Handwerk Special Nr. 96 vom 15. November 2003 - page 12

„Die Arbeit hält mich fit“
HwK verleiht Handwerkssenioren den „Goldenen Meisterbrief“
Altmeisterfeier 2003 / Meister der ersten Stunde im BBZ Bad Kreuznach
15. November 2003
Nr. 96
Für Können gibt
es keinen Ersatz
Adolf Pfaff tritt in den Ruhestand
„Man kann eine Sache nur
gut machen, wenn man sie aus
tiefstem Herzen und mit inne-
rer Überzeugung tut“, sagt
Heizungsbauermeister Adolf
Pfaff. Und er hat sein berufli-
ches Leben gemeistert, weil er
immer gemäß seines Mottos
gehandelt hat. Jetzt geht Adolf
Pfaff, dem man seine 65 Jahre
nicht ansieht, in den Ruhe-
stand.
Pfaff gehörte zu den Meistern
der ersten Stunde im Berufs-
bildungszentrum der Hand-
werkskammer Koblenz in Bad
Kreuznach. Seit Inbetriebnahme
des BBZ 1982 ist er dabei. Er
arbeitete als Lehrschweißer und
Schweißlehrer in der überbe-
triebliche Lehrlingsunterweis-
ung. 458 Lehrgänge mit 5.600
jugendlichenTeilnehmernhat er
in den letzten 21 Jahren durch-
geführt.Dazukommen1.500
Erwachsene, denen
Adolf Pfaff in
Ausbildungs-, Fort-
bildungs- und
Qualifizierungs-
lehrgängen sein
Wissen weiter-
gegeben hat. In
den 90er Jahren
warPfaffimAuf-
trag der HwK
Koblenz in Bul-
garien und Viet-
nam. In Stara
Zagorawieserdie
bulgarischenKol-
legen einer
schweißtech-
nischen Kurs-
stätte in das Aus-
bildungssystem
des Deutschen
Verbands für Schweißtechnik
ein. In der vietnamesischen
Hauptstadt Hanoi bildete er
einheimisische Schweißer nach
DVS-Richtlinien aus und prüfte
sienachinternationalenNormen.
Beim Aufbau einer schweiß-
technischen Kursstätte mit 32
Arbeitsplätzen war sein Wissen
gefragt. Getreu seines Grund-
satzes „für Können gibt es kei-
nen Ersatz“ bildete sich Pfaff
kontinuierlichweiter. Er verfügt
über Zertifikate in allen
Schweißverfahren, ist geprüfter
europäischer und internationa-
ler Schweißfachmann und hat
Kenntnisse im Flammrichten,
Hartlöten und in der Arbeitssi-
cherheit. „Ich bin stolz, dass ich
in meinem ganzen Arbeitsleben
immer dazu lernen konnte und
mein Wissen stets weitergege-
ben habe“, so Pfaff.
Adolf Pfaff geht nach 21 Jahren bei
der HwK in den Ruhestand.
„Die Arbeit hält mich fit“, so
Friseurmeisterin Annelore
Götz aus Höhr-Grenzhausen.
Noch heute frisiert die 72-
Jährige ihre langjährigen
Stammkunden. Einige kom-
men seit 40 Jahren zu ihr. Der
Salon wurde 1903 von ihrem
Großvater gegründet. Seit 1970
ist Annelore Götz die Chefin.
Inzwischen hat sie sich verklei-
nert, ist aber immer noch aktiv.
Gemeinsam mit rund 100
Handwerksenioren ist sie nach
Koblenz gekommen, um den
Goldenen Meisterbrief in Emp-
fang zu nehmen. Mit dem
Goldenen Meisterbrief ehrt die
Handwerkskammer Koblenz
Meisterinnen und Meister, die
1953 ihre Meisterprüfung
abgelegt haben.
