Handwerk Special Nr. 72 vom 3. Januar 2000 - 100 Jahre Handwerkskammer Koblenz - page 16

Ihr erstes Haus stand auf dem
KapellenberginWaldbreitbach.
Ein bescheidener Bau in einem
- damals noch - unwegsamen
Gelände,so,wieesdenbegrenz-
tenMittelnMargaretha Fleschs
(1829 bis 1906) entsprach, die
sich ganz in den Dienst der Ar-
men, Kranken undHilfsbedürf-
tigen gestellt hatte. Mit zwei
Glaubensgenossinnen, ihrer
Schwester und einigenWaisen-
kindern bezog sie das Häus-
chen und gründete zwei Jahre
später die Ordensgemeinschaft
der „Franziskanerinnen der
allerseligsten Jungfrau von den
Engeln“, allgemein besser be-
kannt als die „Franziskanerin-
nen von Waldbreitbach“.
Schon der volkstümliche Name
beweist, dass die Schwestern –
dieGemeinschaftzähltüber500
Mitglieder in 58 Filialen im In-
und Ausland - auch heute noch,
vielleicht sogar mehr denn je,
dem Leitspruch der Ordens-
gründerin gemäß „mitten unter
denMenschen“ leben. Aus dem
bescheidenenHaus ist eine klei-
ne Stadt hoch über der Wied
geworden. Um das Mutterhaus
der Ordensgemeinschaft, die
sich in der Alten- und Kranken-
pflege, der Senioren-, Hospiz-,
Missions-, Sozial-, Frauen- und
Bildungs- sowie in der pastora-
len Arbeit engagiert, scharen
sichdieGebäudemehrererKon-
vente. In ihnen untergebracht
sind auch einige noch recht jun-
geEinrichtungen, Begegnungs-
foren zwischen dem Leben au-
ßerhalb und innerhalb des Klo-
sters, wie der Klosterladen, der
Gemüsestand, die Klosterberg-
Terrasse und die Klosterbuch-
handlung.
Dinkel macht’s gesund
Nicht zu vergessen die selber
„frischgebackene“ hauseigene
Klosterbäckerei, die der Klo-
sterküche angegliedert ist. Wer
ihren köstlichen Duft schnup-
pern will, muss zeitig aufste-
hen, denn gebacken wird auch
in Waldbreitbach vor allem in
aller Herrgottsfrühe. Den Teig
für das leckere Dinkelbrot ha-
benSchwester Benediktina und
Dirk Krämer, Küchenchef und
Bäcker in einer Person („Ich
habe bei der HwKKoblenz eine
Zusatzprüfung gemacht, um
backen zu dürfen!”), schon vor
einigerZeitangesetzt. Jetztwird
erabgewogen,nocheinmaldurch-
geknetet. Dannwerden die Laibe
in die Formen gelegt und zum
Gehen warm gestellt. Die bei-
den sind ein eingespieltesTeam,
jeder Griff sitzt, gearbeitet wird
überwiegendmit derHand, „gro-
ße Maschinen lohnen sich vor-
erst für uns noch nicht“, meint
Krämer. Vielleicht werde sich
das in Zukunft ja noch ändern,
„schließlich ist auchunsereBäk-
kerei eine Möglichkeit, auf das
Kloster aufmerksam zu ma-
chen“.
Nach wie vor ist das klösterliche
Leben undArbeiten der Ordens-
schwestern vom Bekenntnis zu
Einfachheit, Offenheit und Na-
turverbundenheit geprägt. Na-
turverbunden sind auch die Zu-
taten beimBacken, von vorzüg-
licher Korn- und Mehlqualität,
gesundundvollwertig. „Wir ver-
wenden für unser Brot oder auch
füreinigeKuchensortennurDin-
kel aus biologischem Anbau,“
erläutert Krämer, der in der Kü-
che von neun Mitarbeiterinnen,
darunter zwei Ordensschwe-
stern, unterstützt wird.
