Handwerk Special Nr. 100 vom 1. September 2004 - page 21

Exklusiv in Handwerk special: Gespräche über Politik, Gesellschaft, Religion und Zeitgeschichte / Veranstaltungstipps
1. September 2004
Nr. 100
te wie Vertrauen ableiten. Die
eigentliche Krise in unserem
Land ist eine Vertrauenskrise.
Das Handwerk ist ein Bereich,
in dem man zeigen kann, wie
Vertrauen aufgebaut wird.
Wie sieht Ihr Tagesablauf ge-
wöhnlich aus?
Jeder Tag ist anders. Ich bin ein
Spätstarter und schaue deshalb,
dass ich nicht vor 8 Uhr ins
Büro aufbrechen muss. Doch
entsprechend lang ist der Ar-
beitstag, der selten vor 23 Uhr
endet. Manchmal wünsche ich
mir, es fiele mir leichter, „nein“
zu sagen oder eine Arbeit, die
wartet, einfach liegen zu lassen.
Was treibt Sie an?
Mein Glaube an Gott, die Liebe
zu den Menschen und die Hoff-
nung, dass beides denMenschen
weiterhilft.
Wo und wie können Sie am
besten entspannen?
Der christliche Glaube ist kei-
neswegs eine Anleitung zum
Unglücklichsein, sondern
Grundlage dafür, dass wir uns
im Leben orientieren und über
den Tod hinaus hoffen können.
Spricht die Kirche eine Spra-
che,dienochverstandenwird?
Wir können die Sprache des
Glaubens besser sprechen, als
wir es tun. Aber wir brauchen
keine neue Sprache. Wer ver-
stehen will, muss offen für eine
Sprache sein, die weiter reicht
als unsereAlltagssprache. Denn
Religion eröffnet den Zugang
zum Heiligen, zur Wirklichkeit
Gottes. Die Kirche hat aber zu-
gleich die Aufgabe, den Men-
schen nah zu sein, an den Kno-
tenpunkten ihrer Lebensge-
schichten, imgrößtenGlückwie
in der tiefsten Krise. Doch gilt
auch hier: Wer kein Interesse an
einer Sache hat, wird sie nicht
verstehen. So ist es auch mit der
Sprache des Glaubens.
Die multikulturelle Gesell-
schaft hat zur Folge, dass
unterschiedliche Religionen
näher beieinander liegen.
Sehen Sie darin eine Chance
oder eineGefahr für denDia-
log der Religionen?
Wir müssen ein bewusstes Ja
zur eigenen Identität und zur
eigenen Zukunft mit der Bereit-
schaftverbinden,Fremdes zuver-
stehen und Fremde im Maß des
Möglichen in unsere Gesell-
schaft zu integrieren. Beides,
klareUnterscheidungundwech-
selseitiger Respekt, gehört un-
abdingbar zusammen. Wir
brauchen einen Fortschritt
im Dialog der Religionen.
Religionsfrieden heißt, mit
Verschiedenheitenumgehen
zu können, ohne sie zum
Anlass fürUnfrieden zu neh-
men. Dazu muss aber die
Würde aller Menschen gleiche
Anerkennung finden. Wir er-
warten von Andersgläubigen,
die auf Dauer in unserem Land
leben möchten, Dialogbereit-
schaft und Interesse für die
christliche Prägung unserer
Kultur.
Die HwK Koblenz hat zum
zweiten Mal eine Ausbil-
dungskampagne gemeinsam
mit denKirchengestartet. Ihr
Rat als Kirchenvertreter an
die junge Generation?
Ich habe keinen isolierten Rat
für die Jungen, sondern für das
Miteinander der Generationen.
Wir Älteren müssen den Jünge-
ren vermitteln, dass sie wertge-
schätzt und gebraucht werden.
Deshalb ist es wichtig, dass wir
mit vereinten Kräften junge
Leute in die Ausbildung brin-
gen und ihnen Perspektiven auf-
zeigen. Junge Menschen kom-
men in der Wirklichkeit an,
wenn sie sich Ziele setzen kön-
nen und wenn sie dabei nicht
enttäuschtwerden. Andererseits
müssen sie die Möglichkeiten
auch nutzen und von den Le-
benserfahrungen der Älteren
lernen. Die Kirche hat die Auf-
gabe, den Menschen klar zu
machen, was Verantwortung
hier im Konkreten bedeutet.
Welche Bedeutung räumen
SiedemHandwerkbeiderVer-
mittlung von Tugenden ein?
Fleiß, Pünktlichkeit und Zuver-
lässigkeit sind Tugenden, die
manmit demHandwerk verbin-
det. Aus ihnen lassen sich Wer-
ImtäglichenGebet, imGespräch
mit meiner Frau und beimSport.
Dafür habe ich allerdings nicht
viel Zeit.
Auf welche eigene Leistung
sind Sie besonders stolz?
