Handwerk Special Nr. 71 vom 24. November 1999 - page 8

Menschen 1999:
Kreishandwerksmeister imWesterwald - Auf einWort: ehemaligeMeisterschüler.
„Ich bin gerade dabei, meine
Termine für die nächste Wo-
che zu koordinieren. Am Mitt-
woch kommt nämlich wirklich
viel zusammen, da ist am glei-
chen Abend die Sitzung des
Umweltausschusses, desForst-
ausschusses, und etwas später
ist auch noch die Sachkunde-
prüfung für Sportschützen an
der Reihe.“
Edgar Breiden sitzt am Schreib-
tisch, vor seinem Terminkalen-
der. Selbst wenn er mit 67 Jah-
ren in einem Alter ist, in dem
sich mancher schon zur Ruhe
gesetzt hat, ist der Terminkalen-
der für ihn ein unverzichtbares
Hilfsmittel, denn Breiden führt
nicht nur nach wie vor seinen
Malerbetrieb in Höhr-Grenz-
hausen, der in diesem Jahr den
75. Geburtstag feiern konnte,
sondern übt daneben diverseEh-
ren- und Nebenämter aus.
Nur einige davon: seit 1993 ist
er Kreishandwerksmeister der
KreishandwerkerschaftWester-
wald, seit 1982 gehört er der
Meisterprüfungskommissionder
HwKKoblenz an, seit 1994 dem
Stadt- und dem Verbands-
gemeinderat von Höhr-Grenz-
Voller Terminkalender durch Engagement in Handwerk
und Ehrenamt: Kreishandwerksmeister Edgar Breiden.
hausen. Außerdem ist er Vorsit-
zender im Schützenkreis 11/3,
Mitglied des Sportkreisvor-
standes Westerwald, und bis
1994war er auch nochObermei-
ster der Maler- und Lackie-
rerinnung Westerwald.
EHRENAMT UND BERUF
„Irgendwann habe ich mir mal
die Mühe gemacht, alles aufzu-
schreiben,“meinterlachend.Elf,
zwölf Ehrenämter seien es ei-
gentlich oft gewesen, die er aus-
geübt habe oder noch ausübe,
aber das müsse man insgesamt
auch ein bisschen differenzier-
ter sehen. „Nehmen Sie mal das
Ehrenamt imHandwerk.Das ge-
hört für mich einfach zumBeruf
dazu,“ erklärt Breiden, bedau-
ert,dassvielederjüngerenHand-
werker dies nicht mehr so sehen
würden. „Dabei ist es doch sehr
wichtig für die Betriebe, An-
sprechpartner in allen den Fra-
gen zu haben ob es um rechtli-
che Dinge geht, um Tariffragen
oderAusbildungsprobleme.Der
Obermeister, die Innungoder die
Kreishandwerkerschaft sinddes-
halbunverzichtbar,aberdiegäbe
es ohne ehrenamtliches Engage-
ment nicht.“
Dass er unvermindert mit Leib
und Seele bei der Sache, dass
ihmHandwerkspolitik inFleisch
und Blut übergegangen ist, wird
spätestens dann klar, wenn er
temperamentvoll auf die Fusi-
onsverhandlungen zwischenden
Kreishandwerkerschaften in
Montabaur,NeuwiedundAlten-
kirchen zu sprechen kommt.
„Das muss bis zum Ende des
Jahres 2000 vollzogen sein!“
Mit Rücksicht auf den Betrieb
entschloss er sich erst relativ
spät,1994 zur politischen Arbeit
und wurde dann gleich in den
Stadt- und in den Verbands-
gemeinderat gewählt. „Seit der
letztenWahl bin ich sogar fast in
jedem Ausschuss vertreten und
dazu noch im Aufsichtsrat der
Stadtwerke.“ Besonderen Spaß
macht ihm die Arbeit im Forst-
ausschuss.
MANNSCHAFT MACHT’S
1946 ging er bei seinemVater in
die Lehre, der seinen Betrieb am
1. April 1924 in die Handwerks-
rollehatteeintragenlassen.1956,
ein Jahr nach seiner Meisterprü-
fung, übernahm Edgar Breiden
die Firma und machte aus ihr,
auch in konjunkturell weniger
guten Zeiten, ein wegen seiner
qualitätvollen Arbeit geschätz-
tenBetriebmit heute fünfMitar-
beitern, auf die er sich verlassen
kann. Dazu gehört auch der erste
Lehrling, den Breiden ausbilde-
te, der Altgeselle Helmuth
Böhm, der seit 25 Jahren hier
arbeitet. Der handwerkliche
Nachwuchs kommt auch aus der
eigenen Familie, Breidens En-
kel erlernt beim Großvater im
zweitenLehrjahr dasMaler- und
Lackiererhandwerk. Und er
möchte so lange weitermachen,
bis der den Betrieb übernehmen
kann.
