Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 42

Wenn ein Spezialist für Hei-
zungsanlagendarangeht, sich
ein neues Heim zu schaffen,
ist klar: Hier werden die Kon-
zepte, die man den Kunden
anbietet, umfassend verwirk-
licht.
Das Handwerksunternehmen
Wilhelm Schmitt in Mayen hat
64 Jahre nach der Gründung
seine neue Produktions- und
Verwaltungszentrale im Indu-
striegebiet Ost bezogen. Dort
steckt nicht nur modernste
Energietechnik, sondern auch
die Firmenphilosophie im Ge-
mäuer.
Tradition verpflichtet
Innovativer Vorreiter in der
Heizungstechnik zu sein, leite-
te bereits den Klempner- und
Installateurmeister Wilhelm
Schmitt (1905-80), der am 8.
August 1935 seinen Betrieb in
die Koblenzer Handwerksrolle
eintragen ließ. Aus bescheide-
nen Anfängen mit Reparatur-
und Sanitärarbeiten und dem
BauvonKüchenherdheizungen
entwickelte sich in der Aufbau-
zeit nach dem Zweiten Welt-
krieg eine erste Adresse für
den Bau von Heizungsan-
lagen vor allem in öffent-
lichen Gebäuden.
Mit Sohn Otto (geb. 1938)
trat 1961 ein zweiter Ma-
cher und Denker in das
Familienunterneh-
men ein. Der ge-
lernte Heizungs-
bauermeister
und studierte
Ingenieur für
Haustechnik
verfügte nach
seiner Mitarbeit in anderen Fir-
men über umfangreiche Fach-
kenntnisse, mit denen man sich
auch größeren Anlagen und
besonderentechnischenProble-
men widmen konnte. Als die
Stromversorger die Nacht-
strom-Speicher-Heizung pro-
pagierten, entwickelten die
Schmitts eine Zentralheizungs-
anlage auf Warmwasserbasis,
bei der ein Speicherkern auf
eine sehr hohe Temperatur auf-
geladen wird, um ein kleines
Speichervolumen zu erreichen.
Energiekrise zeigt Folgen
Zu Beginn der 70er erhielt das
Unternehmen den Auftrag zum
Bau der Heizungs- und Lüf-
tungsanlage im neuen Hallen-
bad von Mayen. Während die
Ölkrise die Energiepreise in die
Höhe trieb, konzipierten Wil-
helm und Otto Schmitt ihre er-
ste Gas-Absorptionswärme-
pumpe, eine Modifikation zur
Absorptionskälteanlage, die sie
bei einerUSA-Reisekennenge-
lernt hatten.
Das Prinzip: Feuchtwarme Luft,
die bislang als Abluft nach drau-
ßen geleitet wurde, wird abge-
kühlt, und die dabei gewonnene
Wärme frischer Kaltluft zuge-
führt, die sich dadurch erwärmt.
Die 1974 erstmals installierte
Wärmepumpentechnik wurde
ein großer Erfolg, der das Unter-
nehmen bundesweit bekannt
machte; 1979 folgte eine kleine-
re Version für Ein- und Zweifa-
milienhäuser. Ebenfalls 1974
tritt der zweite Sohn Kurt (geb.
1953), der als einer der jüngsten
Ingenieure für Versorgungs-
technik die Kölner Fachhoch-
schule absolvierte, in das Unter-
nehmen Schmitt ein.
Den nächsten großen Schritt
markierte 1979 der Bau des er-
sten Blockheizkraftwerkes mit
Gasmotoren zur Strom- und
Wärmeerzeugung für die beiden
Hallenbäder in Düren. Erstmals
war einHandwerksunternehmen
in der Lage, eine dezentrale An-
lage(„Nahwärme“)schlüsselfer-
tigmiteigenemPersonalzumon-
tieren und in Betrieb zu neh-
men. 20 Jahre Techno-
logieerfahrung
zahlten sich hier aus - und
schafften die Basis für das ei-
gentliche Bekannt- und Groß-
werden des Heizungsspezia-
listen Wilhelm Schmitt.