„MitdemJahr1953begannlang-
sam wieder der Aufschwung in
Deutschland. Dies machte sich
auch an der angestiegenen Zahl
der Meisterprüfungen bemerk-
bar. Sie alle haben mit Ihrer lan-
gen Tätigkeit im Handwerk be-
wiesen, dass Sie die Verantwor-
tung für das Gemeinwesen nicht
gescheut haben. Auch wenn die
Generation der jungen Meister
heute mit anderen Problemen zu
kämpfen hat als Sie vor 50 Jah-
ren, die wichtigste Säule für den
Erfolg ist und bleibt das persön-
liche Engagement des Einzel-
nen“, so Karl-Heinz Scherhag,
Präsident der Handwerkskam-
mer Koblenz, in seiner Lauda-
tio. „Sie haben vor 50 Jahrenmit
Ihrer Tätigkeit die Gesellschaft
ganzwesentlichmit geprägt.Das
Handwerk wäre ohne Ihr
Engagement in der schwie-
rigen Nachkriegszeit und
der Zeit des Wiederaufbaus
nicht da, wo es heute ist.“
Flexibilitätnotwendig
Schmiedemeister Walter
Brotz ausDiez hat den elter-
lichen Betrieb 1954 über-
nommen. „Damals gab es in
Diez 57 Landwirtschafts-
betriebe. Da gab es viel Ar-
beit mit Hufbeschlag und
Wagenbau“,erinnertersich.
„Heute existieren gerade noch
zwei. Laufende Flexibilität, sich
anpassen an Veränderungen in
unserem Handwerk sind ge-
fragt“, sagt er. Sohn Jürgen führt
dasUnternehmenweiter.DerRat
des Seniors ist auch heute noch
gefragt. Sattlermeister Wilhelm
Hulten gehörte vor 50 Jahren zu
den jüngsten Meistern im Re-
gierungsbezirk Koblenz. „Spä-
ter habe ich noch einmal einen
Neuanfang als Eisenbieger ge-
macht. Ich habe mich nach und
nach„hochgearbeitet“ inder Fir-
ma. Ich weiß, dass mein Meis-
terbrief mich stark gemacht hat.
Ich appelliere an die junge Ge-
neration, am Meisterbrief fest-
zuhalten. Er ist die Krone des
Handwerks.“
OhneEhrenamt geht es nicht
Scherhag lobte das jahrzehnte-
lange ehrenamtliche Engage-
ment: „Sie haben sich oft ehren-
amtlich für das Handwerk ein-
gesetzt und damit zum Ansehen
des Handwerks beigetragen.“
Stellvertretend nannte Scherhag
Bäckermeister Bernhard Oster,
der auch heute noch imMeister-
prüfungsausschuss aktiv ist.
Auch Metallbauermeister Chri-
stian Schultheis und Elektro-
installateurmeisterWernerKäst-
ner haben sich, wie viele andere
auch, stets für die Förderung der
jungen Meistergeneration enga-
giert. Mit der Altmeisterfeier
sollen Tradition und Erinnerung
andasGeleistetederHandwerks-
senioren lebendig bleiben. Ih-
nen gebührt Dank und Ehre,
schrieben sie doch ein Stück
Wirtschaftsgeschichte unseres
Landes. Scherhag lobte Enga-
gement bei der Ausbildung der
Lehrlinge undderHeranführung
der Gesellen an die Meis-
terprüfung.Sichtbarbewegt nah-
men die Altmeisterinnen und
Altmeister aus den Händen des
Kammerpräsidenten ihren Gol-
denen Meisterbrief entgegen.
Friseurmeisterin
Annelore Götz
Sattlermeister
Wilhelm Hulten
Schmiedemeister
Walter Brotz
Rund 100 Altmeister kamen,
um ihren „Goldenen Meisterbrief“ entgegen zu nehmen.
Schauen, staunen, kaufen:
45,- Euro
Winterausstellung in der Galerie Handwerk
vom 13.11.2003 bis 11.01.2004
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