Handwerk Special Nr. 100 vom 1. September 2004 - page 19

1. September 2004
Nr. 100
Hilfe zur Selbsthilfe: Internationale Partnerschaftsprojekte der HwK
Themen damals.: Das
HwK-Citybüro öffnet
zum Tag der
Architektourendie
Türen für die interes-
sierteÖffentlichkeit.
Es geht um Bau- und
Ausbaubetriebe, die
durch „Barrierefreies
Bauen“ helfen, dass
das Leben nicht zum
Hindernislauf wird.
Die einzige Getreidemühle des Rhein-Hunsrück-
Kreises wird vorgestellt und eine weitere Mühle als
Keimzelle einermodernenBäckerei.Weitere
Themen in HS 94: Dauerbrenner Schwarzarbeit im
Visier. Gäste aus Austin besuchen die HwK-
Zentren. Außerdemstellenwir mittelstands-
freundliche Kommunen vor und blicken hinter die
TürenderKommunalpolitiker.
12. Juni 2003
Ausgabe94
Zehn Jahre internationale Partnerschaft haben viele Spuren hinterlassen
Eine lange Zeit, eine kurze Zeit...
Dr. Evelina Parvanova ist seit
Sommer 1998 Mitarbeiterin der
Ost-West GmbH und zuständig
für die Projekte in Bulgarien
und Mazedonien sowie für das
Mittelstandsbüro Balkan. Die
Bulgarin hat bis 1992 in Sofia
gelebt. Von 1992 bis 1995 war
sie im Dienst der bulgarischen
Botschaft und als Kultur- und
Bildungsattache in Bonn tätig.
Als Kabinetts-Chefin des bul-
garischen Staatspräsidenten
sammeltesiewichtigepolitische
und menschliche Erfahrungen
auf internationalemParkett. Im
Artikel beschreibt sie die inter-
nationalen Partnerschafts-
projekte der HwK. Deutsche
Projekte, in die sich sich als
Bulgarin einbringt.
Seit1994arbeitetdieHandwerks-
kammer Koblenz mit Organisa-
tionen des Handwerks auf dem
Balkanzusammen.Bulgarienwar
vor der Wende 1989 einer der
treuesten Verbündeten der So-
wjetunion. Das Privateigentum
war vollständig abgeschafft, je-
der unternehmerische Gedanke
erstickt. Nach 1989 zeigten die
Bulgaren ihren Nationalcharak-
ter. Mit Unterstützung der HwK
Koblenz begann man, Fachver-
bändeaufzubauen.2000bereitete
einbulgarisch-deutschesJuristen-
team,federführendMitarbeiterder
HwK, den Gesetzesentwurf für
ein neues Handwerksgesetz vor.
Inzwischen haben es die Hand-
werker in Bulgarien geschafft,
einKammersystemaufzubauen–
mit 25 regionalen und der Natio-
nalenHandwerkskammer.
Rumänien–die stilleundbe-
harrlicheReformarbeit
Seit 2001 arbeitet die HwK Ko-
blenz mit drei mittelständischen
Organisationen inRumänien zu-
sammen. Die kommunistischen
Hinterlassenschaftenkönnennur
langsam bewältigt werden, aber
diewirtschaftlicheReformhatsich
schnelleralsdiepolitischegestal-
tet. Die berufliche Ausbildung
wird mit Hilfe des Projektes
grundlegendmodernisiert.Werk-
stättenwurden ausgestattet.
Bosnien undHerzegowina –
Geduld und Optimismus
Werhättegeglaubt,dassnureini-
ge Jahre nach dem Krieg prakti-
sches,wirtschaftlichesDen-
ken zu einer Selbstverwal-
tung des Handwerks füh-
renwird.Indemserbischen
Teil des Landes wurden
aufgrundeinesHandwerks-
gesetzes fünf Handwerks-
kammernmit einemDach-
verbandgegründet.Imbos-
nischen Teil des Landes –
in der Föderation – wurde
ein Gewerbegesetz verab-
schiedet, der Kammerauf-
bau hat begonnen. Dem-
nächstwirddieHandwerks-
kammerinderHauptstadtSaraje-
vo entstehen. Vor zweiMonaten
wurde die imKrieg zerstörte und
wiederaufgebauteBrückeinMos-
tar eingeweiht. Der Stadt wurde
damit einwichtiges Stück seiner
Vergangenheit zurückgegeben -
auch hier dank internationaler
Hilfe.
Mazedonien – ein kleines
Landmit großen Problemen
Das Land Mazedonien besteht
erst seit 1991 als selbstständiger
Staat. Aber die Handwerkstra-
ditionistalt.Undschwierig.Hand-
werker haben gelernt, um ihre
Rechte zu kämpfen und solida-
rischzusein.SoistauchdasHaus
desHandwerkerverbandes inder
Hauptstadt Skopje entstanden –
aus Spenden von Handwerkern.
2000wurdehiermitdemPartner-
schaftsprojekt begonnen. Inzwi-
schengabesdieKosovokrise,die
bürgerkriegsähnlichenUnruhen
imJahr 2001, ständigepolitische
Unsicherheit und Rückschläge.
