Handwerk Special Nr. 82 vom 15. August 2001 - page 25

Gut Essen: Leckere Köstlichkeiten vom Fleischer / Ofenausstellung
15. August 2001
Nr. 82
„1961, im Alter von 14 Jahren,
kam ich in die Lehre,“ berichtet
der „Matador von St. Goar“ über
seinenLebensweg. „Damalswar
dies noch die Fleischerei Mül-
ler, zwanzig Jahre später über-
nahm Jürgen Engelbert den Be-
trieb. Warum ich mich für den
Beruf entschieden habe? Inter-
esse an der Vielfalt dieses Hand-
werksvollerGeschmackundGe-
nuss und Mund-zu-Mund Pro-
paganda“, so Karl Horn
„Nach meiner Gesellenprüfung
bin ich bis zur Bundeswehrzeit
bei der Firma geblieben. Nach
18 Monaten ging’s gleich wei-
ter. Zwar wollte ich mich erst
woanders umschauen, doch der
Meister hat mich sehr umwor-
ben. Da war es für mich klar,
dass ich blieb.“
Bis heute, so berichtet Hand-
werker Horn über seinen Be-
rufsalltag, wird in der St. Goarer
Metzgerei selbst geschlachtet.
Ein Arbeitstag beginnt morgens
um fünf Uhr. „Früher waren es
30 bis 40 Schweine pro Woche.
Es bietet einen deutlichenQuali-
tätsvorteil und man weiß, dass
das Fleisch in Ordnung ist.“ Im
Umkreis von 50 Kilometern
kennt der Fleischer die Ställe bei
den Bauern und die Tiere fast
persönlich...“ schmunzelt er.
Mit geübtemBlick trifft der Flei-
scher die Wahl, um beste Quali-
tät für den Kunden zu gewähr-
leisten. Er weiß über die Eigen-
schaften der unterschiedlichen
Matador von St. Goar
Karl Horn, seit 40 Jahren Metzger im gleichen Unternehmen
Fragt manKarl Hornnach einer Begebenheit aus seinemBerufsleben,
soisterumAnekdotennichtverlegen.„JedenTagerlebtmanwas!Aber
das Verrückteste war wohl die Geschichte mit dem Bullen, der ge-
schlachtet werden sollte: Vor meinem Beil flüchtete er sich aus der
Fleischerei ins Wohnzimmer des Nachbarhauses, dort habe ich ihn
wieder eingefangen.“
Fleischsorten genau Bescheid,
prüft sie auf Güte und zerlegt sie
in appetitliche Stücke.
Doch in diesem Beruf geht’s
auch um die Wurst: Ob Blut-
wurst - die Lieblingswurst von
Karl Horn „und die gesünde-
ste“, Leberwurst, Hausmacher,
Jagdwurst oder knackige Wie-
ner - alle nach Original-Rezep-
ten - bei der Wurstherstellung
kommen Geschmack und Phan-
tasie zum Zug. „Wir bieten die
Wurst auch in Dosen an und
beliefern Märkte.“
Sein Chef, Jürgen Engelbert,
weiß seinen Fleischer sehr zu
schätzen:„KarlHorngehörtqua-
si zum Inventar, - die Seele des
Betriebs, wir kennen uns schon
40 Jahre. Und die eigene Her-
stellung garantiert Qualität: Bei
jeder DLG-Prüfung holen je-
weils fünf bis sechs Preise.“
Hygiene spielt im Fleischer-
handwerkdiehöchsteRolle,trägt
doch der Fleischer hohe gesund-
heitliche Verantwortung: „Die
Werkstatt wird wie eh und je
gründlich geschrubbt und gerei-
nigt, Sauberkeit ist das A und O
in unserem Beruf.“
Im Laufe der Jahre ändert sich
manches im Betrieb, so gibt es
heute auch einen Party-Service.
Auch privat rastet Karl Horn
nicht: „Auch daheim habe ich
Landwirtschaft,nachFeierabend
geht’s hier gleich weiter.“ Sein
Wunsch für die Zukunft: „Ge-
sund bleiben. Morgens aufste-
hen, arbeiten, das ist das Beste,
was man sich wünschen kann.“
Karl Horn (rechts) und sein Chef Jürgen Engelbert im
Geschäft, das in der Fußgängerzone von St. Goar liegt.
Gesunde Ernährung
26.9.
Info-Tel.: 0261/398-332
Am 26. September trifft sich
der HwK-Arbeitskreis „Ge-
sunde Ernährung“ für Bäk-
ker, Fleischer und Kondito-
ren. Thema: Lebensmittel-
rechtliche Veränderungen -
neue Bestimmungen. Wann
& Wo: 26. September 2001
um 17 Uhr, Berufsbildungs-
zentrum St. Elisabeth-Str. 2
Infos und Anmeldung bei
der HwK-Meisterakademie:
Tel.: 0261/398-332
Fax: 0261/398-989
email:
Internet:
HwK-Arbeitskreis
Heizenfrüherundheute
HwK-Ausstellung bis 25.8. rund um Öfen
Der Schweizer Kachelofen, Bau-
jahr 1910, hat es dem Leiseler
besonders angetan: „Er braucht
nicht viel Platz, hat eine gesun-
de Strahlungswärme und über
dies auch noch eine saubere
Verbrennung.“ Nicht weit von
dem 90 Jahre alten „Klassiker“,
wie Dehn seine Restaurierun-
gen nennt, hat er einen moder-
nen Schweizer Ofen zum Ver-
gleich hingestellt. Die Unter-
schiede fallen sofort ins Auge:
Weniger Schnörkel, Glas, „weil
die Leute gern mitten hinein
schauen möchten“. Natürlich
wird auch der Umweltgedanke
im neuen Modell etwas stärker
berücksichtigt: Der Ofen ist aus
Recycling-Keramik gefertigt,
das Glas wurde wieder verwer-
tet, und selbst der Rauch wird
nachverbrannt. Doch abgesehen
von solchen Unterschieden ist
das Prinzip stets das Gleiche:
„Der technische Umgang mit
Wärme und Verbrennung war
vor 100 Jahren der gleiche wie
heute.“
Bis zum 25. August stellt Dehn
in der Herrsteiner GalerieHand-
werk 14 seiner „Ofenklassiker“
aus: VomösterreichischenHerd
über das Modell eines finni-
schen Specksteinofens bis zu
den Schweizer Varianten, die
der Ofenfachmann so schätzt.
Verbrennen, Wärme speichern, Energie bestmöglich nutzen: „Ab-
gesehen von Feinheiten hat sich in 150 Jahren nichts in der
Konstruktion von Öfen geändert“, erläutert Stefan Dehn, der zur
Zeit imHwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege Herr-
stein eine Auswahl historischer Öfen und Herde ausstellt.
Die Ausstellung „Ofenklassi-
ker“ ist bis zum 25. August
montags bis donnerstags von
10 bis 17 Uhr und freitags und
samstags von 14 bis 18 Uhr zu
sehen. Infos im HwK-Zentrum
fürRestaurierungundDenkmal-
pflege, Tel.: 06785/ 9731-760,
Fax: 06785/ 9731-769, Email:
1...,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24 26,27,28,29,30,31,32
Powered by FlippingBook