Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 21

Die 1897 geänderte Reichsgewerbeordnung ließ die Errichtung von
Innungsausschüssen, den Vorläufern der heutigen Kreishandwerker-
schaften, zu. Dem Innungsausschuss, so das neue Gesetz, „liegt die
Vertretung der gemeinsamen Interessen der betheiligten Innungen
ob“. Innungsausschüsse wurden durch Beschluss der Innungen gebil-
det. 1925 bestanden im Handwerkskammerbezirk Koblenz 15 In-
nungsausschüsse. 1934 entstanden daraus 11 Kreishandwerkerschaf-
ten. Ihnen waren kraft Gesetzes alle Innungen angeschlossen, die im
Bezirk der Kreishandwerkerschaft ihren Sitz hatten.
Heute nehmen die Kreishandwerkerschaften die Gesamtinteressen des
selbständigen Handwerks und des handwerksähnlichen Gewerbes ih-
res Bezirks wahr. Zugleich vertreten sie die gemeinsamen Interessen
ihrer Mitgliedsinnungen und führen deren Geschäfte. Die Kreishand-
werkerschaften sind die „Rathäuser“ des Handwerks vor Ort. Sie sind
Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die Innungen sind Pflicht-
mitglieder. Die Aufsicht über die Kreishandwerkerschaften führt die
Handwerkskammer. Gegenwärtig bestehen im Handwerkskammer-
bezirk Koblenz neun Kreishandwerkerschaften.
DasneueWeiterbildungspro-
gramm 2000 der HwK Ko-
blenz mit seinem umfassen-
den Angebot an Seminaren
und Lehrgängen in Koblenz,
Bad Kreuznach, Rheinbrohl
(NR) und Herrstein (BIR)
liegt jetzt vor.
Auf fast 170 Seiten werden
betriebswirtschaftliche, tech-
nische oder gestalterische
Kurse vorgestellt, darunter
auch viel Neues im Bereich
der EDV-Schulung und der
Ausbildung zu Fachkräften
im Handwerk.
Viel Neues bietet dasWeiter-
bildungsprogramm 2000:
Erstmals bestehen Angebote
im „Telelearning“, bei dem
Kursinhalte zu Hause erar-
beitet werden. Einmodularer
Lehrgang qualifiziert zum
„Internet-Assistenten“. Der
Fachlehrgang „SHK-Kun-
dendiensttechniker“greiftdie
Veränderungen im Berufs-
bildderInstallateureundHei-
zungsbauer auf und schließt
mit anerkannter Fortbildungs-
prüfung. Weitere Qualifizie-
rungen, die parallel und inte-
griert in die Meisterprüfungs-
vorbereitungerworbenwerden
können, sind unter dem Titel
„MeisterprüfungPlus“ zusam-
mengefasst. Erstmal bietet die
HwK Koblenz den fachbezo-
genen Meisterkurs für Edel-
steinschleifer- und -graveure
an .
Einsteiger und Profis, Lehrlin-
ge oder Gesellen, Meister oder
Existenzgründer:MitHilfe der
HwK-Experten kann sich je-
der sein individuelles Weiter-
bildungsprogramm und die
Leiter zum beruflichen Erfolg
zusammensetzen.Hier istQua-
lifikation keine Exklusivsache
,sondern Chance für alle.
Informationen und
Anforderung
des
Weiterbildungsprogramms,
Tel.: 0261/398-110,
Fax: -990, e-mail:
Int.:
Sie ist auf Bundesebene einma-
lig in ihrer Art. Die Pädagogi-
scheAnlaufstelle(PA)derHwK
Koblenz begeht im Jahr 2000
ihr zwanzigjähriges Jubiläum.
AlsNahtstelle zwischenSchule
und Wirtschaft informiert sie
Schüler wie Lehrer aller Schul-
arten über das Handwerk und
seine Berufswelt. Sie ist An-
sprechpartner für die Betriebe,
koordiniertdenschulischenTeil
der Ausbildungsgänge und ist
Partner der Arbeitsverwaltung.
VielfältigeMedienwurden von
ihr entwickelt, u.a. die viermal
im Jahr erscheinende Lehrerin-
formationszeitung, die über ak-
tuelle Entwicklungen in Aus-
bildung, Schule und Beruf rund
ums Handwerk informiert. An-
stöße für die Bildungspolitik
gehen von ihr aus. Die seit 1977
jährlich stattfindenden Lehrer-
informationstage sind Forum
für alle an der beruflichen Aus-
bildung Beteiligten.
