Handwerk Special Nr. 70 vom 29. September 1999 - page 19

Wohlfühlen:
Aus alt mach neu, heisst die Devise des Schreiners mit Sinn für die Innenarchitektur.
Abschluss zum Betriebswirt des Handwerks
Der in Koblenz entwickel-
te und zwischenzeitlich
bundesweit durchgeführte
Studiengang„Betriebswirt
des Handwerks“ hilft Be-
triebsinhabern, leitenden
Mitarbeitern und Unter-
nehmerfrauen, ihr Füh-
rungswissenzuverbessern.
In 500 Stunden werden
Themen zur Betriebswirt-
schaft, Volkswirtschaft,
Personalführung, Ver-
trags-, Arbeits- und Steu-
errecht, Finanz- undRechnungswesenver-
mittelt. Projektarbeiten im Unterricht so-
wie in der Prüfung gewährleisten den di-
rekten Zusammenhang zwischen Unter-
richt und betrieblichem Ablauf. Die Teil-
nehmer arbeiten in Gruppen Konzepte
und Lösungsvorschläge für betriebliche
Probleme aus, diskutieren darüber und
stellen die Ergebnisse vor.
Gerade hat ein neuer Samstags-Kurs im
HwK-Berufsbildungszentrum Herrstein
begonnen. Einstieg noch möglich.
Informationen
,
Tel.: 06785/9731-0,
Fax: -799, e-mail:
HwK-Forum
Bundeswehr
Zu Vortrag und Diskussion zum The-
ma „Dienstleistungen der Bundeswehr
für das Handwerk“ lädt die HwK Ko-
blenz am 28. Oktober um 18.30 Uhr in
ihr Berufsbildungszentrum in Bad
Kreuznach ein.
Dabei informiert Oberst Hilmar Raa-
be,LeiterdesZentrumsfürNachwuchs-
gewinnung West in Düsseldorf, über
das ‘Schaumburger Modell’. Darunter
versteht man ein seit 1988 bundesweit
eingeführtesKooperationskonzept, bei
dem die Wirtschaft gegen finanzielle
FörderungdenBundeswehrnachwuchs
in verschiedenen Berufen ausbilden
kann.
Oberregierungsrat Michhael Milbredt,
Leiter des Berufsförderungsdienstes
Neustadt/Weinstraße, stellt die Hilfen
für Soldaten bei der Wiederein-
gliederung in Handwerksberufe und -
betriebe dar. Die HwK selbst infor-
miert über die Aufgaben und Koope-
rationsfelderndes „Beratungszentrums
Bundeswehr - Handwerk“.
Informationen
,
Tel.: 0671/894013-812, Fax: -888,
e-mail:
Seniorchef Werner Rott wacht persönlich über die Qualität der
Gandwerksarbeit seiner Angestellten.
Ein Kammerorchester aus Metallfiguren
Das kambei einer Übungsaufgabe heraus:
Ein Kammerorchester aus Metallfiguren.
Geschaffen von vier Konstruktions-
mechaniker-Lehrlingen im Rahmen einer
vom Arbeitsamt geförderten überbetrieb-
lichen Lehre (BÜE) im HwK-Berufsbil-
dungszentrum Bad Kreuznach. Vorgabe
war, nur Muttern, 6mm-Rundmaterial,
Rohr und Blech zu verwenden. Schwierig
vor allem, die musikertypischen Körper-
haltungen in den richtigen Proportionen
umzusetzen. EinenTagbenötigtendie jun-
gen Leute für die einzelnen Figuren.
Informationen
zur Aus- und Weiterbil-
dung in den Metallberufen, Tel.: 0671/
894013-810, Fax: -888
Eigentlich ist die alte Küche noch ganz. Schließlich hat sie ja
vor zwölf oder fünfzehn Jahren auch eine schöne Stange Geld
gekostet. Sehen mag man sie trotzdem nicht mehr, das ewige
Einerlei der Eiche-Fronten nervt langsam, und mit dem
nötigen Kleingeld wäre das gute alte Stück vielleicht schon
längst auf dem Sperrmüll gelandet.
Billiger, material- und umweltschonender
wäre allerdings, aufs Wegwerfen zu ver-
zichtenund stattdessendemaltenKüchen-
block ein neues Outfit zu geben. Genau
das macht Rott Design seit mehr als zehn
Jahren möglich - Türentausch genügt,
schnell,sauber,vergleichsweisepreiswert.
