Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 11

Dieser Mann sorgt für tro-
ckenes Müsli im Super-
markt. Wie? Er setzt den
Konsumtempeln die Dächer
auf. Wer lieber Fastfood
isst, hat auch Glück - denn
auch der Hamburger in
München bleibt bei Regen
trocken. Die Dächer die
dafür sorgen, kommen aus
dem Westerwald.
Zimmerermeister Hans Josef
Pfeil und die Mitarbeiter sei-
nes Holzbauunternehmens aus
dem Westerwälder Siershahn
bringen alles unter Dach und
Fach. 1970 hat er seine Mei-
sterprüfung als Zimmerer ab-
gelegt, vier Jahre später den Fa-
milienbetriebübernommen,der
auf eine 20-jährige Tradition
zurückschauen kann.
Ein Unternehmen wächst
Zu Beginn, 1974, arbeitete er
noch alleine: Aus dem Ein-
mannbetrieb entwickelte sich
einmittelständischesUnterneh-
men, in dem heute 25 Mitar-
beiter beschäftigt sind. „Wirt-
schaftswunder“ oder Ärmel
hochgekrempelt? „15 bis 16
Stunden Arbeit täglich waren
keine Besonderheit und am
Wochenende wurden die Bü-
rotätigkeiten erledigt“.
Hart waren die Anfangsjahre,
besonders in der „Verwaltung“
des Betriebs. „Die Arbeit am
Dach hatte man gelernt, die Bü-
roarbeit machte hingegen viel
Mühe.“DochmitdenJahrenwur-
denauchsolcheArbeitenzurRou-
tine.
Vor der Wende
Bei solchen hohen Leistungen
ist es beinahe nichtmehr erstaun-
lich, dass sich derWirkungskreis
des Unternehmens nahezu auf
ganz Deutschland erstreckt. So
hatteHans-Josef Pfeil bereits vor
der Wiedervereinigung von Ost-
undWestdeutschland Kunden in
West-Berlin. „Über die „Zonen-
autobahn“ ging´s zum Kunden.
Alles was transportabel war, ha-
ben wir in unseren Hallen
vorgefertigt.
Dann sind wir mit unseren Dä-
chern auf Reisen gegangen -
800 Kilometer durch Deutsch-
land.“ In nur drei Tagen wurde
das Dach dann montiert - eine
zeitliche Meisterleistung, die
heute zum Alltag gehört.
Aktuelle Entwicklungen
SupermärktehabenihrDachvon
dem Westerwälder Unterneh-
men er-
halten, aber auch Hamburger
werden unter den Dächern von
Hans-JosefPfeilverzehrt,denn
zu seinen Kunden gehört auch
eine bekannte Fastfoodkette.
Eine der aktuellsten Entwick-
lungen, so Hans-Josef Pfeil,
sind die Rahmenholzbauten,
die sich durch die kostengüns-
tige Bauweise auszeichnen.
Nach nur vier Wochen steht
ein solches Haus. Somit fallen
lange Überschneidungszeit-
räume vonMietzahlungen und
Baukrediten weg. Das spart
Geld und der Bau ist
witterungsunab-
hängiger.
Mit der zunehmenden Zahl der
Beschäftigtenhat sichdannauch
das Betriebsgelände vergrößert.
Heute sind es 11000qm, davon
6500qmüberdacht. EineFläche,
auf der zwei Fußballfelder Platz
finden könnten. Für die weitere
Expansion hat er bereits weitere
5000 qm zugekauft.
Tendenzen erkennen
„Wenn man Erfolg haben will,
muss man Tendenzen früh er-
kennen und dann auch Mut zum
Risiko haben“, erklärt Hans-Jo-
sef Pfeil seine Erfolgsstrategie.
Eine der Spezialitäten des Un-
ternehmens ist es, ganz indivi-
duell auf die Kundenwünsche
einzugehen und alles aus einer
Hand anzubieten. „Wir bieten
ein vereintes Wissen - von der
Konstruktion über die Bau-
begleitung bis zur Schlüssel-
übergabe.“
Schneller Bau für schnelles Essen: Nicht
nur größere Auftraggeber profitieren von
kurzen Bauzeiten, auch private Bauherren
zählen zum festen Kundenkreis des
Siershahner Holzbauunternehmens Pfeil.
Der nächste Meistervorbe-
reitungskurs der HwK Ko-
blenz für Zimmerer beginnt
im September 2000 in Ko-
blenz (Teilzeit), in Bad
Kreuznach am 24. März.
Infos und Anmeldung bei
der HwK-Meisterakademie,
Tel.: 0261/398-400,
Fax: 0261/398-990.
Nase im Wind: Zimmerermeister
Pfeil hat nicht nur die Trends im
Hausbau aufgespürt, er hat sie
mitgeprägt.
Unter der Gewerbe-
freiheit entwickeln
sich Missstände im
Handwerk. Reglemen-
tierungen sind unum-
gänglich. Ab 1820
gibt es linksrheinisch
wieder eine Prüfungs-
pflicht für Bauhand-
werker, ab 1849 ist die
Meisterprüfung
Voraussetzung für die
Ausübung eines
Handwerks.
1849 – Meisterprüfung Voraussetzung zur Selbständigkeit
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