Blick zurück
Die berufliche und soziale Inte-
grationBenachteiligterliegtIlka
Wilbert, Leiterin der PA, be-
sonders am Herzen. Sie erin-
nert sich, dass die HwK 1980
ein Eingliederungsprogramm
für junge Ausländer startete.
„Mit 30 türkischen Jugendli-
chen ohne Schulbildung und
türkischen Absolventen deut-
scher Grund- und Hauptschu-
len stellten wir erstmals zwei
Klassen zusammen“, berichtet
die Pädagogin Ilka Wilbert, die
selbst den Unterricht erteilte.
Sie erzählt auchvon einemviel-
beachteten „Nebenprodukt“
daraus: Der 1986 von der PA
gedrehte Film„Kartoffel gegen
Kümmel“ wurde auch im Fern-
sehen ausgestrahlt. Vorange-
gangen war bereits der Film
„Saban in Deutschland“. Die
PA verstand es hervorragend,
Probleme im Zusammenleben
Mitarbeiter.UmdieStartchancen
JugendlicherundjungerErwach-
sener mit Lern- und/oder sozia-
len Problemen ins Berufsleben
zu verbessern, führt die PA ge-
meinsammit derArbeitsverwal-
tung zahlreiche Lehrgänge
durch. Ziel ist stets die Übernah-
me des Teilnehmers in einen
Arbeits- oder Ausbildungsplatz.
Mit einer Quote von fast 90 Pro-
zent liegt die HwK dabei bun-
desweit an der Spitze. Das Team
vonAusbildern, LehrernundSo-
zialpädagogen kümmert sich in-
dividuell um diejenigen, die der
Starthilfe bedürfen. In den ver-
Lehrlingen, besuchen die Schu-
len. Sie sind bei betrieblichen
oder persönlichen Problemen
da. Mit dem HwK-Infomobil
besuchen sieSchulenundGroß-
veranstaltungen und informie-
ren über Ausbildungsmöglich-
keiten im Handwerk.
DieAusbildungsberater pflegen
Kontakt zu Berufsschullehrern
undBerufsberaterndesArbeits-
amtes. Sie arbeiten mit Lehr-
lingswarten, Beratern der In-
nungen und Prüfungsausschüs-
sen zusammen. Sie werben um
Lehrstellen in den Betrieben,
bei Diskussionsabenden mit
Eltern und in politischen Krei-
sen. Wichtigstes Anliegen ist,
dass sich alle an der Lehre Be-
teiligten an den Rechten und
Pflichten der Berufsausbildung
orientieren.
Kontakt-Tel.: 0261/398-342,
Fax: -989, e-mail:
gangenen zwanzig Jahren haben
rund 10.000 Teilnehmer die
Qualifizierungslehrgänge der
PA in Koblenz, Bad Kreuznach,
Herrstein und Rheinbrohl be-
sucht.Gegenwärtigbereiten sich
über 350 Jugendliche auf Lehr-
und Berufsbeginn vor.
Ausbildungsberatung
Zur PA gehört auch die HwK-
Ausbildungsberatung. Die neun
Ausbildungsberaterbetreuendie
über 5.000 Ausbildungsbetrie-
be unter den 17.200Handwerks-
betriebe im Kammerbezirk. Sie
kommen rund 600mal pro Mo-
nat in Betriebe, sprechen mit
zwischen Deutschen und Aus-
ländern aufzuarbeiten. Die er-
folgreiche Eingliederung der
ausländischen Jugendlichen
wäreohne„Team-teaching“,der
ZusammenarbeitzwischenLeh-
rernundSozialpädagogennicht
möglich gewesen.
Ilka Wilbert hat dieArbeit der
PA in den zwanzig Jahren
ihres Bestehens geprägt. Ihr
Motto: „Wir mögen jeden
Teilnehmer mit seinen Stärken
und Schwächen, geben ihn
nicht auf und holen ihn dort
ab, wo er steht“, überträgt
sie auf ihre in-
zwischen 44
PA-Leiterin Ilka Wilbert
Aus den Anfängen der PA: Ilka Wilbert (r.) unterrichtet im Rahmen
eines Eingliederungsprogramms türkische Jugendliche.
Fast verdoppelt
haben sich nach der
Einführung des
Großen Befähi-
gungsnachweises die
Gesellen- und
Meisterprüfungen
bei der HwK Ko-
blenz. 1935 waren
nur 1420 Gesellen-
prüfungen durchge-
führt worden, 1936
sind es bereits 2370.
1932 machten 225
Handwerker ihren
Meister, 1939 sind es
731.
30-er Jahre – Kammer-Prüfungszahlen steigen sprunghaft
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