Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 28

Auf den Hund gekommen ist
Optikermeister Carlo Wagner
aus Koblenz eigentlich nicht,
zur „normalen“ Kundschaft
zählen eher die Zweibeiner.
Doch besondere Probleme von
besonderen „Kunden“ verlan-
gen nach einer besonderen
handwerklichen Betreuung:
Schäferhund Dusty leidet an
einer Augenkrankheit, die be-
sonders bei dieser Hunderasse
nicht selten ist. Die „Schäfer-
hundkeratitis“ wurde durch ei-
nen Facharzt der Uni-Klinik
Marburg diagnostiziert – und
kann u.a. nur durch eine spezi-
elleSonnenbrillegelindertwer-
den, denn durch starkes Son-
nenlicht tritt eine Entzündung
der Hornhaut im Auge auf, die
zur Erblindung führen kann.
Miteiner„hundeärztlichenVer-
ordnung für eine Brille“ kam
Frauchen zum Optikermeister
Wagner, der fertigte eine maß-
genaue Sonnenbrille an. Mit
einemUV-Blocker von immer-
hin 400 Nanometer und 50pro-
zentiger Einfärbung kann jetzt
Schäferhund Dusty die sonni-
gen Wintertage wieder richtig
genießen und in die Sonne blin-
zeln. „Neu ist die Idee grund-
sätzlich nicht, nur in unseren
Breiten gibt es wenige Hunde
mit Brille. In den Alpen, gerade
bei den Such- und Rettungs-
hunden, zählt die Brille wegen
der Gefahr der Schneeblindheit
zur erweiterten Standardausrü-
stung.“
Doch war der kranke Schäfer-
hund nicht der erste vierbeinige
Kunde, der seine Pfote über die
Schwelle des Koblenzer Optik-
geschäftes in diesem Jahr setzte:
„Zwei kleine Hunde verlangten
nach einer passenden Brille zum
Cabrio-FahrenmitHerrchenund
Frauchen – wir haben natürlich
auch diesen Wunsch erfüllt“, so
derOptikermeister, der seit 1972
selbständig ist, zunächst eine Fi-
liale in Simmern betrieb und seit
1980 auch in Koblenz Brillen
und den gesamten Service rund
um die Sehhilfen anbietet.
Ein weiterer Clou des Koblen-
zer Optikers wird die „Jahr-
2000-Brille“ sein, von Lehrling
Silke Schüpiert und angefertigt.
Prominenter Träger dieses
Nasenfahrrads wird übrigens
Eric Kothny sein, der die Jahr-
tausend-Gala des 31. Dezember
1999 in Südwest Drei moderie-
ren wird.
Normalerweise helfen gerade Schäferhunde sehschwachen Men-
schen im Alltag, doch auch Schäferhunde selbst können Sehschwä-
chen haben - dann muss ihnen der Mensch helfen. Hund Dusdy mit
Optikermeister Carlo Wagner.
Mit internationalen Wirt-
schaftsförderungsprojekten,
unterstützt durch das Bun-
desministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit,
hilft die HwK Koblenz
Ländern mit beim Aufbau
ihres wirtschaftlichen Mittel-
standes - so in Bulgarien,
Ländern des ehemaligen
Jugoslawiens, Vietnam oder
Laos. Projekte, die durch ihre
Unterstützung vor Ort für
eine Wirtschaftskraft sorgen,
wirtschaftliche Partnerschaf-
ten mit Mittelstandsunterneh-
men aus unserer Region oder
Export/Importbeziehungen
ergeben, die das Handwerk
auch im Norden von Rhein-
land-Pfalz nutzen kann.
Dass dabei oft mit - nach
hiesigen Maßstäben - einfa-
chen Mitteln eine große Hilfe
erzielt wird, zeigt u.a. die
Partnerschaft mit bulgari-
schen Handwerkern.
Die Augenoptiker in Bulgari-
en haben – wie alle ihre
Kollegen auf der Welt – nicht
nur mit Augenproblemen,
sondern auch mit Ästhetik
und Mode zu tun. Und diesen
Ansprüchen unter den
Umständen einer schwierigen
wirtschaftlichen Reform
gerecht zu werden, ist eine
Leistung für sich.