Das kleineKräuter-Paradies
Andere Zutaten kann man vom
Fenster der Bäckerei aus sogar
wachsen sehen. Sie kommen aus
der klostereigenen Gärtnerei
bzw. dem Kräutergarten, Möh-
ren, Kürbisse, Zucchini, Kräu-
ter, mitverbacken zu schmack-
haftem Brot und Kuchen. Stolz
führt Schwester Pulchra ihr stets
willkommene Besucher durch
ihren Kräutergarten, der wahr-
lich ein „kleines Paradies“ ist,
wie es das liebevoll handgemalte
Schild amEingangstörchen ver-
spricht. Mehr als 140 Kräutlein,
viele von ihnen würzig und heil-
sam zugleich, gedeihen prächtig
darin, von ganz normaler Peter-
siliebiszu RaritätenwieAnanas-
salbei oder Zitronenbasilikum,
verlockend für Auge, Nase und
Gaumen. „Natürlicharbeitenwir
nur mit biologischen Anbaume-
thoden,”meint Schwester Pulch-
ra, zuständig auch für die Zube-
reitung vonwürzigemKräuteröl
oder –essig, lässt hier mal an
einer goldgelben Schokoladen-
blume schnuppern, zupft dort
ein Blättchen von einem Süß-
kraut aus den Anden.
Kuchen mit Kürbis
Ein paar Meter weiter unten ist
Schwester Rosalinde seit den
frühen Morgenstunden in „ih-
rer“ Gärtnerei auf den Beinen,
als Dirk Krämer nachschaut, ob
die Kürbisse bald reif sind. „Der
Kürbiskuchen, den wir letztes
Jahr damit gebackenhaben,war
lecker und auf der Klosterberg-
Terrasse ein richtiger Renner.“
„Chemie gibt es bei uns nicht,“
versichert SchwesterRosalinde
mit allem Nachdruck, zeigt auf
den Ofen, in dem die Anzucht-
erde für die Pflanzen sterilisiert
wird, ummögliche Krankheits-
erreger schon im Keim zu er-
sticken. „Das ist mühsamer,
aber auch gesünder.“ Und nicht
zuletzt erheblich geschmack-
voller. Wer sich selbst davon
überzeugen möchte: Produkte
aus der Klosterbäckerei, aus
Kräutergarten und Gärtnerei
gibt’simKlosterladenoderauch
indenLäden imNeuwieder Eli-
sabeth-Krankenhaus und imSt.
Josefs-KrankenhausinBendorf,
beide inTrägerschaft der „Fran-
ziskanerinnen aus Waldbreit-
bach“. Direkt probieren lassen
sie sich auch auf der Kloster-
Terrasse – herrliche Aussicht
als Appetitanregung inklusive.
Viele Zutaten
kommen aus dem
eigenen „Kloster-
garten“.
Das Kloster
Waldbreitbach
liegt auf den
Höhen des
idyllischen
Wiedtals.
Foto Kloster
Der nächste Meistervor-
bereitungskurs für Bäcker
beginnt im 28. August 2000 in
Koblenz (Teilzeit).
Informationen und Anmeldun-
gen bei der HwK-Meister-
akademie, Tel.: 0261/398-400,
Fax: 0261/398-990, e-mail:
Viele Zutaten kommen aus
dem eigenen „Klostergarten“.
Als eine ihrer wich-
tigsten Aufgaben
erkennt die HwK die
Regelung des Lehr-
lingswesens, beschäf-
tigt sich auch mit der
Frage der Jugend-
pflege. 1911 befasst
sich deshalb die
Vollversammlung
mit „Auswüchsen“
beim Fußballspiel,
das sich bei den
Jugendlichen teilwei-
se allzu hoher
Beliebtheit erfreute.
14.1
1911 – Besorgnis über schädliche Einflüsse bei den Lehrlingen
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