Handwerk Special Nr. 82 vom 15. August 2001 - page 15

Michael Wilbert stellt zwei Jahre nach Existenzgründung ersten Lehrling ein
Zahlen, die Maschinen steuern:
Erfolgreiche CNC-Fachkräfte
Perspektiven für Handwerker mit und nach der Bundeswehr
15. August 2001
Nr. 82
Wie von Geisterhand bewegt
sich Holz oder Metall auf und in
den Maschinen und erhält eine
neue Form durch Fräsen,
Schneiden oder Drehen. Doch
bevor die scharfen Werkzeuge
an die Arbeit gehen, haben klu-
ge Köpfe deren Weg durch das
Material mit Hilfe von Zahlen
und Formeln definiert. Es sind
CNC-Fachkräfte, die sich im
HwK-Lehrgang dafür qualifi-
ziert haben.
In 240 Unterrichtsstunden, die
sie parallel zu ihrer Berufstätig-
keit abends und samstags absol-
vierten, erlernten 14 Teilneh-
mer die Grundlagen der Pro-
grammierung und Bedienung
von CNC-Maschinen (CNC =
Computerized Numerically
Control
) in Theorie und Praxis.
Am Computer programmieren
sie die Arbeitsschritte: Die
Steuerung der Fräs-, Schneid-
und Drehwerkzeuge erfolgt nu-
merisch, d.h. über Zahlen, die
eine Position imzwei- oder drei-
dimensionalen Koordinatensy-
stem angeben.
DieCNC-Fachkraft definiert im
ersten Schritt den Weg, den die
Bearbeitungswerkzeuge imMa-
terial nehmen, richtet dann die
Maschine ein und positioniert
schließlich das Werkstück im
Bearbeitungsraum. Dabei be-
wegt sich die Maßgenauigkeit
imBereich von tausendstelMil-
limetern. Präzision, der im mo-
dernen Maschinen- und Appa-
ratebau eine immer größere Be-
deutung zu kommt, und die nur
über Hightech-Handwerk um-
zusetzen ist.
Neue CNC-Kurse in den HwK-
Berufsbildungszentren begin-
nen wieder im Herbst. Termine
auf Anfrage.
Informationen
zur
technischen Weiterbildung,
Tel.: 0261/398-113,
Fax: -990, Email:
Erfolgreicher Abschluss des CNC-Lehrganges: Die
Mitglieder des Prüfungsausschusses, Horst Kaufmann,
Ernst Darscheid, Dr. Friedhelm Fischer, Eduard Heinz
und Udo Henk (v.l.), mit den Kursteilnehmern.
Vonmorgens sieben bis abends
neun in der Werkstatt, nur die
Mittagspause gehört der Fa-
milie. Feinwerkmechaniker-
meister Michael Wilbert weiß,
dass er als Existenzgründer in
den ersten Jahren in seinen
Betrieb in der Urmitzer Ru-
dolf-Diesel-Straße viel Zeit und
Energie investieren muss.
Hilfe hat er in seiner Frau, die in
Heimarbeit das Büro schmeißt
und sich so um die beiden Kin-
der kümmern kann, und zwei
Partnerunternehmen unter dem
selben Dach, mit denen er ko-
operiert. Seit dem Frühjahr bil-
det er mit Thomas Wingenbach
seinen ersten Lehrling aus, der
für den gewachsenen Kunden-
kreis die notwendige personelle
Unterstützung ausmacht.
Der Betrieb „brummt“, die mo-
dernen CNC-Dreh- und Fräs-
maschinen sind voll ausgela-
stet. „Alles, was ich in den Be-
trieb bisher hineinsteckte, habe
ich zu Werten gemacht“, sagt
der Jungunternehmer stolz. Er
investierte in gebrauchte Ma-
schinen, die er selbst aufarbei-
tete - für den gelernten Maschi-
nenbauer kein Problem. „Klein-
serien von 50 bis über tausend
Stück, etwa für Zulieferer der
Autoindustrie, können wir mit
unserer Ausstattung gut bewäl-
tigen.“ Und Michael Wilbert
denkt über eine weitere langsa-
me Expansion nach.
