Erstmals bietet die HwK ei-
nen Lehrgang „
Pyrotechni-
scher Sachkundenach-
weis
“ für alle, die am Kfz
arbeiten und direkt oder in-
direkt mit pyrotechnischen
Sicherheitsanlagen wie Air-
bag und Gurtstraffer in Be-
rührungkommen. Der Sach-
kundenachweisistgesetzlich
vorgeschrieben.
Termin: 16.3.00, 9-17 Uhr,
HwK-Metall- und Techno-
logiezentrum.
Infos
unter
Tel.: 0261/398-113,
Fax: -990, e-mail:
„Zur gefl. Anzeige ...“ brachte
Anton Hürter 1921 die Eröffnung
seiner Sattlerwerkstatt.
40er Jahre: Edi Hürter
(sitzend im Hintergrund)
und sein Vater Anton (an
der Nähmaschine).
Seit 1.1.2000 ist Thomas
Hürter (l.) Inhaber der
Autosattlerei.
Links das Arbeitszeugnis von 1907 für Anton
Hürter. Oben: Edi Hürter und seine lebende Werk-
statt auf der Münchener Handwerksmesse 1970.
Unterwegs im sportlichen Ita-
liener, der Motor schnurrt im
markentypischen Sound, der
Schalthebel liegt gut in der
Hand - und sieht dabei extra
gut aus. Die auf europaweit 500
Stück limitierte Sonderedition
aus Mailand wird von einem
Zulieferer der Fahrzeugindus-
trie aus der Region veredelt.
Partner dabei ist die Auto-
sattlerei Hürter, die die Leder-
manschetten für Schalthebel
und Handbremse in Handar-
beit herstellt.
Damit bewegt sichderMayener
Familienbetrieb, der zum Jah-
reswechsel in die dritteGenera-
tion wechselte, nicht zum er-
sten Mal auf internationalem
Parkett. Anton Hürter (1887-
1968) verbrachte einenTeil sei-
ner Lehr- und Wanderjahre
nicht nur bei Adler, Wanderer
und Maybach. 1906/07 war er
bei AdamOpel in Rüsselsheim,
wie ein handgeschriebenes Ar-
beitszeugnis belegt, für den er
1913 in das Werk Konstantino-
pel musste. 1921, ein Jahr be-
vor er vor der HwK Koblenz
die Meisterprüfung ablegte,
gründete er seine „Sattler- und
Polstererwerkstätte“ in der
Mayener Ringstraße.
1989 zogderAutosattlerbetrieb
in den Kottenheimer Weg im
Industriegebiet Nord um und
steht vor der Erweiterung in
diesem Jahr: Der Arbeitsbe-
reich „Gestaltung von Planen“
braucht Raum. Neben der Fein-
arbeit zur Veredelung von Au-
tos gehört die Anfertigung und
Beschriftung von LKW-Planen
zum Alltagsgeschäft. Auch im
Programm: Reparatur und Her-
stellung vonCabrio-Verdecken
und Bootsplanen, individuelle
Innenausstattung für PKW,
OmnibusseundBaumaschinen,
Spezialanfertigungen für den
Rennsport, wie anatomisch ge-
formte Sitze oder Transport-
hüllen, die den Rennwagen vor
neugierigen Blicken schützen.
Sicherheit geht vor
Dabei wird das traditionelle
HandwerkdesAutosattlersauch
immer wieder mit den neuesten
Entwicklungen in der Autoin-
dustrie konfrontiert. Jungunter-
nehmer Thomas Hürter qualifi-
zierte sich vor kurzem für den
Umgang mit Airbag und Gurt-
straffer - sonst dürfte er einen
Autovordersitz mit Sidebag
nicht ausbauen. Denn die Si-
cherheitseinrichtungen werden
z.T. mit Sprengstoff gezündet
und erfordern für den Umgang
den „Pyrotechnischen Sach-
kundenachweis“.