Mit Möbeln, exakter: mit Möbeltüren hat-
te Seniorchef Werner Rott in seiner
Bretzenheimer Schreinerei, die im kom-
menden Jahr ihr 125jähriges Jubiläum fei-
ert („Gegründet hat sie mein Großvater,
der gleichzeitig Schreiner und Mühlarzt
war, also Mühlen reparierte.“) schon in
den 60er Jahren Erfahrungen gesammelt,
als Türen-Zulieferer eines Küchenmöbel-
herstellers. Das habe ihm Spaß gemacht,
meint Rott, ein bisschen auch deshalb,
weil er Anfang der 50er Jahre an der
Kunstschule in Mainz gerne Innenarchi-
tektur studiert hätte. Das war jedoch an
denmangelnden Finanzen und daran, dass
der väterliche Betrieb übernommen wer-
den sollte, gescheitert. Möbel bzw. Teile
für Möbel zu bauen, schien zumindest ein
Schritt in Richtung Innenarchitektur und
noch dazu eine relativ sichere, leider auch
Abhängigkeit fördernde Angelegenheit.
Zusammen mit seinemSohn Bernd, der in
der vierten Generation die Schreiner-
tradition fortführt, suchte Rott eine Alter-
native.Warumnur Türen für neueKüchen
bauen und nicht neue Türen für alte? Hier
schien, wie Kundengespräche zeigten, ein
bis dato kaumgenutzter Markt zu schlum-
mern. Die Grundidee des Rott Design war
geboren, fehlte nur noch ein Konzept, sie
in die Tat umzusetzen, eine Tür, die sich
problemlos in unterschiedlichsten Deko-
ren und Abmessungen bauen ließ. Die
beiden Rotts tüftelten sie aus, mit vorge-
fertigtenEckstücken, Profilstäben, die sich
beliebig zuschneiden ließen, wie die ent-
sprechende Füllung. Ob glatt, furniert,
lackiert, mit Bogen- oder Kassettendekor
- fast jede Art von Küchen-, Badmöbel-
oder Schranktür war herzustellen.
LIZENZ STATT FRANCHISING
Als die Bretzenheimer ihre Türen bundes-
weit auf Fach- und Verbrauchermessen
vorstellten, war die Resonanz so erfreu-
lich, dass die Rotts nach Wegen suchten,
auf breiterer Basis frischen Wind in ange-
graute Küchen und Bäder zu bringen.
Deshalb entschlossen sie sich, ihr Know
how per Franchising weiterzugeben.
„Selbst wenn wir uns bemühten, fair zu
arbeiten,keineKnebelverträgeabzuschlie-
ßen - ohne viel Kontrolle kamen wir nicht
aus, und das gefiel uns auf Dauer nicht,“
kommentiert der Seniorchef. 1997 struk-
turierte man zugunsten eines auf Lizenz-
vergabe basierendenModells um. „Das ist
für alle Seiten befriedigender, ermöglicht
individuelleres Arbeiten.“ Wer möchte,
kann seine „Mini-Lizenz“ erwerben und
erhält dafür ein Einstiegspaket für fach-
männische Küchen- und Badmodernisie-
rung, dazu Marketingkonzepte und Akti-
onsprogramme. Die Zentrale verzichtet
auf direkte Einflussnahme, unterstützt le-
diglich durch Beratung, Empfehlung und
regelmäßige Schulungen.
Vor wenigen Monaten wurde das Unter-
nehmensprogramm ausgeweitet, ent-
schlossen sich die Rotts, mit Zulieferer-
firmen zusammenzuarbeiten, die Türen
fertigen, die qualitätvoller und varianten-
reicher sind. „Damit eröffnen sich gute
Chancen auch für kleinere Schreinereien,
ihr Dienstleistungsangebot zu erweitern
und neue Kundenkreise zu erobern,“ er-
klärt Werner Rott. „Handwerker müssen
sich heute als Problemlöser des Kunden
sehen, wenn sie Erfolg haben wollen.“ Er
selberhatmitseinemBetriebdiesenSchritt
zur Dienstleistung so vollständig vollzo-
gen, dass die Bretzenheimer Schreinerei
ein Jahr vor ihrem stolzen Geburtstag als
solche nur noch auf den zweiten Blick zu
erkennen ist. Die hellen Ausstellungsräu-
me haben die Werkstatt im neuen Gewer-
begebiet des Ortes fast überholt; aufwen-
dige Maschinen werden nicht mehr ge-
braucht, selbst wenn auch neue Küchen
oderBadeinrichtungenaufKundenwunsch
komplett undmaßgeschneidert hergestellt
werden. ImVordergrund aber stehen neue
Türen für Vorhandenes. „Schließlich reißt
man ja auch kein Haus ein, nur weil‘s
einen neuen Verputz braucht!“
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