Handwerk Special Nr. 96 vom 15. November 2003 - page 21

Köstliches zum Naschen / Heiße Erfolgsgeschichte
15. November 2003
Nr. 96
Thomas Heuft und
sein Bestseller:
Öfen aus Bell in der
Eifel sind in ganz
Europa gefragt.
Europa backt mit einem
Backofen aus Bell
Die Firma Heuft baut sie seit 160 Jahren
Seit 160
Jahren
baut die
Familie Heuft
in Bell/Eifel schon
Backöfen. Bell gilt als Wiege
des Backofenbaus, war doch
der bei Maria Laach abgebau-
te Tuffstein geschätztes Roh-
material. Keine andere Back-
ofenbaufirma in Deutschland
kann auf derart langjährige
Erfahrungen zurückblicken.
Allerdings hat sich im Laufe
der Zeit einiges verändert.
Angefangen hat alles mit ei-
nem kleinen Familienbetrieb,
der sich immer wieder neu den
Anforderungen des Marktes
gestellt hat.
Thomas Heuft, Dipl.-Ingenieur
und seit 1985 Geschäftsführer
der Karl Heuft GmbH, erzählt:
„Noch vor 10 Jahren waren wir
lediglich in der Region bekannt.
Keiner unserer Öfen stand wei-
ter als 200 Kilometer von
Bell entfernt.Heu-
te arbeiten
Heuft-Öfen in
Stockholm, Za-
greb, Luzern und
Brügge. Aber auch
in Griechenland, den
Niederlanden und der Schweiz
sowie inOsteuropa sinddieÖfen
zu finden. Der Umsatz hat sich
vervierfacht.“ 2002 waren es ca.
13MillionenEuro. „In zwei Jah-
ren werden wir die Hälfte unse-
res Umsatzes auf internationa-
len Märkten tätigen“, ist Heuft
überzeugt. Mit seinen 80 Mitar-
beitern, darunter 10 Lehrlinge,
hat sich die Firma in der Branche
zu einer der innovativsten in Eu-
ropa entwickelt. Produziert wer-
den die Backöfen in zwei
Hallen. Dazu
kommt der
Planungs-
und Ver-
waltungs-
komplex,
ein Kunden-
dienstzentrum, sowie zwei
Leichtbauhallen zur Material-
bevorratung. Die Lehrlingsaus-
bildung ist dem Firmenchef
wichtig. In den jungen Leuten
sieht er die Fachkräfte von mor-
gen.
Erfolgskonzept ging auf
Das Erfolgskonzept begründet
Thomas Heuft mit dem 1999
begonnenen Einstieg in den
Großofenbau, demFesthalten an
der Thermoöl-Technik und den
AusbaudesAuslandsgeschäftes.
„DasBackenmitThermoölfunk-
tioniert ähnlich einer Zentralhei-
zung. Mit der Thermoöl-Behei-
zung wird die jeweils benötigte
Hitze zu dem Zeitpunkt und der
Menge bereitgestellt, wie sie
benötigt wird. Thermöl hat als
flüssiger Wärmeträger die viel
größere Wärmespeicherkapa-
zität und eine viel bessere
WärmeübertragungalsLuft oder
Wasser. Die Temperaturver-
teilung ist absolut
gleichmäßigundder
Temperaturverlauf
besonders stabil.
Die Qualität der
Backwaren ist da-
durch Spitze“, er-
klärt Heuft.
Thermo-Roll ist Bestseller
Die Idee zumThermo-Roll hatte
der Firmeninhaber bereits 1988.
Seitdem ist er Maßstab für die
Branche. „Er ist seit 15 Jahren
unsermeistverkaufterOfen,weil
er neben gutenBackergebnissen
auch ein hohes Maß an Rationa-
lisierung bietet“, erklärt Heuft.
