Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 39

Bei der Gründung der Handwerkskammer Koblenz im Jahr 1900 be-
standen im Kammerbezirk 20 Innungen und eine Anzahl von Hand-
werker- und Gewerbevereinen. Die Innungsmitgliedschaft war frei-
willig. Daneben entstanden „Zwangsinnungen“ mit Pflichtmitglied-
schaft, wenn die Mehrheit der Handwerker eines Bezirks dies be-
schloss. Bis 1925 hatte sich die Zahl der Innungen auf 270 erhöht.
90 Prozent der Handwerker waren nun Mitglied einer Innung. Seit
1934 gehörte jeder in die Handwerksrolle der Kammer eingetragene
Handwerker kraft Gesetzes der für ihn zuständigen Innung an.
Heute bestehen im Kammerbezirk 166 Innungen, in der Regel für ei-
nen Landkreis, teilweise auch mit größerem Bezirk. Sie sind freiwilli-
ge Zusammenschlüsse und zugleich Körperschaften des öffentlichen
Rechts unter der Aufsicht der Handwerkskammer. Die Innungen för-
dern die gemeinsamen gewerblichen Interessen ihrer Mitglieder, un-
terstützen die Lehrlingsausbildung und können mit Ermächtigung der
Handwerkskammer Gesellenprüfungen abnehmen. Für ein gutes Ver-
hältnis zwischen den Mitgliedern und ihren Gesellen besteht bei der
Innung ein von den Gesellen gewählter Gesellenausschuss.
Es war noch nicht ganz hell, als
Tieflader und Richtkolonne auf
der Baustelle eintrafen. Rasch
wurde der Baukran aufgestellt.
Schon kurze Zeit später standen
die vierAußenwände eines zwei-
geschossigen Wohnhauses mit
140 Quadratmetern Wohnflä-
che.VonderBodenplattebiszum
regendichtgedecktenDachstuhl
vergingen knapp acht Stunden.
Die gesamte Organisation über-
nimmt Fingerhut Haus aus
Neunkhausen/Westerwald. 1903
als Sägewerk und Zimmerei ge-
gründet, hat sich die Firma auf
den Bau von Niedrigenergie-,
Ein- und Mehrfamilienhäusern
in Holzverbundkonstruktion
spezialisiert.
Bereits seit den 50-er Jahren fer-
tigt Fingerhut industriell Fertig-
häuser. Seit Anfang der 70-er
Jahre werden auch Leichtbeton-
Fertigkeller im eigenen Werk
hergestellt. Imvergangenen Jahr
wurden insgesamt 170 Häuser
im ghesamten Bundesgebiet er-
richtet.
Immer mehr Bauherren schwö-
ren auf schlüsselfertiges Bau-
en. Der Vorteil ist vor allem die
kurzeBauzeitmit festenTermi-
nen. Die Wandelemente kom-
men trocken aus der Produkti-
onsstätte von Fingerhut Haus,
wo sie fix und fertig montiert
werden. Ein Trockenwohnen
entfällt. Sofort nach Fertigstel-
lung ist das Haus bewohnbar.
Die Fertigpreisgarantie macht
die Kosten überschaubar. Dar-
Dieses neue Musterhaus der Firma Fingerhut wurde in knapp acht
Stunden aufgebaut.
über hinaus vergibt die Qua-
litätsgemeinschaft Deutscher
Fertigbau bei Fertighäusern für
Konstruktion, Baumaterial,
Verbindungsmittel undAusfüh-
rung das Siegel für deutsche
Wertarbeit. Dem Bauherren ist
es übrigens frei gestellt, ob er
den Grundriss des Musterhau-
ses übernehmen oder variieren
will. Außer schlüsselfertigen
Häusern bietet Fingerhut Mit-
bau- oder Ausbauhäuser an.
1999 rief die Handwerks-
kammer Koblenz den
„Erfinderclub Jun-
ges Handwerk“ ins
Leben.
Er spricht junge
Handwerkslehrlinge
undGesellen an, die Freu-
de amExperimentieren, Phy-
sik und Technik haben, die
Betriebsabläufe in ihremHand-
werksunternehmen optimieren
und ihre Ideen und Erfahrun-
gen austauschen möchten.
