Handwerk Special Nr. 70 vom 29. September 1999 - page 8

Erfolgreich ins Zivilleben:
HwKundBFDqualifizierenSoldaten individuell imund für dasHandwerk.
Als Tischlergeselle trat er 1985
seinen Wehrdienst an, ver-
pflichtete sich dann auf zwölf
Jahre imSanitätsregiment 5 in
Rennerod. Am Ende seiner
Dienstzeit im Sommer 1997
hatte er sich eine ganze Reihe
von ‚Titeln‘ erarbeitet: Ver-
sorgungsfeldwebel, Tischler-
meister, Betriebswirt desHand-
werks, Fachmann für CAD,
CNC und Kunststoffbear-
beitung, selbständiger Hand-
werksunternehmer ... Sein
Name: Thomas Krombach,
Wohnort: Elkenroth.
„Die meisten Zeitsoldaten war-
ten darauf, Berufssoldat werden
zu können – und verschenken
viel Zeit“, blickt Thomas Krom-
bach auf seine Zeit in der Kaser-
ne zurück. Oder sie versuchen,
in der öffentlichen Verwaltung
unterzukommen.Dabei eröffnen
sich besonders für alle, die nach
ihrer Handwerkslehre zur Bun-
deswehr kommen, erstklassige
Karrierechancen in ihremerlern-
tenBeruf. Einen ‘Z12’ beispiels-
weise unterstützt der Berufs-
förderungsdienst der Bundes-
wehr (BFD) über insgesamt fünf
Jahre: Zwei Jahre während der
Dienstzeit und drei Jahre nach
Dienstzeitende.
ImRahmen des „Beratungszentrums Bundeswehr - Handwerk“ lief
bereits die Wehrdienstberatung für Lehrlinge im Rahmen der über-
betrieblichen Lehrlingsunterweisung bei der HwK Koblenz an.
Statt sich einen Urlaubstag zum Besuch von Kreiswehrersatzamt
oder Berufsförderungswerk der Bundeswehr zu nehmen, wechseln
die Lehrlinge in kleinen Gruppen für eine Stunde in den Seminar-
raum neben der HwK-Werkstatt. Das Gespräch in Gruppen bündelt
Fragen und Antworten. Die durch dieses Konzept eingesparte Zeit
kommt nicht zuletzt den Ausbildungsbetrieben zugute.
Für seine beruflicheQualifikati-
on genügte dem 34-jährigen
Tischlermeister die Zeit bis zum
Ende der Bundeswehrzeit. Die
BFD-Rückendeckung danach
stärkt ihn, während er seinen
jungen Handwerksbetrieb im
Markt etabliert. Bereits im Sep-
tember 1995 hatte er den Schritt
in die Selbständigkeit gewagt,
zunächst mit dem „handwerks-
ähnlichen Betrieb für den Ein-
bau von genormten Baufertig-
teilen“ – gemeint sind Fenster,
Türen, ZargenoderRegale. „Der
Griff zumHobel, um ein Bauteil
anzupassen, erfordert bereits den
Meistertitel“, erläutert Krom-
bach seinen ersten Betrieb.
Heute darf er zum Hobel und
allen anderen Tischlerwerk-
zeugen greifen. Den Weg zum
Meisterbetrieb imTischlerhand-
werk, den er im Februar 1998
einschlug, entwickelten HwK
und BFD gemeinsam mit Tho-
mas Krombach – und fanden
einen eigenen Namen dafür:
„Technisch-kaufmännischerOr-
ganisator Holztechnik“. Dahin-
ter verbergen sich die schon ge-
nannten Abschlüsse.
Sommer wie Winter, und das
zwei Jahre lang, pendelte der
Westerwälder nach Koblenz.