Nicht alles ist mit Eigeniniti-
ative zu machen. Die Mittel
sind knapp und es fehlt vor
allem an guter Ausrüstung.
Bei den kleineren Werkzeu-
gen helfen sich die Augenop-
tiker selbst – holen aus alten
Werkzeugen das fast Unmög-
liche heraus, sie bauen sich
selbst Zubehör. Bei den
großen Maschinen geht das
nicht. Optikgeräte werden
über Jahrzehnte benutzt,
daher ist auch der Gebraucht-
gerätemarkt nicht besonders
lebhaft.
Die HwK Koblenz wird die
komplette Ausrüstung ihrer
ehemaligen Optiklehrwerk-
statt den bulgarischen Opti-
kern zu überlassen.
Gesucht
werden Spender, die den
Transport nach Bulgarien
ermöglichen.
Das schönste
Weihnachtsgeschenk - auch
nachträglich - für die bulgari-
schen Optiker.
Partner Bulgarien: bereits
kurz nach der politischen
Wende 1990 begann die HwK
Koblenz mit Partnern vor Ort
und Unterstützung durch die
deutsche Regierung mit dem
Aufbau eines Partnerschafts-
projektes mit Bulgarien. Das
Ziel: Aufbau eines leistungs-
starken Handwerks. Zu den
neuen Einrichtungen im
Land auf dem Balkan zählt
seit 1999 auch eine Ausbil-
dungswerkstatt für Tischler.
In einer alten Stadt wie Plovdiv
- die zweitgrößten Stadt Bul-
gariens, aber gewiss die Stadt
mit dem deutlichsten Kultur-
profil - verleiten auch nüchter-
ne Dinge zu Visionen.
Das antike römische Theater,
der als Ensemble erhaltene
Altstadtkern mit den engen
Gassen und den bunten Häu-
sern aus der Zeit der nationalen
Wiedergeburt, wo über dem
Steinpflaster die Erker der Häu-
ser einen schützenden Bogen zu
bilden scheinen, verleihen das
Gefühl, dassman die Zeit berüh-
ren kann. Nichts ist wirklich
vergangen, nichts ist noch Zu-
kunft.
In einer solchen Atmosphäre ist
die Eröffnung einer Tischler-
werkstatt schon ein Schritt in die
Zukunft. Die HwK Koblenz ar-
beitet mit der Stadt Plovdiv seit
über fünf Jahren zusammen. Im
Bereich der Berufsbildung ist
vielgetanworden.Dastehtschon
eine Friseurwerkstatt, auch ein
EDV-Raum, eine Bäcker- und
Konditorenwerkstatt sollendem-
nächst durch eine Fleischer-
werkstatt ergänzt werden.
Neu ist dieTischlerwerkstatt.Sie
ist einerseits eine Ergänzung zu
den bereits existierenden Werk-
stätten, andererseits –wie soll es
auch in Plovdiv sein – ein Bei-
trag für ein künftiges Vorhaben.
Laut eines neuen Projektes soll
in Plovdiv ein Design Center
Balkan entstehen.
Die Gesamtausstattung imWert
von 150 000 DM kommt aus
Deutschland.MitAusnahmevon
zwei Maschinen sind vor allem
gebrauchte Anlagen eingesetzt.
Informationen zu den Part-
ner-schaftsprojekten der
HwK Koblenz und Wirt-
schaftspartner vor Ort gibt
die Ost-West GmbH der
HwK Koblenz, Tel.: 0261/
398-123, Fax: -997, Internet:
Die historische Altstadt von Plovdiv:
Ein bauhistorisches Juwel mit Ge-
schichte - und Zukunft, bei deren
Gestaltung die HwK Koblenz mithilft.
Der 1. Juli 1957 ist
der Startpunkt der
betriebswirtschaftli-
chen Beratungsstelle
bei der HwK Ko-
blenz. Beraten wird
kostenlos und indivi-
duell z. B. in Fragen
der Finanzierung
oder des Rechts.
1957 – HwK richtet betriebswirtschaftliche Beratungsstelle ein
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