Handwerk Special Nr. 96 vom 15. November 2003 - page 16

Musikalisches: Wenn das Blech ganz groß aufspielt
15. November 2003
Nr. 96
Siershahn. Auf den ersten Blick
hat der kleine Ort im Wester-
wald nichts mit Musik zu tun.
Auf den zweiten schon, denn
hier hat der Metallblasinstru-
mentenmachermeister Martin
Stein seine Werkstatt.
„Ich habe mein Hobby zum Be-
ruf gemacht“, erzählt der 38-
Jährige, der bereits seit seinem
11. Lebensjahr eine Tuba spielt.
Die Zahl der selbstständigen
Metallblasinstrumentenmacher
in Rheinland-Pfalz lässt sich an
einer Hand abzählen. Martin
Stein gehört seitDezember 2000
dazu. Sein Domizil hat er auf
gut 30Quadratmetern imKeller
seines Hauses in der Staring 16.
Eine neue, helle, 200 Quadrat-
meter große Werkstatt im
Siershahner Gewerbegebiet „In
der Lieblich“ plant er im Som-
mer nächsten Jahres zu eröff-
nen.
Ein Stück Blech wird zum
Instrument
„AmAnfang ist einStückBlech.
Über einer Stange wird es zu
einer Röhre geklopft. Dann
schneide ich Zacken hinein, die
miteinander verzahnt werden.
Mit Pauken
Martin Stein bringt Blech zum Klingen
und Trompeten
Schallstück und Korpus wer-
den gelötet. Die Röhre wird mit
Blei gefüllt, um die notwendige
Stabilität für den Biegevorgang
zu erhalten. Dann wird aus dem
StückMetall eine hochglänzen-
de Trompete oder ein Susaphon.
Vor demPoliervorgangwirddas
Bleiwieder entfernt“, beschreibt
Stein den Entstehungsprozess
eines Instruments.
Ventile und Druckwerk stellt
Stein nicht selbst her, der Ar-
beitsaufwand wäre in Handar-
beit nicht zu bezahlen. Das er es
aber kann, zeigt sein Meister-
stück, eine „Kaiserbariton in
Tuba-Bauform“. Stein ist zu-
recht stolz darauf, über 170 Ar-
beitsstunden stecken im Instru-
ment.
Doktor für Instrumente
Seinen Arbeitsschwerpunkt
sieht der Meister in der Repara-
tur von Blechblasinstrumenten
und in der Kundenbetreuung.
Das Heeresmusikkorps 300 in
Koblenz, in dem er als Zeit-
soldat selbst 12 Jahre gespielt
hat, gehört ebenso dazu wie der
Musikinstrumentenhandel.
Nach der Bundeswehr schloss
sich die Lehre in
seinem heutigen Beruf an. Es
folgte nochmals ein dreijähri-
ger Einsatz im Heeresmusik-
korps. Über den Berufsförder-
ungsdienst bei der Bundeswehr
machte er seineMeisterprüfung.
Reparaturschwerpunkt bedeutet
für Stein jedoch nicht, dass er
kein Instrument nach individu-
ellen Wünschen anfertigen
kann. „Solche Instrumente sind
allerdings erheblich teurer als
industriell gefertigte, aber mög-
lich mache ich es“, schätzt er
ein.
Musikalität liegt in der
Familie
Bei Steins musiziert übrigens
die ganze Familie. Martin Stein
dirigiertdenMusikvereinMarien-
rachdorf. Ehefrau Petra spielt
im Verein Helfersdorf Flöte,
auch die achtjährige Tochter
Jana ist bereits Flötistin. Der
sechsjährigen Franziska macht
diemusikalische Früherziehung
Freude.
Musik & Handwerk
Metallblasinstrumtenma-
cher im Kammerbezirk:
Musikalienhandlung
Matthias Zimmermann in
Andernach ist mit einer
Ausnahmebewilligung für
Engelbert Rump zur Repa-
ratur von Metallblasinstru-
menten in die Handwerks-
rolle der HwK Koblenz
eingetragen.
Metallblasinstrumentenma-
chermeister Gebhard
Schmittinger ist Betriebslei-
ter im Betrieb von Peter
Schmid in Kirchberg. Er hat
bei Xaver Schmid, Metall-
blasinstrumentenmacher-
meister und lange Zeit im
Meisterprüfungsausschuss
der Handwerkskammer
Koblenz tätig, sein Hand-
werk gelernt.
Fingerspitzengefühl am Schraubstock: Martin Stein hat
seinen Traumberuf gefunden. Der Metallblasinstrumen-
tenmachermeister spielt leidenschaftlich Tuba.
Alles Blech!
Ausstellung auf der Festung noch bis 16.11.
Alte Blechdosen oder historisches Spielzeug aus Blech - bei
passionierten Sammlern heiß begehrte und inzwischen teuer
bezahlte Objekte der Begierde. Nicht nur sie kommen bei der
Ausstellung „Alles Blech“ im Landesmuseum Koblenz, Festung
Ehrenbreitstein, auf ihre Kosten. Die Ausstellung, die noch bis
zum 16. November zu sehen ist, demonstriert, ausgehend von den
Verfahren der Blechherstellung und -bearbeitung zunächst im
Handwerk, später in der industriellen Produktion, die Vielfalt der
Verarbeitungs- und Nutzungsmöglichkeiten von gewalztem
Blech. Die Handwerkskammer Koblenz hat die Konzeption
dieser Ausstellung mit unterstützt und einen Arbeitsplatz für
handwerkliche Blechbearbeitung in den Ausstellungsräumen
eingerichtet. In der „Lebenden Werkstatt“ können die Besucher
dem HwK-Ausbildungsmeister Günter Wendling über die
Schulter schauen und auch selbst einmal Werkzeug in die Hand
nehmen und ihre Fähigkeiten zur Blechbearbeitung erproben.
Blechbearbeitung zum Anfassen: HwK-Ausbildungs-
meister Günter Wendling in der Ausstellung „Alles
Blech!“
Schauen, staunen, kaufen:
Winterausstellung 2003
2600,- Euro
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