Nach zehn JahrenAbstinenz von
seinem erlernten Beruf standen
erst einmal sieben Monate Auf-
frischung auf dem Programm:
Krombach nahm bei der HwK
an den Maschinenkursen des
zweiten Lehrjahres im Rahmen
der ÜLU teil. Dann die vier Tei-
le der Meistervorbereitung und
desBetriebswirtes,ergänztdurch
die Fachkurse für CAD und
CNC. Schließlich ein dreimona-
tiges Praktikum, von Arbeits-
vorbereitungbis zumBüro, beim
Fenster- und Türenwerk Reusch
in Weitefeld, ein Handwerksbe-
trieb, der heute zu seinen Liefe-
ranten gehört.
Die Montage von Türen und
Fensternbildet denSchwerpunkt
in der täglichen Arbeit von Tho-
mas Krombach, ergänzt durch
die Anfertigung individueller
Möbel, Türen oder Büroeinrich-
tungen. Als Erster in der Region
bieteter dieMontagevonFolien-
Wehrdienstberatung während der ÜLU
in den HwK-Berufsbildungszentren
Immer auf Draht: Versorgungsdienstfeldwebel Thomas
Krombach qualifizierte sich über HwK und BFD.
Wirklich meisterlich: Dieser S chrank ist Thomas
Krombachs Meisterstück, gearbeitet mit viel Liebe zum
Detail.
spanndecken an. Eher sein Hob-
by ist die Aufarbeitung alter
Möbel.
KrombachistbisherEinzelunter-
nehmer. Bei Bedarf helfen er
und Tischlermeister Andreas
Müller aus Rennerod, ein Kolle-
ge aus dem selben Meisterkurs,
einander aus. Langfristiges Ziel
ist eine Vergrößerung: Tischle-
rei mit Ausstellungsraum und
Fachmarkt. Wenn er die nötige
Breite in den Tätigkeitsfeldern
erreicht hat, ist auch die Ausbil-
dung für den Jungmeister ein
Thema. Nachdenklich spricht er
aber davon, wie schwer es heute
ist, Mitarbeiter zu finden, die
eine solide Schul- oder Ausbil-
dung mitbringen und für ihren
BerufimHandwerkwirklichmo-
tiviert sind.
Umschulung
bei der HwK
Informationen
Das„BeratungszentrumBun-
deswehr - Handwerk“ wurde
mit Unterstützung des Bun-
desverteidigungsministeri-
ums als Pilotprojekt für den
Wehrbereich IV (Rheinland-
Pfalz, Saarland, Hessen) bei
der HwKKoblenz eingerich-
tet und verfolgt zwei Ziele:
Zeitsoldatenwerdenüberihre
Karrierechancen informiert
und frühzeitig über den BFD
der Bundeswehr im Hand-
werk qualifiziert.
Dadurch gewinnt das Hand-
werk wiederum dringend be-
nötigte Fach- und Führungs-
kräfte.
HwK-Ansprechpartner:
Hans-Joachim Benner,
Tel.: 0261/398-126,
Fax: -997, e-mail:
Die Flexibilität der be-
ruflichen Qualifizie-
rung in Bundeswehr
undHandwerkverkör-
pert Oliver Haag, im
Bild mit HwK-Aus-
bildungsmeister Gün-
ter Fett, in seiner Per-
son. Der gelernte Bäk-
ker wurde mit 21 Jah-
ren als Artillerist in
Idar-Oberstein einbe-
rufen.NachWeiterver-
pflichtungaufachtJah-
re durchlief er dieAus-
bildung zumGeräte- und Versorgungsunteroffizier. Aus familiären
Gründen wollte er kein Berufssoldat werden; außerdem hatte sich
inzwischen sein Berufswunsch geändert: Berufsbegleitend bildete
er sich über den BFD zum Bürokaufmann weiter. Nach dem
Ausscheiden aus der Bundeswehr disponierte er wieder umund lernt
jetztMaurer undBetonbauer. ImHwK-BerufsbildungszentrumBad
Kreuznach nimmt Oliver Haag an den überbetrieblichen Lehrlings-
unterweisungen teil. Langfristiges Ziel: Die Meisterprüfung - mit
den Bundeswehrerfahrungen im Bereich Materialwirtschaft und
Planung und dem kaufmännischen Rüstzeug hat er gute Karten ...
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