Handwerk Special Nr. 100 vom 1. September 2004 - page 17

Fotografenhandwerk: Das Leben auf Papier bannen
1. September 2004
Nr. 100
In der HS-Premiere
geht es auf damals
noch 12 Seiten um die
Rolle des Handwerks
bei der Dorfer-
neuerung und die
Verwirklichung vom
Traum von den
eigenen vier Wänden.
Das Titelbild
„schießt“ Fotograf
Godehard Juraschek,
der auf dieser Seite vorgestellt wird. Unterneh-
men, die damals portraitiert werden, sind Boos
Telecom, die Andernacher Optiker „Müller &
Daum“ sowie das Bendorfer Bauunternehmen
Kessler. Alle drei Betriebe gibt es auch heute
noch. Sie stehen damit für die Erfolgsgeschichte,
die sich mit dem Handwerk verbindet, und wer-
den alle in der aktuellen Ausgabe vorgestellt.
28. Januar 1988
Der Jäger
des Augenblicks
„Die Herausforderung meiner
Arbeit sehe ich darin, das, was
andere mit vielen Worten um-
schreiben, in einem Foto fest-
zuhalten.“ Zur richtigen Zeit
am richtigen Ort sein. Immer
im Zweikampf mit der Zeit, die
jeden Augenblick nur einmal
Immer einen Blick für das Zeitgeschehen: Fotografenmeister Godehard Juraschek
rausrückt. Nach kurzem Über-
legen ergänzt Godehard Jura-
schek: „Wenn es ein gutes Bild
ist, sagt es mehr als tausend
Worte.“
„Bilder können erschreckend
schnell und ohne Umweg be-
troffenmachen,Glücksmomente
auslösen, beeindrucken. Sie sind
ein unverfälschter Spiegel der
Wirklichkeit und jeder kann sich
seine eigenen Gedanken zu ih-
nenmachen“,urteiltderFotogra-
fenmeister aus Höhr-Grenz-
hausen über das, was ihn seit 22
Berufsjahren begleitet. Gode-
hard Juraschek ist Fotograf mit
Leib und Seele, der, könnte er
die Uhr zurückdrehen, wieder
als Fotograf arbeiten würde. Ein
Kompliment an seinen Beruf,
„der unglaublich abwechslungs-
reich ist, einen durch die Welt
bringt, aber auch seine Schat-
tenseitenhat.DasGeschehenvor
der Kamera ist nicht immer
schön“.
UngeschminkteWirklichkeit
Herborn im Juli 1987: Ein voller
Tanklastzug rast in den Ort und
löst eine Katastrophe aus, die
internationalSchlagzeilenmacht.
Godehard Juraschek war einer
der ersten Fotografen vor Ort.
„Es sah aus wie im Krieg. Ver-
brannte Häuserruinen, eine rie-
sigeTrümmerwüste,überallFeu-
er und Rauch.“ Als er um eine
Hauseckekam,schlugdannauch
noch ein persönliches „Schick-
sal“ zu: „Ich lief in den Lösch-
strahlderFeuerwehr.“NasseKla-
mottenunddasEndeseinesBlitz-
lichtgerätes – auch das verbin-
det der Fotograf mit Herborn.
Solche Einsätze stehen im kras-
sen Gegensatz zu den Bildern,
die er auf einer Reise durch die
Mongoleigemachthat:„DieLand-
schaft und ihre Menschen sind
hier unverfälscht
das, was die Natur
aus ihnengemacht
hat. Kein Schorn-
stein, kein Über-
landkabel, kein
Haus stört den
Blicküberdieend-
lose Steppe.” Im-
pressionen eines
Alltags, den es nur
für wenige Wo-
chen gab.
