Handwerk Special Nr. 70 vom 29. September 1999 - page 23

Thema Umwelt:
Umfassendes Informations-, Beratungs- und Qualifizierungsangebot bei der HwK.
Transparent und lichtdurchflutet. Dank
seiner Bauweise alsNiedrigenergiehaus
präsentiert sich das HwK-Zentrum für
Umwelt undArbeitssicherheit in der Ko-
blenzer August-Horch-Straße unter sei-
nem geschwungenen Glasdach einla-
dend und nach allen Seiten hin offen.
Der erste Spatenstich für das als Haus im
HauserrichteteGebäudeerfolgteimHerbst
1996; knapp zwei Jahre später nahmen die
Leiterin Kerstin Reek-Berghäuser und ihr
überwiegend weibliches Team (ein sol-
ches „Fünf-Mäderl-Haus“ ist vielleicht
gewöhnungsbedürftig, wenn es um tech-
nische Dinge geht), darin die Arbeit auf.
UMWELTMANAGEMENT
Schwerpunkte sind Information und Be-
ratung von Handwerksbetrieben im nörd-
lichen Rheinland-Pfalz. Information zu
Fragen des betrieblichen Umweltschut-
zes, zu neuestenUmwelttechnologien und
-gesetzen, Förderprogrammen, umwelt-
schonenden Produkten und zum Umgang
mit Gefahrstoffen. Information und Bera-
tung greifen häufig ineinander, wenn es
um Kostenminimierung geht. „Ein wich-
tiges Stichwort ist hier der Begriff ‘Um-
weltmanagement’”,erläutertKerstinReek-
Berghäuser. Ein Begriff, der Ökologie
und Ökonomie unter einen Hut bringt,
„wennwir zeigen, wieman imBetrieb den
Materialfluss oder die Arbeitsabläufe op-
timieren, schon durch gezielten Einkauf
und Einsatz von Ressourcen oder durch
klugen Umgang mit Abfall Geld sparen
kann, kommt das letztlich auch der Um-
welt zugute, werden Rohstoffe geschont
und Schadstoffbelastungen reduziert“.
Das Umwelt-Team will schließlich das
Handwerk fit machen für die Zukunft.
„Wenn sichdamancher nochetwas schwer
tut - die Handwerker müssen begreifen,
dass es wichtig ist, nicht erst auf den
Druck des Marktes zu reagieren, sondern
die Marktmechanismen vorausplanend
mitzugestalten.“ Ein umfangreiches und
ständig aktualisiertes Angebot von Lehr-
gängen, Seminaren und Workshops, das
neuesten Entwicklungen Rechnung trägt,
vermittelt die notwendigenVoraussetzun-
gen. Beispiel: die verstärkte Nutzung der
Sonnenenergie zur Brauchwasser-
erwärmung oder die Stromerzeugungmit-
tels Photovoltaik. Die aber verlangt von
Handwerkern, die sie installieren, neues
Wissen. Wissen, das sie im Zentrum für
Umwelt- und Arbeitssicherheit erwerben
können. „Das sind Themen, die oft nicht
nur einGewerk betreffen. Wenn eine Kol-
lektor- oder Photovoltaik-Anlage auf dem
Dach installiert wird, ist dies nicht nur
Sache des SHK-Fachmanns, sondern auch
des Dachdeckers”, erklärt Kerstin Reek-
Berghäuser.
QUALIFIZIERUNG
Deshalb richten sich Seminare gerade im
Umweltbereich andie unterschiedlichsten
Handwerker, ob die modulare Seminar-
reihe über ökologisches Bauen oder der
Lehrgang „Gebäude-Energieberater im
Handwerk“. Vor wenigen Wochen been-
deten ihn die ersten 67 Absolventen aus
den Bau- und Ausbauhandwerken, dem
Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Klima-
sowie demSchornsteinfegerhandwerk er-
folgreich, erwarben die nötigen Kenntnis-
se, um fachmännisch die Energiebilanz
einesHauses aufstellen undBauherren bei
Neubau oder Renovierung gezielt beraten
zu können, wie sich mit einem Minimum
an Energieaufwand ein Maximum an Be-
haglichkeit erzielen lässt. Kenntnisse, die
den Teilnehmern auch dabei helfen sol-
len,sichneueundzukunftsträchtigeMarkt-
segmente zu erobern.
ARBEITSSICHERHEIT
Nicht selten entwickelt sich das Interesse
für Umweltaspekte über die Beschäfti-
gung mit Problemen der Arbeitssicher-
heit, u.a. beimUmgangmitGefahrstoffen.