Pilotcharakter
Ziel des bundesweit einmali-
gen Projektes zur Förderung
junger Talente imHandwerk ist
die Erarbeitung von Patenten
und Innovationen, die betrieb-
lich umsetzbar sind. Der Er-
finderclub ist eine Ideen-
schmiede für jeden, der mehr
aus sich machen will und dazu
das High-Tech-Potential, das
dieHwKbietet, nutzenmöchte.
Mit viel Enthusiasmus gingen
Handwerker verschiedener Be-
rufsgruppen unter sachkundi-
ger Leitung eines Teams von
HwK-Experten - sowohl aus
dem technischen wie auch päd-
agogischen Bereich - an neue
reizvolle Aufgaben.
Arbeit an Projekten
So entwickelten fünf Teilneh-
mer eine Fertigungsanlage im
ModellmitHilfeeinerProgram-
miersprache, die erstmalig für
die Steuerungsprozesse ange-
wendet wurde. Jeder bearbeite-
te dabei ein Teilproblem, die
Teillösungen wurden am Ende
zu einem Gesamtergebnis zu-
sammengefasst. Weitere sechs
junge Erfinder gestalteten ei-
nen Stuhl mit besonderem Sitz-
komfort.
Von zwei Teilneh-
mern wurde ein
Testgerät zur
Funktionsüber-
wachung von
Ventilatoren im
Rahmen des Eu-
ropäischen Instal-
lationsbusses (EIB) ent-
wickelt.EinTeilnehmerex-
perimentierte an einer Aus-
dehnungs-Kompensationsein-
richtung für den Warmwasser-
behälter. Die jungen Erfinder -
einige von ihnen absolvieren
parallel zur Lehre eine Zusatz-
qualifikation zum „Betriebs-
assistenten im Handwerk“ -
werden sich auch im Jahr 2000
regelmäßig in Projektgruppen
treffen und ihre Arbeiten fort-
führen. -
Das nächste Mal am
20. Januar um 16.30 Uhr!
Informationen
zum
„Erfinderclub Junges Hand-
werk“ bei Dr. Reinhard Dilba,
Tel.: 0261/398-531,
Fax: -988, e-mail:
Internet:
Projektarbeit am Modell zum Kennenlernen moderner Steuerungs-
techniken wie dem Europäischen Installationsbus.
Die Elektroinstallation soll flexibler und komfortabler und dabei-
sparsamer werden! Die Lösung: Gebäudesystemtechnik mit Bus-
technologie (Zweidrahtleitung als Überträger der Steuerungs-
befehle in einer Elektroinstallation), der ein gemeinsames europäi-
sches Konzept zugrunde liegt, der Europäische Installationsbus
EIB. Das ist ein dezentrales, ereignisgesteuertes System zum
Steuern, Überwachen und Melden betriebstechnischer Funktio-
nen. Der EIB kann im Einfamilienhaus ebenso verwendet werden
wie in größeren Gebäudekomplexen und Zweckbauten - eine
Herausforderung gerade für das Elektrotechniker-Handwerk, das
dafür von der Planung und Projektierung bis zur Realisierung PC-
Technik nutzt. Der EIB lässt sich über entsprechende Schnittstel-
len auch mit Leitzentralen anderer Systeme für Gebäude-
automatisierung z.B. über ISDN verbinden. Die Komplexität der
Gebäudeautomatisierung erfordert die Zusammenarbeit von Elek-
tro- und Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk.
Die HwK führt seit fünf Jahren Schulungen durch mit bisher mehr
als 300 Teilnehmern.
Infos
unter Tel.: 0261/398-531, Fax: -988.
Mit ihrer Beteiligung
an Berufsbildungs-
programmen der
Europäischen
Kommission stößt die
HwK neue Entwick-
lungen bei der
grenzüberschreiten-
den Berufsbildung
an. In Gemein-
schaftsprojekten
werden u. a. Ausbil-
dungs- bzw. Qualifi-
zierungsbausteine
erarbeitet, in Lehr-
lingsgruppen erprobt
und umgesetzt.
1988 – HwK Koblenz bringt Bildung auf Europakurs
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