Der „normale“ Alltag
„Normalerweise bin ich auf Ter-
minen in der Region rund um
Koblenz unterwegs.“ Der Ka-
lender ist dann randvoll: Ein-
weihung eines neuenKindergar-
tenspielplatzes, Pressekonfe-
renz, Fotos für einen Zeitungs-
bericht, für einen Firmenwer-
beprospekt, Familienfotos im
neuen Arenberger Studio. Jeden
Tag Kontakt mit neuen Men-
schen, aber auch mit vertrauten
Gesichtern, die Godehard Jura-
schek seit Jahren kennen. Er ist
kein Unbekannter, auch deshalb
nicht, weil sein Beruf über das
Scharfstellen und Betätigen ei-
nes Auslösers hinausgeht. „Man
istauchRegisseurfürdasGesche-
hen vor der Kamera.“
Mehr als 1 Million Bilder hat
Juraschek, der in diesem Jahr
seinen 50. Geburtstag feiert, bis-
her „geschossen“. Beruflich fiel
der Startschuss mit der Lehre
zum Kfz-Mechaniker, anschlie-
ßend entschied er sich für den
Dienst als Zeitsoldat bei der
Bundeswehr. Acht Jahre diente
der gebürtige Braubacher in ei-
ner Sondereinheit. „Das brachte
uns zuÜbungen in alle Ecken der
Erde. Und irgendwannwurde ich
für die Fotodokumentation ein-
geteilt.“ Aus dem Hobby wurde
ein Beruf. 1982 hat er sich als
Pressefotograf selbstständig ge-
macht.
Als Fotograf, der oft genug auch
für die Handwerkskammer im
Einsatz war, hat er Bau und Ein-
weihung mancher Berufsbil-
dungszentren festgehalten, dar-
unter das Bauzentrum sowie das
Metall-undTechnologiezentrum.
Und auch für die erste Ausgabe
dieses Magazins stand er für das
Titelbild hinter der Kamera.
Godehard
Juraschek
und zwei
seiner
Lieblingsbil-
der.
Godehard Juraschek,
der mehr als 1 Million
Bilder „schoss“ über
seine drei „Lieblinge“
Hat jemand, der mehr als eine
Million mal den Auslöser ge-
drückt hat, ein Lieblingsbild?
„Klar. Bei Rock amRing habe
ich seinerzeit Tina Turner fo-
tografiert. Ein Bild, das durch
die internationale Presse ging
und die unglaubliche Energie
dieser Frau widergab.“ Die beiden anderen Bilder stehen für die
Kunst, den richtigen Augenblick zu erwischen. „Bei einemManöver
habe ich ein Panzergeschoss fotografiert, dass gerade die Rohrmün-
dung verlässt - ein wahrer Sonntagsschuss.“ Und auch Liebling
Nummer 3 ist ein solcher. „Bei Rhein in Flammen habe ich ein
Menschenmeer mit Wunderkerzen fotografiert, als sich im Hinter-
grund ein Blitzgeflecht aus den Wolken seinen Weg suchte.“
Das Lieblingsfoto des Fotografenmeisters
Ausgabe 1
Die Landschaft und ihre Menschen sind hier unverfälscht das,
was die Natur aus ihnen gemacht hat”, schildert Fotografen-
meister Godehard Juraschek seine Eindrücke von einer Reise
durch die Mongolei. 2001 besuchte er das Land zwischen
Russland und China. Seine eindrucksvollen Bilder sind vom 2.
bis 12. September, 12 bis 17 Uhr, in der Galerie Handwerk,
Rizzastraße 24 –26, zu sehen. Es sind Impressionen eines All-
tags, den es für ihn nur wenige Wochen gab. „Kein Schornstein,
kein Überlandkabel, kein Haus stört den Blick über die endlose
Steppe. Unberührte Natur und ein Sternenhimmel zum Anfas-
sen, die Legenden um Dschingis Khan, der Tibetische Buddhis-
mus, aber auch die vielen Pferde und Kamele – das ist die Mon-
golei“, erzählt Juraschek. Am 8. September, 18 Uhr, berichtet
der Fotograf über seine Eindrücke und Begegnungen, beispiels-
weise beim Naadam- Fest, das seit Ende des 19. Jahrhunderts
jährlich gefeiert wird und auch „Mongolische Olympische Spie-
le“, genannt wird. Alljährlich werden die besten Ringkämpfer,
die schnellsten Reiter und die treffsichersten Bogenschützen des
Landes ermittelt.
Infos zur Ausstellung bei der hwK Koblenz, Tel.: 0261/398-
277, Fax: -993, E-Mail:
Mongolei-Fotos in der Galerie Handwerk
Fotografie vom Pressebild bis zur Studioaufnahme Studio in Ko-
blenz-Arenberg 1982 gegründet Kontakt: Tel: 2624/94 71 00
Steckbrief: Juraschek-Pressebild, Höhr-Grenzh.
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...40
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