Es gibt ihn in mehr als 1000
Varianten. Da keine Bäckerei
wie die andere ist, werden in-
dividuell, an den räumlichen
Gegebenheiten orientierte
Öfen gebaut. „Unsere Ver-
käufer vor Ort kennen die
Probleme der Bäcker, sie
haben das richtige Gespür
für das, was gebraucht
wird“, weiß der Firmen-
chef. In der Kundennähe
sieht er das große Potenti-
al der Karl Heuft GmbH.
Mehr über die Firma im
Inter
Grenzwall als
süße Versuchung
Konditormeister backt die „Limes-Torte“
Rührteig, delikate Riesling-Weinschaumcreme, Vollmilchschoko-
lade, knuspriger Krokant. Darum hätten sich auch die kulina-
risch verwöhnten Römer geschlagen. Diese Köstlichkeit hat zu
tun mit ihrem Imperium, den Versuchen, römisches Territorium
gegen die Germanen zu schützen. Es geht um die in Rheinbrohl
aus der Taufe gehobene - und patentierte - „Limes-Torte“.
Als Rheinbrohler ist es ihm Eh-
rensache, die Bemühungen um
die Aufnahme des Limes in das
Weltkulturerbe derUNESCOzu
unterstützen, aber auch die hier
am „Caput limitis“, am „Kopf“
und nördlichen Ausgangspunkt
betriebenen Pläne zur Einrich-
tung eines Limes-Informations-
zentrums. „Die Anschubfinan-
zierung ist bereits im Landes-
haushalt 2004 vorgesehen“, be-
richtet Pütz, „ein Grundstück
ist auch gefunden und Pläne von
Architekturbüros für das Ge-
bäude liegen ebenfalls vor.“
Backen fürsWeltkulturerbe
Von dem Zentrum, das nicht
allein der Information und Do-
kumentation dienen, sondern
auch Aktions- und Erlebnisbe-
reich umfassen soll, um (römi-
sche) Geschichte anschaulich
lebendig werden zu lassen, ver-
spricht man sich in Rheinbrohl
und Umgebung entscheidende
touristische Impulse.
Eine Pause im Café Schmidt ist
bereits heute für jeden, der den
Limes-Wanderweg unter die
Füße nimmt, ein echtes Muss.
Hier kann er sich nicht nur an
der Limes-, sondern auch an
einer Römer-Torte erfreuen, an
deftigem Römerbrot und -bröt-
chen,diewieinalterZeitmitMöh-
ren gebacken sind. Könnte man
schmackhafter für ein angehen-
des Weltkulturerbe werben?
„Taufpaten“ sind Gregor Pütz,
ehemaliger Leiter der Dualen
OberschuleLinz undVorsitzen-
der des im Sommer dieses Jah-
res gegründeten Fördervereins
„Freunde des Limes“, und Kon-
ditormeisterErwinSchmidt.Der
eine gab die Anregung, der an-
dere setzte sie in die Tat um.
Palisaden schokoladenzart
„Irgendein runder Kuchen durf-
te es nicht sein“, so Schmidt,
dessen Vater 1951 den Betrieb
inRheinbrohl alsBäckerei grün-
dete. Bei ihm erlernte er das
Handwerk, übernahm 1980 den
Betrieb, erweiterte ihn umKon-
ditorei und Café undmachte ihn
zu einer weithin bekannten
Adresse für feine Kuchen, Tor-
ten undPralinen. Zusammenmit
Pütz experimentierte der Kon-
ditormeister und konstruierte
eineKuchenform, die es erlaubt,
Wall und Graben in elegantem
Kuchenschwung zu backen.
„Zunächst bestand der Limes
nur aus Holztürmen, die mitein-
ander in Sichtverbindung stan-
den“, erklärt Pütz. „Später wur-
de eine Holzpalisade angelegt
und dahinter Graben undWall.“
Auch die Palisaden sind bei der
Torte keine abwehrende Ange-
legenheit, schmelzen vielmehr
schokoladig-sanft auf der Zun-
ge. „Dafür habe ich mir gleich-
falls eine Gussform gebaut”,
kommentiert Schmidt.
Die Limes-Ex-
perten Gre-
gor Pütz (l.)
und Erwin
Schmidt und
die patentierte
Limes-Torte.
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