Handwerk Special Nr. 82 vom 15. August 2001 - page 10

Materialprüfungslabor der HwK Koblenz
Reise im Mikrokosmos
einer Schweißnaht
Die Unordnung entsteht durch
Wärme - mit der Neuordnung
der Eisenkristalle wird die
Schweißnaht erst möglich, die
extremeHitze von ca. 1500Grad
„mischt“ dasGefüge neu auf und
lässt Eisenteile zusammen-
schmelzen. Äußerlich ist das an-
hand einer Schweißnaht sicht-
bar, doch die Wahrheit über
Haltbarkeit und Beanspruchung
Ein Fingernagel wäre über drei Meter groß, ein Haar armdick – und
selbst Eisenkristalle haben das Format einer Briefmarke. Die mikro-
skopische Vergrößerung im Materialprüfungslabor des Metall- und
Technologiezentrums der HwK Koblenz macht sie möglich, die Reise
im Mikrokosmos von Stahlbauteilen. Sie wird vorzugsweise dort
eingesetzt, wo dieser Mikrokosmos durch handwerkliche Arbeit „in
Unordnung“ geraten ist, so an Schweißnähten.
Hightech für die Materi-
alprüfung: Hochauf-
gelöste Bilder werden
mit einer Spezialkamera
(auf dem Mikroskop)
abfotografiert, in den
Rechner überspielt und
können nach der Analyse
und Archivierung zum
Auftraggeber direkt per
ISDN elektronisch
übertragen werden.
Das Innenle-
ben einer
Schweißnaht,
200fach
vergrößert
unterm Mikro-
skop: Blick in
die kristalline
Eisenstruktur.
der HwK Koblenz mit Hightech
vor, die Verfahren und Anlagen
stehen technologisch in der er-
sten Reihe. Feinste Scheiben
werden aus Vergleichsproben
der Schweißnähte geschnitten,
mit modernsten Maschinen ge-
schliffenbis dieOberflächespie-
gelglatt ist. Diese Probe wird
wahlweise mit einer hochauflö-
senden Kamera oder direkt un-
ter dem Mikroskop untersucht.
Bei der optischen Vergrößerung
isteineVertausendfachungmög-
lich, in der Regel reichen aber
bereits 200 Prozent, um in die
Welt der kristallinenEisenstruk-
tur einzutauchen. In verschiede-
nen Farben schimmernd, lässt
sich das innere Muster untersu-
chen, können die HwK-Exper-
ten genau sagen, wie stabil eine
Schweißverbindung ist, wie an-
fällig bei Temperaturschwan-
kungen, bei Biege- oder Zugbe-
anspruchung, für welchen Ein-
satz sie in Frage kommt.
Lebenswichtige Ergebnisse
Aussagenund technischeErgeb-
nisse in der Materialforschung,
die später beispielsweise im
Brückenbau von lebenswichti-
ger Bedeutung sind. Nutzer der
HwK-Materialprüfung sinddes-
halb gerade Unternehmen der
Metallverarbeitung, die einen
Nachweis über ihre Arbeiten er-
bringen müssen, die das Ange-
bot der HwK-Service GmbH
nutzen.
Doch nicht nur Metall kann in
seine winzigen Bausteine zer-
legt werden, auch andere Mate-
rialien werden untersucht.
Gesammelte Mikro-Bilder
Mit der Bilddatenbank hat die
HwK Koblenz ihren Service im
Bereich Materialprüfung jüngst
nocheinmalentscheidenderwei-
tert. Die mikroskopischen Auf-
nahmen werden als Bilddatei
gespeichert und können unter-
einander ausgewertet bzw. dem
Unternehmen per ISDN direkt
zugeschickt werden. Erfahrun-
genmit einzelnenMaterialstruk-
turen und resultierende Ergeb-
nisse lassen sich so visuell spei-
chern. Das spart Zeit und Versu-
che – und kommt so letztendlich
den Unternehmen zugute.
Damit die Chemie stimmt
Ganz neu und ebenso mit High-
tech vollgestopft ist die chemi-
sche Materialprüfung. Dabei
werden die Proben mit einer
Spezialschleifmaschine leicht
angerauht und anschließend mit
einem Funkenfeuerwerk „be-
schossen“. Das Licht der Fun-
ken wird je nach Materialzu-
sammensetzung unterschiedlich
gebrochen. Die verschiedenen
Spektralbereiche geben Aus-
kunft über die Zusammenset-
zung; ein Verfahren, das sowohl
bei Metallen wie auch Nichtme-
tallen angewendet werden kann.
Die Ergebnisse sind beeindruk-
kend: So kann z.B. eine Edel-
stahlprobe in ihreEinzelelemen-
te „zerlegt“ werden. Bis zu 20
Legierungselemente, vonAlwie
AluminiumbisZnwieZink, sind
mit drei Stellenhinter demKom-
ma prozentual messbar. Für das
Unternehmen bedeutet das eine
erheblicheVerbesserung imMa-
terialeinsatz,denndiechemische
Zusammensetzung entscheidet
über Eigenschaften, Schweiß-
barkeit und Beanspruchungen.
bleibt im Inneren
verborgen. In die-
sen Mikrokosmos
dringen die Tech-
nologie-Experten
Beratung und Prüfung
Info-Tel.: 0261/398-521
Zum weiteren Leistungsan-
gebot der HwK-Materialprü-
fung zählen auch Röntgen-
prüfungen, Härteprüfungen,
Kerbschlagbiegeprüfungen,
Rissprüfungen und Zug-
prüfungen von Schweißnäh-
ten bis zu 400kN.
Infos und Anmeldung:
Tel.: 0261/398-521
Fax: 0261/398-988
Von tausendfach vergrößert bis Tonnenkräfte
15. August 2001
Nr. 82
Materialprüfung
Neu bei der HwK: Info-Plattform für Laseranwender jetzt auch im Internet
Ob Schweißen, Schneiden oder
Oberflächenbehandeln: Im La-
serzentrumderHandwerkskam-
mer Koblenz werden Fragen
rund um Themen der Lasertech-
nik im Metallbereich fachkom-
petent beantwortet. Seit dem 19.
Juli bietet die HwK diesen
Informationsservice in Zusam-
menarbeit mit anderen Laser-
zentren auch online im „Forum
der Erprobungs- undBeratungs-
zentren in der Lasertechnik“
(EBZ) an. Kleine und mittlere
Betriebe können hier über alle
Bereiche der Laseranwendung,
von der Bearbeitung von Metal-
len und anderen Werkstoffen
bis zu Vermessungsaufgaben,
mit über 60 kompetenten Part-
nern des EBZ-Verbundes disku-
tieren und Fragen stellen.
Dahinter steht die Idee, den Un-
ternehmen kostenlos einen di-
rektenDraht zu denBeratern der
Erprobungs- und Beratungs-
zentren zu bieten, um beispiels-
weise Fragen zur Meßtechnik,
zumGravieren, zumLaserstrahl-
schweißen oder zur Medizin-
technik mit Einsatz des Lasers
direkt beantworten zu können.
Nach einer Kontaktaufnahme
können sichdiekleinenundmitt-
leren Betriebe kostenlos von ei-
nem der bundesweiten Partner
des EBZ beraten lassen.
Infos zur Lasertechnologie und
dem Online-Angebot beim
Laserzentrum der HwK
Tel.: 0261/398-541, Fax: -988,
Email:
Internet:
In der Bad
Kreuznacher
Goldschmie-
de Sieber hat
die Laser-
technologie
längst einen
festen Platz.
Das HwK-
Laserzentrum
half bei der
Einführung.
Laser schießt jetzt auch durchs Internet
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