Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 31

Sein Lebensweg ist mit Edel-
steinen und Gold gepflastert.
Bernd Cullmann aus Idar-
Oberstein schaut auf eine glän-
zende Laufbahn. Er ist Edel-
steinscheifermeister und krön-
temit einer olympischenGold-
medaille seine sportliche Lauf-
bahn. Er gewann 1960 in Rom
Gold in der 4x100m-Staffel.
„Ich war ein unruhiges Kind,
besessenvomSpieltriebundBe-
wegungsdrang“, erinnert sich
der heute 60-jährige an seine
Kindheit. Weil man als Edel-
steinschleifer sehr viel Geduld
und Fingerfertigkeit braucht,
fiel es ihm„sehr schwer, dieses
Handwerk zu lernen“, erzählt
er. „Der Beruf ist mir aber so-
zusagen in die Wiege gelegt
worden - bereitsGroßvater und
VaterwarenEdelsteinschleifer.
Also entschloss ich mich, die
Familientradition fortzusetzen.
Mein Vater hat noch am Sand-
steinliegendgeschliffen“,weiß
Cullmann.
Stein beginnt „zu leben“
Noch heute wohnt der Edel-
steinschleifermeister in seinem
Geburtshaus und arbeitet in ei-
ner kleinen Werkstatt im
Kellergeschoss.Edelsteinesind
im Rohzustand oft unschein-
bar, sie leben seit eh und je
durch den Schliff. Den unbe-
arbeiten Edelstein klebt Cull-
mann zuerst auf ein Holzstäb-
chen. Beim folgenden Schleif-
vorgang setzt er den Kittstab
mit dem spitzen Ende in ein
bewegliches Lochbrett, um die
gewünschten Winkel der Fa-
cetten zu bekommen. Das
Schliffbild ergit sich aus den
Basisfacetten. „Außer der Fi-
xierung im Lochbrett geschieht
dies frei Hand“, erklärt Cull-
mann.
NachdemSchleifenderVorder-
seite wird diese poliert und die
Rückseite des Steins in gleicher
Weise bearbeitet. Ist die Arbeit
gelungen, kann man nach dem
Säubern einen herrlich leuch-
tenden Edelstein bewundern.
AusgefalleneFormenundSchlif-
fe (fancy-cuts) in Topas, Beryll,
Turmalin und Granat sind die
Spezialität des Meisters.
Schliffe gehen in alle Welt
Sein Handwerk zeigte er bei der
UNO-VollversammlunginNew
York, die er anlässlich der 50-
Jahrfeier desLandesRheinland-
Pfalz zusammenmit einer Dele-
gation unter Ex-Außenminister
Hans-DietrichGenscherbesuch-
te. Die weiteste Reise führte ihn
zu einem Juwelier ins kanadi-
scheVancouver,woerimSchau-
fenster Edelsteine schliff, die
anschließend gefasst wurden.
Auch in seiner Heimatregion
wird Cullmanns Rat geschätzt.
Seit 10 Jahren leitet er die prak-
tische überbetriebliche Ausbil-
dung des Edelsteinschleifer-
nachwuchses in Idar-Oberstein.
Edelsteine für Gold
Von 1959 bis 1961unterbrach
BerndCullmann für seine sport-
liche Karriere seinen Beruf.
Schon während der Gesellen-
zeit errang er erste sportliche
Erfolge. 1959war er Rheinland-
Pfalz-Meister im Weitsprung
und belegte im 100 Metersprint
den 2. Platz. 1960 wurde
CullmannDeutscherHallenmei-
ster im 60-Meterlauf und Zwei-
Olympiasieger und Weltrekordhalter 1960: Die 100-Metter-Staffel in der Besetzung Bernd Cullmann,
Armin Hary, Walter Mallendorf und Martin Lauer (v.l.)
Gold- und Edelsteinmann
Bernd Cullmann ist stolz
auf olympisches Gold,
dass der Edelstein-
schleifermeister vor 40
Jahren gewann.
ter mit der 100m-Staffel. Den
grössten Erfolg feierte er 1960
bei den Olympischen Spielen in
Rom. Mit der 100-Meter-Staffel
in der Besetzung Bernd
Cullmann, Armin Hary, Walter
Mallendorf und Martin Lauer
siegte er in der Weltrekordzeit
von 39,5 Sekunden. „Ans Geld-
verdienen mit dem Sport haben
wir damals alle nicht gedacht“,
sagt Bernd Cullmann, der nach
einigen Jahren als Sportlehrer an
seiner ehemaligen Grundschule
in Idar-Oberstein wieder ins
Handwerk zurückkehrte.
Die Zutaten: Roastbeef, Len-
de, Hohe Rippe, Hüfte – nur
gut abgehangenes Fleisch ver-
wenden
Die Zubereitung. 3 bis 5 Stun-
den vor dem Zubereiten wird
dasFleischmit Pfeffer undSalz
bestreut. Zwiebeln schälenund
ganz fein in Streifen schnei-
den, würzen. Dann das Fleisch
damit einreiben und anschlie-
ßend in den Zwiebeln lagenartig
einlegen. Das Fleisch mit Zwie-
beln abdecken. Nach der ange-
gebenen Zeit das Fleisch mit
Zwiebeln und/oder Knoblaauch
spicken. Inzwischen ein Feuer
aus Buchen- oder Eichenholz
(entrindet) vorbereiten. Nur es-
sigsäurehaltiges Holz verwen-
den. Die Fleischstücke auf ho-
her Flamme kurz beidseitig an-
braten, dann das Fleisch auf kur-
zer Flamme mit viel Glut garen -
je nach Dicke des Fleisches 20
bis 30Minuten. Der Spießbraten
ist gut, wenn der Saft aus dem
Fleisch austritt.
Reise nach Idar-Oberstein?
Hans-Peter Brand, Mitarbeiter
der Kreisverwaltung Birkenfeld
berichtet, dass lautÜberlieferung
dasRezept ausBrasilien stammt.
Einwohner aus der Region Idar-
Oberstein wanderten 1825 aus
Not nachBrasilienaus. Siewoll-
ten dort als Musikanten und
Spielleute, später auch als Far-
mer, ihr Glück machen. 1827
soll ein 13-jähriger Junge beim
Spielen am Fluss per Zufall auf
Achate gestoßen sein. Die Idar-
Obersteiner haben 1834 das er-
ste Mal Achate zum Schleifen
in die Heimat geschickt.
In Brasilien lernten die Idar-
Obersteiner den Spießbraten
als traditionellesMahl kennen.
Es wird erzählt, dass die Cow-
boys das Beef der geschlachte-
ten Rinder zuerst weich gerit-
ten haben, abends wurde das
Fleisch dann am Spieß gebra-
ten, daher der Name. Der erste
Spiessbraten soll 1870 in Idar-
Oberstein zubereitet wurden
sein.
Reisen bildet. Im
Rahmen der Städte-
partnerschaft Ko-
blenz/Nevers nutzen
Lehrlinge erstmals
die Chance, Ausbil-
dung, Arbeitswelt
und Leben des Part-
ners kennenzuler-
nen. Weitere Aus-
tauschpartnerschaf-
ten folgen rasch.
1977 – Startschuss für europäischen Lehrlingsaustausch
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