Noch schwierigerwirdes,wenn
einSitzmit integriertemAirbag
neu aufgepolstert oder bezogen
werden soll. Hier gelten für je-
des Fahrzeugmodell eigene
Richtlinien, wo und wie Nähte
und Sollbruchstellen gesetzt
werden müssen. Gemeinsam
mit dem Berufsverband befasst
sich Thomas Hürter bereits mit
noch einmal spezialisierten
Qualifizierungen
für das Autosattler-Handwerk.
Er nimmt’s genau mit seiner
Arbeit - und das zahlt sich aus:
Als bester Absolvent der Voll-
zeit-Meisterschule für Auto-
sattler in Mainburg erhielt er
1995 den „Meisterpreis der
Bayerischen Staatsregierung“
für die hervorragende Ausferti-
gung einer Lederinnenaus-
stattung für eine Limousine.
Aktiv im Ehrenamt
Im Engagement für die Interes-
sen seines Berufes - er ist Mit-
glied der Vollversammlung der
Berufsgenossenschaft für das
Ledergewerbe - orientiert sich
der 27-jährige Thomas Hürter
an den Fußstapfen seiner Vor-
fahren.DerGroßvaterAntonwar
von 1935-45 und noch einmal in
den 50er JahrenObermeister der
damaligen Sattler-, Polsterer-
undTapezierer-Innung imLand-
kreis Mayen. Vater Edi (gebo-
ren 1931, Meisterprüfung 1956,
Betriebsübernahme1963)beerb-
te den Vater im Amt des Ober-
meisters von 1966-71 und be-
trieb den Zusammenschluss zur
Raumausstatter- und Auto-
sattler-Innung Mittelrhein.
Edi Hürter warmehr als 20 Jahre
Vorsitzender der Meisterprü-
fungskommission und ist
seit 30 Jahren
Mitglied der HwK-Vollver-
sammlung. Jahrzehnte dauert
sein Engagement in der Kom-
munalpolitik; er ist in dritter
Legislatur Abgeordneter im
Kreistag Mayen-Koblenz und
30 Jahre Mitglied des Rates der
Stadt Mayen, die ihn mit der
Goldenen Verdienstplakette
1999 ehrte. Für sein Engage-
ment als „fachlicher Ausrichter
der Sonderschau:DieKunst der
Sattlerei“währendderMünche-
ner Handwerksmesse 1970
zeichnete ihn der Zentralver-
band des Sattlerhandwerks mit
der Goldenen Ehrennadel aus.
Als 1987 die HwK ihre erste
Handwerksmesse in Koblenz
veranstaltete, war er - wie auch
1997 -mit einer lebendenWerk-
statt dabei.
49 Lehrlinge sind
durch die anspruchs-
volle Hürterschule
gegangen, in jünge-
rer Zeit waren vier
Kammer- und drei
Landessiegersowie
zwei Bundesvize
im praktischen
Leistungswettbe-
werb darun-
ter.
„Die gründliche Ausbildung ist
der Schlüssel zum wirtschaftli-
chen Erfolg des Handwerksbe-
triebes“, lautet die Devise von
Edi Hürter. - Schon jetzt zum
Vormerken: Im Sommer ist für
den ersten Lehrling des neuen
Chefs eine Stelle frei!
EingesunderHandwerksbetrieb
mit neun Mitarbeitern ist in die
dritte Generation gegangen.
Eine breite Auftragspalette be-
wahrt vor Monostruktur und
wirtschaftlicher Abhängigkeit.
Ob Pyramidenzelte für einen
schwedischen Radiosender,
Hüpfburgen für einen Veran-
staltungsservice oder Sonder-
anfertigungen für den interna-
tionalen Automarkt: die Maye-
ner liefernQualität aus demAu-
tosattlerhandwerk.
Von Beginn an hatte
sich die HwK Koblenz
dafür ausgesprochen,
das Recht zur Lehr-
lingsausbildung an
den Meistertitel zu
koppeln. 1902 bildet
die Kammer 21
Meisterprüfungs-
kommissionen.
Sattlermeister Walde-
mar Korb wird als Nr.
1 am 18. Juli 1902 in
die Meisterrolle ein-
getragen, gefolgt von
vier Bäckermeistern.
14.1
18. Juli 1902 – Erste Meisterprüfung bei der HwK Koblenz