Trotzdemhabenwiresgeschafft,
ethnische Überlegungen aus der
Arbeit auszuschließen.Dergröß-
teHandwerkerverband, der Ver-
band Skopje, sieht die Konsoli-
dierungdesHandwerkes imgan-
zen Land als seine Aufgabe.
Montenegro – der schwieri-
geWegeinesschönenLandes
JederDeutscheverbindetMonte-
negromitTourismus.Aberhinter
diesem Paradies verbergen sich
ernstewirtschaftlicheProbleme.
Nur 600 000 Menschen leben in
Montenegro. Und sie haben in
den letzten Jahren viel ertragen
müssen – den Zerfall Jugoslawi-
ens, das Milosevic-Regime, den
langsamenWegzurKonföderati-
on. Im wirtschaft-
lichenBereichwar
dieSchaffungneu-
ermittelständischer
Organisationenau-
ßerhalb der rück-
ständigen Wirt-
schaftskammerbe-
sondersschwierig.
Die größten Pro-
jekterfolge liegen
imBereich der be-
ruflichenQualifizierung.DasZent-
rumfür Fachausbildung, vonder
RegierungmitderReformderBe-
rufsbildung beauftragt, steht in
ständigemDialogmitdemProjekt,
da man über ein duales System
nachdenkt. Zwei Lehrwerkstät-
tenwurden bereits ausgestattet.
DasMittelstandsbüroBalkan
Das großeThema, das derzeit die
Staaten Südosteuropas bewegt,
istdieregionaleZusammenarbeit.
Das gilt sowohl für Infrastruktur
und Handel als auch für die Mit-
telstandspolitik. Hier greift das
jüngste Projekt der Handwerks-
kammerKoblenz–dasRegional-
projektMittelstandsbüroBalkan.
Es richtet sich an das Handwerk
auf dem Balkan und unterstützt
durch Erfahrungsaustausch und
Koordination die mittelständi-
schenOrganisationen.
Vietnam– ein beständiger
Aufbau
Fast zeitgleich mit dem Beginn
der Projektarbeit in Südosteuro-
pabegannenauchdieAktivitäten
der Handwerkskammer in Süd-
ostasien.Seit1993istdieHwKin
Vietnam tätig. Ihren Namen als
„PreußenAsiens“habendieViet-
namesen dadurch bewiesen, dass
im Rahmen des Projektes das
„Handwerks Center Hanoi“ ent-
stand - eine Schweißtechnische
Lehranstalt, die nach höchsten
europäischen Normen ausbildet
undzertifiziert. Siewirdüber das
Projektende hinaus betreut.
Laos – Der Aufbau des Mit-
telstandes von unten
Laos ist eine Volksrepublik, die
untereinemwenigreformfähigen
politischen Überbau eine mode-
rate Annäherung an die Markt-
wirtschaftversucht.DerBuddhis-
mus prägt die Lebensweise und
verleiht u.a. ein besonderes Ge-
fühl für die Schönheit. Deshalb
spielt im Projekt die Förderung
desKunsthandwerks einebeson-
dere Rolle – dabei geht es umdie
Vermarktungder bekanntenSei-
denstoffe, Silberarbeiten, Holz-
und Bambusgegenstände. In der
HauptstadtVientianeentstanddas
„BlaueHaus“– eineEinrichtung,
dieWeiterbildungundVermark-
tungsstrategien für Handwerker
anbietet.
Kambodscha – ein König-
reichhört auf dieStimmedes
Handwerks
Seit 1997 unterstützt die
HwK Kambodscha. Unter
demDach der Vereinigung
CCC, die von der HwK ge-
meinsam mit einer Gruppe
vonKunsthandwerkern ge-
gründet wurde, haben sich
Innungen gegründet: Kera-
miker,Silberschmiede,Sei-
denweber,Korbflechterund
Kfz-Mechaniker.EinHand-
werksgesetz ist in Arbeit.
Sri Lanka –Demokra-
tiemitVorbildfunktion
DasehemaligeCeylon, seit1948
unabhängig, gilt als Demokratie
mitVorbildfunktion inderRegi-
on. Die HwK hat ihre Projektar-
beitimLandimMaivergangenen
Jahres begonnen. Zu den vielen
Erfolgen zählen u.a. die Grün-
dungeinesVerbandes inder ehe-
maligenKönigsstadt undKunst-
handwerkerhochburg Kandy.
Jugendliche in „ihrer“
Lehrwerkstatt in Sarajewo:
Dank deutscher Hilfe gibt
es hier neue Ausbildungs-
werkstätten.
Goldschmiede in Sri
Lanka: Sie haben jüngst
eine regionale Handwerks-
kammer gegründet.
Zu den Aufgaben der
HwK-Projekte, an denen
Dr. Evelina Parvarnova
(rechts) mitarbeitet, zählt
auch der Aufbau eines
leistungsstarken Aus-
bildungssystems.
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