwerk ist
trotz der Jahrhunderte, die es überdauert
hat, noch schön.“
Immerwieder arbeitendieMiehlener Pfla-
ster- und Straßenbauer auch an der Re-
staurierung historischer Objekte mit, ha-
ben nicht nur den Hof so mancher mittel-
Auf Meisterkurs
mit der HwK Koblenz
Die meisterlichen Kunst des Straßen-
bauers und des Steinmetzes kann man
bei derHwK-Meisterakademie erlernen.
Die nächsten Kurse in der Fachpraxis
und -theorie (Teile I &II derMeistervor-
bereitung) starten für Straßenbauer im
Januar 2000 und für Steinmetze imApril
2000 in Teilzeit.
Vorbereitungskurse für die Teile III &
IV (Betriebswirtschaft &Recht, Berufs-
& Arbeitspädagogik) beginnen alle am
10. Januar 2000
in Koblenz (Vollzeit/Teilzeit)
¸
in Rheinbrohl (Teilzeit)
¸
in Herrstein (Vollzeit/Teilzeit)
¸
in Bad Kreuznach (Vollzeit)
Informationen
bei der HwK-Meister-
akademie, Tel.: 0261/398-400, Fax: -
990, e-mail:
Internet:
Gesellenstück:
‘Mini aus dem Ei’
Der Steinmetzgeselle ThomasWolf ver-
blüffte den Prüfungsausschuß mit sei-
nem Gesellenstück: „Die meisten ma-
chen Grabsteine, ich wollte etwas ganz
anderes zeigen.“ Der 20-jährige Löhn-
berger (LM) stellte mit dem „Mini aus
dem Ei“ oder „Die Geburt eines Autos“
ein außergewöhnliches Kunstwerk vor
und hat seine Prüfung mit „gut“ bestan-
den. Er ist ein Fan der englischen Mini
Cooper, die es jetzt 40 Jahre gibt: „Ich
habe ein solches Auto zu Hause, wollte
mit meinem Gesellenstück Glückwün-
sche übermitteln.“
Ein weißer Block aus italienischemCar-
rara-Marmor, 40x30x25 cm. Nach 89
Stunden war das Werk vollbracht: Der
Mini schlüpfte, das begehrte Auto war
geboren.
rheinischen Burg - von der Schönburg bei
Oberwesel bis zu den Burgen Maus und
Rheinfels - ‘bearbeitet’, sondern die ge-
samte malerische Altstadt von Eltville bei
ihrer Sanierung pflasternd mitgestaltet.
MAUERN FÜR DIE NATUR
Dass Natursteinmauerwerk über seine
Schönheit hinaus außerdem ausgespro-
chen naturfreundlich ist, macht es desto
attraktiver. Warum nicht mal als Stütze
für einen Hang eine Mauer in Trocken-
mauerwerk errichten, d. h. ganz ohne
Mörtel, so, wie man es in denWeinbergen
früher generell tat? Pflanzen und Kleinle-
bewesen, Eidechsenwerden sich über die-
ses Objekt hoher handwerklicher Kunst
freuen und sich in ihm gerne ihre Nischen
suchen. Bruchsteine lassen sich genauso
mit Mörtel verarbeiten, auch als regelmä-
ßig bearbeitete Steine beim sog. ‘Schicht-
mauerwerk’. Das genaue Gegenteil dazu
sind Findlinge, die man, vielleicht in der
Nähe einer Teichanlage, so verwendet,
wie die Natur sie schuf, in all ihrer ur-
sprünglichen Schönheit.
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