Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 12

DasBundeskanzleramtinBonn,
der rheinland-pfälzische Land-
tag, ein Theater in Leverkusen.
Vorstandsetagen für Banken
und Versicherungen in Frank-
furt, Düsseldorf, München und
NewYork, Büroräume für deut-
sche Unternehmen in Moskau,
Säle in Spielcasinos, Privatvil-
len und das Arbeitszimmer von
Telekom-Chef Ron Sommer.
Die Referenz-Liste der Werk-
stätten Noll + Partner GmbH in
Fachbach ist lang und ein-
drucksvoll. Allen Auftragge-
bern ist gemein: ihre Innenein-
richtung stammt von dem Un-
ternehmen an der Lahn.
Dahinter verbirgt sich eine er-
staunlicheEntwicklung für eine
„ganz normale“ Tischlerei, als
die der Betrieb 1954 von Wal-
ter Noll gegründet wurde. 40
Jahre war er damals alt, hatte
nicht nur eine Tischlerausbil-
dung hinter sich gebracht, son-
dern in Berlin und nach dem
Krieg in Stuttgart, an der Aka-
demie der bildenden Künste,
Innenarchitektur studiert. Für
Qualität in Inneneinrichtung
stand sein Name von Anfang
an. „Wir haben vom Start weg
Wert auf hochwertige Arbeit
gelegt,“ bestätigt Noll, der trotz
seiner 85 Jahre bisher das Un-
ternehmen dynamisch führte.
Ab dem 1. 1. 2000 übernehmen
BrigitteAckermann-Keiper,lang-
jährige Geschäftsführerin, und
deren Sohn Jürgen, gelernter
Tischler, Betriebswirt desHand-
werks und Innenarchitekt, die
Leitung. „Aber mitarbeiten, so
lange es gesundheitlich irgend-
wie geht, werde ich auch weiter-
hin.“
Dass gleich alles sogut lief, habe
auch, erklärt Walter Noll, an der
günstigen Gründungszeit gele-
gen, „da haben wir schnell gute
Aufträge bekommen, Privatvil-
len, großeHotels“. Bald kamdie
ersteBankdazu, Kunden inDüs-
seldorf, Mainz oder Frankfurt.
„Gute Leute waren rar. Das ha-
benunsereAuftraggeber und die
Architekten gemerkt und uns
weiter empfohlen“. Sokam
auch der Kontakt mit
Bayer Leverkusen zu-
stande, für das die Fir-
ma Noll vom Theater
über die Einrichtung
des Stadion-
restaurants
bis zu Empfangsräumen für aus-
ländischeGäste die unterschied-
lichsten Projekte realisierte.
Von Schiff bis Theater
Gerade jetzt habe man wieder
einen interessanten Auftrag ab-
geschlossen, die Inneneinrich-
tung einer holländischen Yacht.
„Das war das erste Mal, das wir
so etwas gemacht haben, aber
solche ersten Male haben mich
stets besonders gereizt.“ Ein an-
deres bedeutendes Projekt, das
Theater in Idar-Oberstein, stehe
kurz vor dem Abschluss, er-
zählt Noll. Trotzdem zeich-
ne sich ab, dass die Phase
der ganz großen
Aufga-
ben, die das Unternehmen von
drei auf zeitweise fünfzigMitar-
beiter anwachsen ließ,wohl eher
vorüber sei. Statt auf Qualität,
meint auchKeiper, achteten vie-
le Auftraggeber jetzt mehr auf
einenmöglichst niedrigen Preis.
Unter ein gewisses Preisniveau
könne man ohne Abstriche bei
der Qualität jedoch nicht gehen,
ergänztNollundfügthinzu:„Wir
bauen natürlich nicht nur Ban-
ken aus, sondern haben auch
private Auftraggeber - die sich
natürlich nur selten ein ganzes
Haus „veredeln“ las-
sen .
Obgleich dafür
natürlich alle
Kapazitätenvor-
handen sind,
vom
Planungsbüro bis zur moder-
nen Werkstatt mit CNC-Ma-
schinen.
Worauf ist Noll, wenn er die
Unternehmensgeschichte Re-
vue passieren lässt, besonders
stolz? „Darauf, dass wir immer
mit den Größten der Branche
konkurrieren konnten.“Auf die
Frage, was sich stilistisch ver-
ändert habe, antwortetNoll: „Es
gibt heutekeinenStilmehr, son-
dern nur noch kurzlebige Mo-
den.“
Der nächste Meistervor-
bereitungskurs für Tischler
beginnt am 28. Januar 2000
in Koblenz (Teilzeit) sowie
am 6. November 2000 in
Koblenz (Vollzeit).
Infos und Anmeldung bei
der HwK-Meisterakademie,
Tel.: 0261/398-400, Fax: -
Walter Noll mit seinem Nachfolger
Jürgen Ackermann und der Kulisse
des durch das Fachbacher Unterneh-
men geplanten und ausgebauten
Leverkusener Theaters.
Waren vorher weder
Prüfungen noch
Innungen auf großes
Interesse bei den
Handwerkern gesto-
ßen, ändert sich dies
nach der Verabschie-
dung des Handwer-
ker-gesetzes. Zur In-
nungsgründung ent-
schließen sich die an
Gewerbefreiheit ge-
wöhnten Handwerker
links des Rheins trotz-
dem eher zögerlich.
14.1
18. Juli 1881 – Handwerkergesetz führt zu Innungsgründungen
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