Handwerk Special Nr. 100 vom 1. September 2004 - page 16

Maler- und Lackiererhandwerk bringt Farbe ins Spiel
1. September 2004
Nr. 100
Zum Schmunzeln ...
aus dem Kuriositätenkabinett
Der Malerberuf hat in der
Familie Leisenheimer Tradi-
tion. Maler- und Lackierer-
meister Holger Leisenheimer
führt das Unternehmen in
Windesheim bei Bad Kreuz-
nach in der 4. Generation.
Seit 2002 ist der 41-jährige
Betriebsinhaber und Chef
von acht Mitarbeitern.
„Hoher Anspruch an unsere
Arbeit,Kontaktfreudigkeit, Ein-
fühlungsvermögen und freund-
licher, ruhiger Umgang sind der
Schlüssel für unseren Erfolg.
Der Malerberuf ist Vertrauens-
sache. Oft geben uns die Kun-
den den Schlüssel und überlas-
sen uns das Terrain“, sagt Hol-
ger Leisenheimer. „Es gehört
zur Faszination unseres Berufs,
dass wir immer alles schöner
verlassen, als wir es betreten
haben.“ Er bekennt sich zur Tra-
dition seines Handwerks, aber
Malermeister Uwe Wiechert
gewinnt Fassadenwettbewerb
Malermeister Uwe Wiechert aus Koblenz gewann den 1. Preis
imFassadenwettbewerb „Farbige Stadt - Lebenswerte Stadt“.
Die restaurierte Fassade der Weinstube Hubertus am
Florinsmarkt, Baujahr 1789, überzeugte die Jury hinsicht-
lich Farbgebung und Gestaltung am meisten.
Die Weinstube gehört zu den ältesten Fachwerkhäusern
der Rhein-Mosel-Stadt. Der Fachverband Farbe, Gestal-
tung, Bautenschutz Rheinland-Pfalz und die Stadt Ko-
blenz schreiben den Wettbewerb alle zwei Jahre aus. In
diesem Jahr gingen 51 Bewerbungen ein. Wiechert, der
seit 1991 selbstständig ist, hat sich mit seinen vier
Mitarbeitern und einem Lehrling auf das Restaurieren
von denkmalgeschützten Gebäuden spezialisiert, bietet
aber auch den kompletten Service des Maler- und
Lackiererhandwerks.
Mehr Infos unter:
„Farbige Stadt – Lebenswerte Stadt“
Ein Malermeister hat um das Jahr 1700 in einer kleinen deutschen
Stadt verschiedene Altargebäude überarbeitet und restauriert und
dem Pfarramt dafür folgende mündlich überlieferte Rechnung
eingereicht:
Die Zehn Gebote geändert, das sechste gefirnisst
1 Taler
Pontius Pilatus vorn und hinten lackiert
1 Taler
Dem Engel Gabriel neue Flügel gemacht
5 Groschen
Den Himmel erweitert und neue Sterne gemalt
2 Taler
Die vollkommen verdorbene
Heilige Magdalena verbessert
2 Taler
Die klugen Jungfrauen
nachgesehen und abgepinselt
1 Taler
Das Rote Meer vom Fliegenschmutz gesäubert
2 Groschen
Das Ende der Welt verlängert, weil es zu kurz war 2 Taler
Das Feuer in der Hölle vergrößert
und dem Teufel eine neue Fratze gemalt
3 Taler
macht zusammen 12 Taler 7 Groschen
Seit 95 Jahren Farbe bekannt
Malerbetrieb Leisenheimer setzt auf Tradition und Moderne
auch zu modernen Gestaltungs-
und Dekorationstechniken, wie
Wickel-, Stupf-, Schablonier-,
Lasur- undWischtechnik. Auch
Computeranimationen bei Fas-
saden- und Innenraumgestal-
tung beherrscht er.
Anfang & Neuanfang
„MeinUrgroßvater Valentin hat
sein Gewerbe 1909 als ‘Tün-
cher ohne Gehilfen’ angemel-
det“, erzählt Leisenheimer. Im
Winter, wenn Tüncherarbeiten
in den kalten Räumen nicht aus-
zuführen waren, verdingte er
sich als Korbflechter. Gleich-
zeitig wurden Ziegen und Hüh-
ner gehalten und deren Produk-
te verkauft. Großvater Hans
übernahm 1938 als Maler- und
Tünchermeister den Betrieb.
