Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 33

Edelsteingraveurmeister Erwin
Pauly aus Veitsrodt erhielt in
diesenTagendasVerdienstkreuz
am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutsch-
land.
„Ich fühle Genugtuung und bin
stolz auf die Ehrung. Ich denke,
die Auszeichnung ist auch Lohn
dafür, dass esmir stetswichtig
war, dieRegion Idar-Ober-
stein als Zentrum der
Edelsteinbearbeitung
weltweit bekannt zu
machen.“ Dieses
Engagement Pau-
lys hob Landrat
Wolfgang Hey in
seiner Laudatio
hervor. „Unermüdlichhat er sich
für seinen Berufsstand stark ge-
macht und dafür handwerkliche
Qualität gegen Massenware aus
der Maschinenproduktion ge-
setzt.“ Seit vier Jahrzehnten ist
der Name Erwin Pauly untrenn-
barmit der Edelsteinbearbeitung
verbunden. Überall inderWelt
schätzt man seine Schöpfun-
gen, die sich durchAusdrucks-
kraft und technische Perfekti-
on auszeichnen.
„Die Kontakte zu führenden
Goldschmieden und Juwelie-
ren in derWelt werden einem
nicht in den Schoss gelegt.
Die muss man sich erar-
beiten“, so Pauly.
Der 65-jährige, der
in diesem Jahr sein
50-jähriges Berufs-
jubiläumfeierte,be-
richtet, dass er sich
nachseinerLehrzeit
im Abendstudium
auf die Darstellung
von Gesichtern spe-
zialisiert hat. Das er-
klärt dieunnachahmliche
Plastizität seiner Kameen.
„Ich lasse die Gesichter spre-
chen. Das läuft wie eine Insze-
nierung“, beschreibt Pauly den
Entstehungsprozess einer Ka-
mee. Die Liebe und Sorgfalt
zumDetail, seinenDrang nach
Perfektion gab er an seine drei
Söhne (alleEdelsteingraveure)
und seine Lehrlinge (Jungge-
sellin Eva Röhrig wurde Bun-
dessiegerin) weiter.
Im Ehrenamt ist Erwin Pauly
seit über 30 Jahren aktiv, so als
Vorsitzender für alle edelstein-
bearbeitendenBerufe imKreis
Birkenfeld der HwK Koblenz,
VorsitzenderderGraveur-Ver-
einigung,Sachverständigerder
Handwerkskammer und Gut-
achter. Er istMitgliedderVoll-
versammlung der HwK Ko-
blenz. Auch in der Kom-
munalpolitik engagiert
sich Erwin Pauly, so
im Ortsgemeinderat
von Veitsrodt.
„Würde man seine
Aktivitäten anein-
ander reihen, wären
esmehr als 100 Jah-
re“,lobteauchKlaus
Beck, Verbandsbür-
germeister von Herr-
stein.
AndenRuhestanddenktEr-
win Pauly „noch lange nicht“.
„Ich habe Freude an der Arbeit,
der Beruf ist mein Leben.“
Traditionell bildet der Veitsrodter Hand-
werksmeister Erwin Pauly aus, traditio-
nell „danken“ es ihm seine Lehrlinge mit
Siegen im Praktischen Leistungswettbe-
werb auf Bundesebene - zuletzt Eva
Röhrig (Vorgestellt im Artikel unten).
Der nächste Meistervorberei-
tungskurs der HwK Koblenz
für Edelsteingraveure beginnt
im September 2000 in Herr-
stein (Teilzeit).
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/398-400, Fax: -990,
Eine wertvolle
Arbeit wurde
mit einer wert-
vollen Arbeit
belohnt - auch
wenn dieses
Schmuckstück
nicht in den Händen
von Erwin Pauly
entstand: Dem Hand-
werksmeister wurde das
Verdienstkreuz am Bande
verliehen.
Edelsteingraveur Erwin Pauly
genießt seit Jahren auch internatio-
nal einen erstklassigen Ruf wegen
seiner Arbeiten. Spezialisiert hat er
sich auf Gesichter in Edelstein, soge-
nannte Kameen (Bild rechts) .
Edelsteingraveurin Eva Röh-
ring aus Sensweiler in der Ei-
fel belegte beim Praktischen
LeistungswettbewerbderHand-
werksjugend auf Bundesebene
den ersten Platz - damit ist sie
Deutschlands Nummer 1 im
„jungen“ Edelsteingraveur-
handwerk.
NachSiegen aufKammer- und
Landesebene hatte die 19-jäh-
rige auch imWettstreit der be-
sten Edelsteingraveure auf
Bundesebene die Nase vorn.
Prämiert wurde ihr Gesellen-
stück, eine Kamee, die die Sie-
gesgöttinNike zeigt. Eva Röh-
rig gravierte Nike aus einem
dreilagigen Achat. Ihre Plasti-
zität ist verblüffend, die Farb-
abstimmungzwischenHellund
Dunkel fasziniert. „Der Sieg
stärktmeinSelbstvertrauen. Er
ist Bestätigung dafür, dass ich
meinHandwerk gelernt habe“,
kommentiert dieBundessiege-
rin bescheiden das Ergebnis.
„Eigentlich wollte ich Gold-
schmiedin werden, von mei-
nem jetzigen Beruf hatte ich
überhaupt keine Vorstellun-
gen“, erinnert sie sich. Ein Prak-
tikum bei Erwin Pauly in Veits-
rodt, dem Meister der „edel-
steinernen“ Gravur, überzeugte
die Realschülerin, dieses Hand-
werk zu lernen.
Drei Jahre ging sie bei ihm in die
Lehre. Bereits im ersten Lehr-
jahr gewann sie einen Graveur-
wettbewerb zum Thema „Au-
genblicke“. Ihre sensiblen Mi-
niaturen im Achat bestachen
durch die filigrane, und doch
klare Aussagekraft.
Wenn es auch scheint, dass ihr
KreativitätundTalentindieWie-
ge gelegt wurden, die Mutter ist
Glasgestalterin, so hat sie doch
ihr Handwerk von der Pike auf
gelernt. Vom Entwurf bis zur
Vollendungeiner inreinerHand-
arbeit gefertigten Kamee verge-
hen drei bis fünf Tage. Größere
Arbeiten brauchen Wochen.
In ihrem Lehrmeister Erwin
Pauly hat Eva Röhrig das beste
Vorbild. „Von ihm möchte ich
noch viel lernen. Es fasziniert
mich, wie er die klassischenMo-
tive in moderne reduzierte Lini-
enführung umsetzt.“ Edelstein-
graveurmeister ErwinPaulygibt
das Kompliment zurück. „Eva
ist sehr lern- und aufnahmefä-
hig. Sie bringt das besondere
Gespür für unseren Beruf mit
und hat ihre eigene Handschrift
entwickelt.“
Später möchte Eva Röhrig die
Meisterschule besuchen oder
Schmuckdesign studieren.
Wieder einmal leistet
die HwK Koblenz
Pionierarbeit, mit der
Gründung der Päda-
gogischen Anlauf-
stelle. Ziel: Unter-
stützung für Jugend-
liche, die Schwierig-
keiten haben, einen
Ausbildungsplatz zu
finden. Hilfe zur
Selbsthilfe ist das
Motto von Leiterin
Ilka Wilbert und
ihren Mitarbeitern.
1980 – Pädagogische Anlaufstelle der HwK nimmt Arbeit auf
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