Ich bin dankbar für die letzten
zehn Jahre in dieser Region.
Nicht im Osten Deutschlands
geboren, habe ich in meiner
Landeskirche meinen Platz fin-
den dürfen und bin aufgenom-
men worden. Ich bin sehr froh
darüber, dass ich meine Erfah-
rungen als Theologe täglich auf
neue Weise umsetzen kann.
Ihre Lebensphilosophie?
Ich schäme mich des Evangeli-
ums nicht. DiesesMotto stammt
aus dem Römerbrief des Apos-
tels Paulus (Kapitel 1, Vers 16).
chen Kirche in Deutschland
ss-Religion
HwK lädt zum handwerks-
politischem Frühstück ein
Thema: „Wohin steuert der Arbeitsmarkt?“
Die Entwicklungen und Aussichten am Arbeits- und Aus-
bildungsmarkt sind brennende Themen der Politik. Otto-Werner
Schade, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regional-
direktion Rheinland-Pfalz/Saarland der Bundesagentur für
Arbeit ist Referent des 6. handwerkspolitischen Frühstücks, zu
dem die Handwerkskammer Koblenz am 16. September, 10 bis 12
Uhr, einlädt
.
Gelingt der Ausbildungspakt, was bringt Hartz IV oder wann
entstehen durch einen günstigeren Konjunkturverlauf neue
Arbeitsplätze? Ist der Umbau von Arbeitsämtern zu Agenturen
ein Etikettentausch? Bleiben die Agenturen Verwalter der
Arbeitslosigkeit oder sind sie aktive Partner der Wirtschaft und
der Kommunen? Während des handwerkspolitischen Frühstücks
wird Otto-Werner Schade aus seiner Sicht Antworten auf die auf
den Nägeln brennenden Fragen geben.
Die Veranstaltung setzt die von der Handwerkskammer Koblenz
ins Leben gerufene Reihe der handwerkspolitischen Frühstücke
fort. In lockerer Runde diskutieren Handwerker mit Experten aus
Politik, Wirtschaft und Kirche aktuelle Fragen und Probleme, die
sie bewegen. Die Veranstaltung findet in der Akademie Hand-
werk, Friedrich-Ebert-Ring 33, statt.
Infos & Anmeldung: Tel.: 0261/398-103, Fax: -999, E-Mail:
ternet:
Wer rastet, der rostet...
7.10.: HwK-Zentrum Bad Kreuznach lädt ein
Die Handwerkskammer Ko-
blenz lädt am Donnerstag,
den 7. Oktober und Samstag,
den 9. Oktober, zu Tagen der
offenen Tür in ihr Berufsbil-
dungszentrum nach Bad
Kreuznach, Siemensstraße 8,
ein. Jeweils von 9 bis 16 Uhr,
sind die Metall- und Bau-
werkstätten für Schüler und
ihre Eltern geöffnet. Aus der
Bundeswehr ausscheidende
Soldaten finden ebenfalls ein
Informationsforum.
Die HwK-Ausbildungsberater
stehen vor Ort Rede und Ant-
wort zuFragen der Berufswahl
und Lehrstellensuche. In „le-
benden Werkstätten” präsen-
tieren die Friseur-, Raumaus-
statter- undSattler-InnungBad
Kreuznach ihr Handwerk. Im
Infotruck der Bundeswehr gibt
es Informationen zur Ablei-
stung des Grundwehrdienstes
und dem Dienst als Zeitsoldat.
Soldaten können sich über
Berufsförderung und Arbeits-
platzsuche nachEnde desmili-
tärischenDienstesinformieren.
Die Inhaber handwerklicher
Ausbildungsbetriebehabenam
Donnerstag Gelegenheit, ihre
Lehrlinge bei der Arbeit im
HwK-Zentrum zu beobachten
und sich mit den Ausbildungs-
meistern über Inhalte und Me-
thoden der überbetrieblichen
Unterweisung sowie über die
Beurteilung der Lehrlinge aus-
zutauschen.
Am Samstag informiert die
HwK schwerpunktmäßig über
maßgeschneiderte, erfolgsori-
entierte Lehrgänge, Kurse und
Seminare. Als zusätzliche At-
traktionen werden Firmen-
präsentationengeboten,dieu.a.
Laser-Schweißen und CNC-
Gravieren von Schmuckstü-
cken demonstrieren (Fa. Sieb-
er), Schaufrisieren und Kos-
metik (Fa. Lötzbeyer) oder
WIG-Schweißen und Impuls-
technik (Fa. Rehm). In einem
„Handwerksbasar“ werden
Werkstücke aus dem HwK-
Zentrum verkauft, deren Erlös
einem karitativen Zweck zu-
geführt wird. An beiden Tagen
ist für das leibliche Wohl der
Besucher bestens gesorgt.
Weitere Infos: Telefon 0671/
89 40 13-0, E-Mail: bbz.
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