Fit für die Zukunft
Nach der Devise: „Geht nicht,
gibt’s nicht!“ und mit einem
ausgeprägten Faible für Tech-
nik entwickeln Otto, Kurt und
Leo Schmitt - der 1965 gebore-
ne Enkel des Gründers arbeitet
als Zentralheizungs- und Lüf-
tungsbauermeister seit 1994mit
- ihre energetischen Ideen im-
mer weiter. In der neuen
„Schaltzentrale“
suchen
SchmittsGästeHeizkörper oder
Lichtschalter vergeblich. Bo-
den- und Deckenplatten sind
extra stark ausgeführt: Der
Betonkern nimmt als Flächen-
heizung Wärme auf, speichert
und gibt sie wieder an die Räu-
me ab. Gespeist wird sie durch
die Nutzwärme aus der Strom-
erzeugung des Blockheiz-
kraftwerkes. Und was im Win-
ter derWärmegewinnung dient,
sorgt imSommer imumgekehr-
ten Absorptionsverfahren für
kühle Köpfe. Das Raumlicht
schaltet sich in Abhängigkeit
von der Außenhelligkeit selbst
ein - und
erlischt, wenn sich im Raum
nichts mehr bewegt.
Die Werkstattausstattung ist
vom Feinsten. BHKW-Module
bis 75 kW elektrische Leistung
bauen die Schmitts selber, in-
klusive Container zumAufstel-
len. Schaltschränke kommen
genauso aus Eigenproduktion,
wiedieSteuerungenbis hinzum
GebäudemanagementmitBUS-
Technologie. Insgesamt 50Mit-
arbeiter aus 15 gewerblichen
Berufe finden hier Arbeit, vom
Installateur undHeizungsbauer
über den Elektrotechniker und
Energieanlagenelektroniker bis
zumMaschinenbauer,Kfz-oder
Betriebsschlosser. Mancher
Handwerker ist bereits seit der
Aufbauzeit mit dabei, andere,
wie etwa die Lehrlinge, können
sich mit der Ausbildung in die-
sem innovativen Unternehmen
dieWeichen zur eigenen beruf-
lichen Karriere stellen.
„Der Schmitt nimmt ein
Rohr, biegt es und leitet
Wasser oder Wärme
durch.“
So einfach ist das Firmen-
logo zu deuten, das den
Handwerksbetrieb seit
Jahrzehnten begleitet.
Die Farbgebung wurde
beim Neubau des
Verwaltungsgebäu-
des bewusst auf-
gegriffen.
Fast 50 Jahre Entwicklung
eines Handwerks liegen
zwischen der ersten Aus-
stellung im Zentrum von
Mayen und dem Neubau im
Industriegebiet Ost I.
Dernächste
Meisterkurs
für
das Installateur- und Hei-
zungsbauer-Handwerk be-
ginnt am 26. Mai (Teilzeit)
in Koblenz.
Info-Tel.: 0261/398-400
Eine Einführung in den
Eu-
ropäischen Installations-
bus
(EIB) bietet die HwK
vom 14. Februar (6 Abende,
mo & mi) in Koblenz und
vom 4. März (3 Tage, Mi -
Fr) in Rheinbrohl an.
Info-Tel.: 0261/398-113
Weiterbildung & Meister-
akademie auch unter Fax:
0261/398-990, e-mail:
Internet:
Neue Technologien,
Umweltschutz,
Denkmalpflege,
Renovierung, Sanie-
rung, Gestaltung
sind für das Hand-
werk Herausforde-
rung und Chance.
Die HwK trägt dem
Rechnung mit neuen
Berufsbildungszent-
ren in Herrstein und
Rheinbrohl.
1990 – Neue Berufsbildungszentren im Trend der Zeit
1...,32,33,34,35,36,37,38,39,40,41 43,44,45,46,47,48,49,50
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