Bistro in Herrstein +++ bis 23. Dezember geöffnet +++ Weihnachtsausstellung in der Galerie Handwerk +++ Rizzastraße in Koblenz +++ Schloss-Bistro in Herrstein +++ bis 23. Dezember geöffnet +++ Weihnachtsausstellung in der Galeri
Als sich Ali Traini, Kfz- und
Maschinenbaumeister, Elek-
tromeisterDarkoNadj undKfz-
Meister VakoCvjanovic bei der
HwK Koblenz auf ihre Mei-
sterprüfung vorbereiteten, wa-
ren sie Gäste von HwK-Haupt-
geschäftsführer Karl-Jürgen
Wilbert beim traditionellen
Weihnachtsgespräch. (Weih-
nachtsgespräch 1999 in dieser
Ausgabe)
Ali Traini
1985 traf Karl-Jürgen Wilbert
Ali Traini aus Jordanien. Er kam
1961 nachDeutschland, umMa-
schinenbau zu studieren. Später
wollte er in seine Heimat zu-
rückkehren. Zunächst entschied
sich der damals 18-jährige für
eine Lehre als Universalfräser:
„Ich musste zuerst einmal die
deutscheSprachelernenundeine
Ausbildung, Made in Germany
zählt auf der ganzen Welt.“
WährendseinerFortbildungzum
Techniker verliebte er sich in ein
deutsches Mädchen. Der Mo-
hammedaner und dieKatholikin
heiraten. Ali Traini erinnert sich,
dass Wilbert ihn 1985 fragte,
wie sich denn seine Frau mit
Mohammed vertrage? „31 Jahre
Ehe sind Antwort genug“, lä-
chelt er. Auch beruflich ist Ali
Traini, der bereits seit 1972 die
deutsche Staatsbürgerschaft be-
sitzt,vorangekommen.Seit1989
ist er Maschinenbaumeister und
betreibt einen Handel für Nutz-
fahrzeuge in Andernach. Auch
denMeisterkurs fürKfz-Mecha-
niker beendete er inzwischen
erfolgreich.
Sie saßen 1991 gemeinsam am
vorweihnachtlich gedecktem
HwK-Kaffeetisch.DerKfz-Mei-
ster Vasko Cvjanovic und der
Elektrikermeister Darko Nadj
aus dem ehemaligen Jugosla-
Darko Nadj
wien.BeidelebenseitihrerKind-
heit in Deutschland. „Wenn ich
über die Rheinbrücke nach
Neuwied fahre, bin ich zu Hau-
se“, beantwortete Darko Nadj
damals Wilberts Frage, ob er
sich als Jugoslawe oder Deut-
scher fühle. Seit 1993 besitzt
Nadj die deutsche Staatsange-
hörigkeit. Als sein persönliches
Glücksjahr bezeichnet er 1994:
„In diesem Jahr habe ich gehei-
ratet, mich selbständig gemacht
und ein Haus gebaut.“ Zuerst
hatte erBedenken, sich selbstän-
dig zu machen. Fremder Name
und kein Kundenstamm. Bereut
hat er diesen Schritt dennoch
nicht: „IchbinmeineigenerChef
und kann meine Zeit einteilen.
Man muss sich Nischen suchen
und durch seine Arbeit werben.
Mit drei Mitarbeitern hat er sich
auf die Sanierung vonAltbauten
spezialisiert. Als Mitglied im
Delegiertenausschuss der Elek-
troinnung Neuwied fährt er oft
zuFachveranstaltungenundgibt
seinWissenden Innungsmitglie-
dern weiter. Auch im Gesel-
lenprüfungsausschuss für sein
Handwerk ist er seit 1998 aktiv.
Als Wilbert den Bosnier Cvja-
novic und den Kroaten Nadj
1991 fragte, ob sie auch einmal
ein Bier miteinander trinken,
bejahten sie die Frage. „Bisher
ist es nicht dazu gekommen”,
sagt Vasko Cvjanovic, „wir ha-
ben uns aus den Augen verlo-
ren“. Der aus der Nähe von
SarajewostammendeVaskokam
im Alter von neun Jahren mit
seinerFamilienachDeutschland:
„Ich sprach damals kein Wort
Deutsch.“ Heute hat er Schwie-
Vasko Cvjanovic
rigkeitenmit der jugoslawischen
Sprache.SeineKfz-Mechaniker-
lehre machte Vasko bei den
Stadtwerken in Neuwied. Dort
ist er auch heute noch beschäf-
tigt. Der 35-jährige Meister ar-
beitet als Bereichsleiter für Ar-
beitsplanung und Vorbereitung:
„Die Aufgabe erfordert sehr viel
kaufmännisches Wissen.“ Eine
Weiterbildung zum „Betriebs-
wirt des Handwerks“ hat er des-
halb bereits angepeilt. Auch pri-
vat ist der junge Mann glück-
lich. Seit 1997 ist Vasko Cvja-
novic verheiratet, und Tochter
Jana-MilenaistseinganzerStolz:
„Meine Mutter spricht wenig
deutsch, mit ihrer Enkelin unter-
hält sie sich deshalb jugosla-
wisch. So wächst die Tochter
ganz automatisch zweisprachig
auf.“
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