Wer hier Beratung braucht und sucht,
kann sie auch vor Ort im eigenen Betrieb
erhalten. Und da Fakten am besten über-
zeugen, wird im Bedarfsfall das mobile
Umweltlabor des HwK-Zentrums einge-
setzt, ausgestattet mit modernsten Gerä-
ten, mit denen Abwässer, Kühlschmier-
undLuftschadstoffeoderLärmbelästigung
gemessen und analysiert werden können.
Im Betrieb selber, erklärt Iris Schmidt-
Jung, für Arbeitssicherheit und Gefahr-
stoffe zuständig, könneman beispielswei-
se auch am besten sicherheitstechnische
Probleme lösen, Gefahren analysieren,
Schwachstellen erkennen und beseitigen
helfen. „Manchmal sind es ja gerade die
vermeintlich selbstverständlichen Dinge,
die im Argen liegen, die unzureichend
organisierte erste Hilfe, unbemerkte
Stolperstellen, unzulässig Improvisiertes.“
Auch hier gilt oft: Seminare, etwa über
den richtigen Umgang mit Öl- und Ben-
zinabscheidern, mit Kühlschmierstoffen
machen’s möglich, zwei Fliegenmit einer
Klappe zu schlagen, gleichzeitigUmwelt-
belastung und Material- und Kostenauf-
wand zu verringern.
ONLINE-DIENSTE
Zukünftig soll die Dienstleistungspalette
des Zentrums für Umwelt und Arbeitssi-
cherheit durch die Nutzung moderner
Medien, sprich: Internet, noch bunter wer-
den. Vorgesehen ist, wichtige Daten und
Informationen für bestimmte Interessen-
ten gezielt aufzubereiten, beim Diskus-
sionsforum für die Gebäude-Energie-
berater genauso wie bei Cocotel (= Co-
operation & Communication with Tele-
working and Networking), einem Koope-
rationsprojekt mehrerer Handwerkskam-
mern, darunter die Koblenzer. Teilneh-
mer des Projekts, vor allem kleinere Be-
triebe werden mit Fachleuten der Kam-
mern und anderen Experten zum Thema
„Arbeitssicherheit“ miteinander vernetzt,
können sich so schnell und gezielt aus
gewerkespezifischen Datenbanken mit
Informationen versorgen und zudem ko-
stengünstig die sicherheitstechnische Be-
treuung des Unternehmens regeln. Auch
wenn’s draußen vor der Tür des HwK-
Zentrums für Umwelt und Arbeitssicher-
heit regelrecht idyllischgrün zugeht - drin-
nen wird eifrig am Fortschritt gearbeitet.
Die Mitarbeiter und ihre Fachgebiete (v.r.): Mathilde Braun, Weiterbildung, Beratung (Asbestbereich); Kerstin
Reek-Berghäuser, Leitung, Koordination, Projekte; Edith Blaurock, Sekretariat; Iris Schmidt-Jung, Arbeitssi-
cherheit, Gefahrstoffe; Heike Lambach, Abfallwirtschaft; Peter Kupetz, Öko-Audit, Energiefragen.
Informationen
Einige der Seminare des HwK-Zen-
trums, die in diesem Herbst starten:
Ende September (nachträglicher Ein-
stieg ist möglich) beginnen ein neuer
Lehrgang „Gebäude-Energieberater
im Handwerk“ und der Kurs „Photo-
voltaik“, gedacht vor allem für Meis-
ter und Fachkräfte des Elektro- und
SHK-Handwerks;
am 5./6. November beschäftigt sich
eine Fachtagung mit dem Thema
„Regenwassernutzung“.
Anmeldung unter Tel.:
0261/398-655, Fax -992,
e-mail:
Internet:
Meral Korkmaz und Sibel Hararci (r.),
zwei Ingenieurinnen des neuenUmwelt-
zentrums in Bursa, Türkei, haben von
ihrem Qualifizierungsaufenthalt im
HwK-Zentrum für Umwelt und Arbeits-
sicherheit profitiert: „Wir haben wert-
volle Anregungen mitnehmen können.
DieKoblenzerKollegenhabeneinRund-
um-Programm organisiert. Wir konnten
an einer Multipoint Video-Konferenz
zum Thema Arbeitssicherheit teilneh-
men, haben Internet-Recherchen für
Umwelt und Arbeitssicherheit durchge-
führt und praktische Schulungspläne zu
Umweltthemen durchgesprochen. Dies
wird uns beimAufbau unseres Zentrums
in Bursa helfen.“ Firmenpräsentationen
und Gespräche mit Branchenexperten
rundeten den Aufenthalt ab.
Informationen zur internationalen Ko-
operation bei der HwK-Exportberatung,
Tel.: 0261/398-244, Fax: -994, e-mail:
Türkische Delegation
holt sich Anregungen
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