Drei unter einem Dach
Seine Partner sind ein CNC-
Dreher und einCNC-Fräser. Für
den Schweißbereich, das Bie-
gen und Formen von Metall-
werkstücken und die Montage
der Maschinen aus verschiede-
nen Einzelteilen weiß er sich
zuständig. „Wir sind ein gutes
Team, das sich ergänzt. Für ei-
nen alleine wäre es wesentlich
schwerer gewesen, sich einen
Platz am Markt zu erobern“,
verdeutlicht er sein Unter-
nehmenskonzept, mit dem er in
den ersten zwei Jahren schon
mächtig Gas gegeben hat.
Kraftvoller Antrieb war ihm
dabei schon vorher bekannt. Als
SaZ 12 machte er bei der Bun-
deswehr seine Fachausbildung
an Flugzeugtriebwerken, be-
treute den Test- und Leis-
tungsmessstand für die Trieb-
werke der Düsenjäger. Die letz-
ten 18 Monate seiner
Dienstzeit als Soldat
nutzte er für Lehrgän-
ge, die ihm den Weg in
die zivile Arbeitswelt
ebnen sollten: Er legte
die Meisterprüfung im
Feinwerkmechanikerhand-
werk ab, bestand den „Be-
triebswirt des Handwerks“,
besucht Lehrgänge inCNC- und
CAD-Technik, Pneumatik und
Hydraulik.
Dieses Programm als „Tech-
nisch-kaufmännischer Koordi-
nator Fertigungstechnik“ stell-
te ihm das Beratungszentrum
Bundeswehr-Handwerk bei der
HwK Koblenz in Zusammenar-
beit mit demBerufsförderungs-
dienst der Bundeswehr (BFD)
im persönlichen Gespräch zu-
sammen. Die weitere För-
derungszeit für ausgeschiedene
Zeitsoldaten - sie beträgt nach
zwölf Dienstjahren noch drei
Jahre - sichert ihm das Unter-
nehmen „Existenzgründung“
ab.
Bei einer Auftragsreichweite
von gut acht Wochen wird Mi-
chael Wilbert auch in Zukunft
nicht über Langeweile klagen
müssen - und hat damit auch
genug Lernmaterial für seinen
ersten Lehrling...
ImBereich von 1000stel Millimetern arbeitet MichaelWilbert mit seinen CNC-Maschinen.
Soldat,
Unternehmer,
Arbeitgeber
@
Das Beratungszentrum Bun-
deswehr-Handwerk bietet
Workshops an, in denen Sol-
daten auf Zeit frühzeitig nicht
nur etwas über Qualifizie-
rungsmöglichkeiten hören,
sondern auch in den HwK-
Werkstättenpraktisch erfahren.
HwK-Experten und BFD stel-
len neueste Verfahren und
Technologienpraxisgerecht dar
und stehen für Hintergrundin-
formationen Rede und Ant-
wort. Für die Zeitsoldaten wer-
den so Fachkraftlehrgänge mit
staatlich anerkannter Fort-
bildungsprüfung transparent.
Workshops zur Berufsfindung:
Infos & Praxis in den HwK-Zentren
So vorbereitet führen sie ihr
persönliches Gespräch im
Beratungszentrumbei derHwK
Koblenz noch effektiver.
Die Workshops am 20. bzw.
27. September (9-12 Uhr) dre-
hen sich um die Fachgebiete:
Kraftfahrzeugtechnik, Haus-
und Energietechnik, Schweiß-
technik, Umweltbildung.
Informationen
undTerminver-
einbarung beim Beratungs-
zentrum Bundeswehr-Hand-
werk, Hans-Joachim Benner,
Tel.: 0261/398-126, Fax: -934,
Email:
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...32
Powered by FlippingBook