Vergolden, Freskotechnik,
Schriftmalerei und Ritztech-
niken waren damals seine be-
sondere Spezialität. Auch er
brauchte ein zweites Standbein,
umdie Familie ernähren zu kön-
nen. Deshalb baute er Wein an.
Aus dem 2. Weltkrieg kehrte
Hans Leisenheimer schwer ver-
wundet zurück. Seine Frau
musste nicht nur Haushalt und
Kinder versorgen, sondern auch
mit arbeiten gehen. „Der Neu-
anfang war schwierig“, erzählt
Holger Leisenheimer, „diemeis-
ten Menschen hatten Besseres
zu tun, als ein Zimmer tapezie-
ren oder eine Fassade streichen
zu lassen. Weil das Verkehrs-
netz an vielen Stellen zerstört
war und es nur wenig intakte
Fahrzeuge gab, war die Materi-
albeschaffung sehr schwierig.“
Engagement im Ehrenamt
1960 übernahmenMalermeister
Wilhelm Leisenheimer und sei-
ne Frau Anneliese den Betrieb.
„Mein Vater hat sich ehrenamt-
lich als Obermeister und als
vereidigter Sachverständiger
engagiert.“ Für Holger Leisen-
heimer kam der Entschluss, die
Familientradition fortzusetzen,
„aus freien Stücken“. Nach
Abitur und Bundeswehr ging er
in die Lehre und legte die Prü-
fungen alsMeister und zumGe-
stalter ab. Zusätzlichqualifizier-
te er sich zum Energieberater
für Wärmedämmung. Er ist
Mitglied imBildungsausschuss
des Landesinnungsverbands
und Vorsitzender des Gesel-
lenprüfungsausschusses seiner
Innung in Bad Kreuznach.
„Der Maler ist mehr als ein An-
streicher. Einfach Tapeten an
die Wand zu kleben, reicht heu-
te lange nicht mehr
aus“, betont
Leisenheimer.
Auch histori-
sche Gebäude
sowie restau-
rierte denk-
malgeschützte
Fachwerkhäuser
tragen seine Hand-
schrift. Das Büro ist Aufgabe
von Ehefrau Iris Leisenheimer.
Die Diplom-Ingenieurin für Er-
nährung und Haushaltstechnik
schulte zur Fachwirtin um und
absolvierte bei der HwK Ko-
blenz den Qualifizierungs-
lehrgang zum „Betriebswirt des
Handwerks“.
Leisenheimer Malerwerkstätten, Windesheim
Meisterbetrieb des Maler- und Lackiererhandwerks spezialisiert
auf Restaurierungen 8 Mitarbeiter Telefon: 06707/ 8989
Internet:
Vom 17. bis 19. September fin-
det im HwK-Zentrum für Res-
taurierung und Denkmalpflege
in Herrstein ein Lehrgang unter
Leitung von Holger Leisenhei-
mer zu Dekorationstechniken
(Wickeln, Stupfen, Schablonie-
ren, Linieren) statt.
Information & Anmeldung
im HwK-Zentrum Herrstein:
Tel.: 06785/ 9731-760
Fax: 06785/ 9731-769
E-Mail:
Internet:
Malertechniken 17.-19.9.
06785/ 9731-760
HwK-Weiterbildung
Hol-
ger Lei-
senheimer
behauptet
sich mit
traditionel-
len und
modernen
Hand-
werks-
techni-
ken am
Markt.
Ausgabe 27
Themen damals:
Schöne Gesichter von
Häusern aus der
Region, Beispiele für
gelungene Fassaden-
gestaltung, werden
gezeigt. Zum 2000.
Geburtstag der Stadt
Koblenz baut das
Handwerk den Platz
an der Herz-Jesu-
Kirche um, was sich
auch im Titel wider-
spiegelt. Der zeigt eine Collage aus technischen
Zeichnungen des Umbaus und Fotos der Arbeiten.
Weiter geht es mit der Firma Kehl in Stauden-
heim, die bereits seit 1626 in Familienbesitz ist.
Die Firmenchronik liest sich wie ein historischer
Roman. Naturstein und seine vielfältigen Mög-
lichkeiten sind ebenfalls Thema.
23. September 1992
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