Handwerk Special Nr. 100 vom 1. September 2004 - page 9

Extrem-Handwerker: Die Bunker-Knacker im Ahrtal / Meisterkurse
1. September 2004
Nr. 100
Schwerpunktthemen
damals: Auf dem Titel
werden die Leser von
jungen, strahlenden
Gesichtern begrüßt. Es
sind 12 von insgesamt
3162 Jugendlichen,
die 2001 eine Lehre
im Handwerk begon-
nen haben. Außerdem
werden Handwerker
am und um den Flug-
hafen Hahn vorge-
stellt, auf dem Aufbruchstimmung herrscht. Als
eines der ersten Printmedien berichtet Handwerk
special über den ehemaligen Regierungsbunker
im Ahrtal und die beginnenden Rückbauarbeiten
und geht der Frage nach, wie der Alltag in der
streng geheim gehaltenen Anlage aussah und
welche Rolle dabei das Handwerk spielte.
15. August 2001
Der drei Kilometer
lange Hauptstollen
des Bunkers heute
(links) und vor vier
Jahren: Dort, wo einst
die „Diensträder“
durch die Flure mit
ihren 900 Arbeits-
zimmern und 900
Schlafzimmern
rollten, frisst sich jetzt
der Bagger Meter um
Meter Richtung
Ausgang. Was am
Ende bleibt, ist
nackter Beton einer
Tunnelröhre.
Unbekannte Kleinstadt
Er war eine Kleinstadt unter der
Erde, die in keiner Karte ver-
zeichnet war, die keiner kannte:
derehemalige„Ausweichsitzder
Verfassungsorgane der Bundes-
republik Deutschland“ – kurz
Regierungsbunker.Verstecktun-
Baustelle Bunker
Handwerker sorgen für „Licht aus und Tür zu“ im ehemaligen Regierungsbunker
ter denmalerischenWeinbergen
des Ahrtals beim kleinen Ort
Marienthal erstreckte sich sein
gigantisches, insgesamt 19 Ki-
lometer langes Tunnelsystem.
3000 Menschen hätten hier im
Ernstfall 30 Tage Unterkunft
gefunden und die Bundesrepu-
blik am Leben erhalten.
Zum Bunker gehörten nicht nur
930 Schlafzimmer, 900Arbeits-
zimmer - es gab hier in den Tie-
fen des Schiefergebirges auch
einen Plenarsaal des Deutschen
Bundestages, ein Präsidialamt,
Friseursalons oder Operations-
säle. Fünf Bunkerbereiche mit
jeweils eigenem Kraftwerk,
Wasserwerk, Belüftungsanlage,
Großküche und Speisesaal, tau-
sende Kilometer Elektrokabel,
Rohrleitungen und Lüftungs-
schächte, riesige, 20 Tonnen
schwere Bunkertore – all das
war Bestandteil der Anlage und
wurde schließlich zumProblem.
Denn mit der Entscheidung des
Regierungsumzuges von Bonn
nach Berlin war der Bunker fak-
tisch ohne Aufgabe.
Bundestags-Plenarsaal
abgerissen
Umnutzungskonzeptewarenge-
scheitert, so entschied die Bun-
desrepublik Deutschland als Ei-
gentümer: „Alles muss raus!“
Handwerker, die von 1960 bis
Noch leuchtet es, das berühmte Licht am Ende des Tunnels. Doch es
wandert von Tag zu Tag immer weiter Richtung Ausgang, denn der
Tunnel ist da zu Ende, wo die Arbeiter des Handwerksunternehmens
Schöndorfer dem ehemals größten europäischen Bunker mit schwe-
rem Räumgerät die letzten „Innereien“ entreißen.
Der eher unschein-
bar wirkende
Haupteingang in das
19 Kilometer lange
Bunkersystem
(links) und ein Blick
in das spartanisch
eingerichtete
Zimmer des
Bundeskanzlers.
Der Bunker im Film
Seit vier Jahren verfolgt die
HwK Koblenz mit ihrer Fern-
sehsendung HwK-TV die Ar-
beiten im Regierungsbunker
und zeigt jetzt in einem Film
drei Ausgaben HwK-TV aus
2001, 2003 und 2004, die
technisch komplett überar-
beitet wurden. Ergänzt wird
diese einzigartige filmische
Dokumentation durch
umfangreiches Fotomaterial.
Infos und Bestellungen der
DVD mit ca. 70 Minuten
Länge gibt die HwK Koblenz,
Tel.: 0261/398-161, E-Mail:
Ausgabe 82
1972 für das Entstehen der An-
lage gesorgt hatten, kamen nun
mit schweremRäumgerätbei der
Beseitigung zum Einsatz. Ein
Opfer ihrer Arbeit: Der Plenar-
saal des DeutschenBundestages
– der höchste Raum des Bun-
kers,dessen„großzügige“Raum-
gestaltung den Regierungsver-
tretern bei ihren Entscheidun-
gen unter Tage nicht das Gefühl
von Enge vermitteln sollte.
Nach weniger als drei Jahren
(Ab)Bauzeit bietet sichheute ein
eher trostloser Anblick beim
WegdurchdenEx-Bunker:Nack-
te Tunnelwände zeugen von der
gründlichen und schnellen Ar-
beit der Handwerker. Schweres
Räumgerät sorgt für die Entfer-
nungder letztenZwischendecke.
Hinter demBagger, der unbarm-
herzig auf den Ausgang und da-
mit auf das Ende der Rückbau-
arbeiten zusteuert, wird in weni-
gen Monaten ein besenreiner
Tunnel übergeben,der dannvom
Quellwasser der Eifel „erobert“
wird. Wasser, das auch nach der
Reise durch den Ex-Bunker so
rein sein wird, wie es den Weg
durch die ehemalige Kleinstadt
unter der Erde angetreten hat.
Fliesenleger 6.12. VZ
Info-Tel.: 0261/398-404
Im Fliesen-, Platten und Mo-
saiklegerhandwerk beginnt
am 6. Dezember bei der
HwK-Meisterakademie ein
Meisterkurs in Vollzeit. Der
Unterricht findetmontags bis
freitags von 8 bis 15.15 Uhr
statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
Tel.: 0261/ 398-402
Fax: 0261/ 398-990
E-Mail:
Internet:
HwK-Meisterkurs
Maurer 15.10. Teilzeit
Info-Tel.: 0261/398-404
ImMaurer- und Betonbauer-
handwerk beginnt am 15.
Oktober bei der HwK-Meis-
terakademie einMeisterkurs
in Koblenz. Der Unterricht
findet freitags von 15.30 bis
20.15 Uhr und samstags von
8 bis 14.15 Uhr statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
Tel.: 0261/ 398-402
Fax: 0261/ 398-990
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