Handwerk Special Nr. 65 vom 25. November 1998 - page 13

Junge Handwerker und ihrWeg in die Selbständigkeit
Auf Meisterkurs:
Ihre Arbeit verbindet Tradition,
handwerkliche Präzision, hohe
Werte und Ansprüche - auch auf
internationalemNiveau:DasGei-
genbauerhandwerk zählt zu ei-
nem der ältesten Handwerksbe-
rufe, dessen Zukunft durch die
junge Meistergarde des Jahr-
gangs ´98 sichergestellt ist. In
ganz Deutschland gibt es nur
fünf Handwerkskammern, die
eine Geigenbauer-Meisterprü-
fung bieten, die HwK Koblenz
ist eine davon. Zur Meisterprü-
fung traten vier Geigenbauer an,
u.a. ein Engländer und ein Hol-
länder an. Und: Seit Kriegsende
absolvierte zumzweitenmal eine
Frau ihreMeisterprüfung in Ko-
blenz.
Internationales Flair zwischen
edlenHölzern,klassischenWerk-
zeugen und teuren Instrumen-
ten, denn nicht nur an denWerk-
bänken der Handwerkskammer
Koblenz finden sich europäische
Geigenbauer zum Meisterbrief
Eines der ältesten Handwerke und
die junge Meistergarde
„made in Germany“ wieder, mit
Geigenbauermeister GenKimu-
ra sitzt ein gebürtiger Japaner im
Meisterprüfungsausschuß.
Vier angehende Geigenbauer-
meister haben 1998 ihre Mei-
sterprüfung absolviert - und be-
standen. Mit Bart Visser hat ein
holländischer Geigenbauer den
Meisterbrief angestrebt, der seit
Jahrenbereits einenHandwerks-
betrieb in CR Zutphen betreibt.
Für den jungen Holländer ist der
deutsche Meisterbrief die Krö-
nung seines Handwerks, „ihn in
Händen zu halten war in den
vergangenen Jahren mein größ-
ter Traum, denn jetzt weiß ich
genau, was meine Arbeiten wert
sind und wo ich im internationa-
len Vergleich stehe.“ Das deut-
sche Geigenbauerhandwerk
zählt - neben Italien - im interna-
tionalen Vergleich zu den Top-
Adressen, geht es um Reparatur
und Neubau der wertvollen und
beliebten Instrumente.
Auch für den gebürtigen Eng-
länder Nigel Ruddock, der in
Langen lebt und in Rüsselsheim
arbeitet, ist die deutsche Mei-
sterprüfung ein Berufsziel ge-
wesen, das er sich jetzt erfüllt
hat. Mit Katharina Mann aus
Darmstadt hat zum zweiten Mal
seit Kriegsende eine Geigen-
bauerin ihre Meisterprüfung bei
derHandwerkskammerKoblenz
bestanden. Auch für Christoph
Sticht ging mit der bestandenen
Prüfung ein Traum in Erfüllung,
dennderRüsselsheimer setzt da-
mit eine Familientradition fort.
Die Arbeiten, die während
der dreiteiligen prakti-
schen Meisterprüfung
angefertigt wurden,
geltenauchunterEx-
perten als sehr an-
spruchsvoll. So
mußteu.a. ein An-
schäffter gefertigt
werden - eine Ar-
beit, die bei der Re-
paratur historischer
Instrumente dann an-
fällt, wenn der Geigen-
hals gebrochen ist. Mit hand-
werklicher Präzision werden
dann Werte bewahrt, die sogar
über 100.000 Mark liegen kön-
nen. Außerdem ging es für die
neuen Meister um die Herstel-
lung sogenannter FF-Löcher in
eineGeigendecke sowie dieFer-
tigung eines Geigengriffbrettes,
bei dem ein Rohling abgerichtet
undzumLeimenvorbereitetwer-
den mußte.
Seit Kriegsende die zweite Frau bei
einer Geigenbauermeisterprüfung
in Koblenz: Katharina Mann.
Sein Meisterbrief setzt
eine Familientradition
fort: Christoph Sticht.
Für Bart Visser aus Holland
war der deutsche Meisterbrief
jahrelang ein Traum.
Mit Nigel Ruddock nahm auch
ein Engländer an der Koblenzer
Meisterprüfung teil.
Informationen
Informationen zu Meister-
vorbereitungslehrgängen
gibt die HwK-Meister-
akademie,
Tel.: 0261/398-400, Fax: -
Zur Zeit gibt es bei der
HwK Koblenz nur einen
Meisterbetrieb für Reparatur
und Neubau von Geigen:
Gen Kimura, Koblenz,
Mainzer Str. 111.
Zwei Träume „fahren“ zusammen durch die Ausbildungswerkstatt
für Kfz-Techniker im Metall- und Technologiezentrum der HwK
Koblenz: Der Meisterbrief und die Automobilmarke Porsche. An
einem neuen 270 PS-Motor - durch das Porsche-Zentrum Koblenz
für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung gestellt - können Absol-
venten der Meistervorbereitungslehrgänge an der neuesten Motoren-
generation der Stuttgarter Sportwagenbauer geschult werden.
Kraftwerk setzt die gute Zusam-
menarbeit zwischen Porsche-
Zentrum und HwK fort, denn
seit vielen Jahren wird in der
AusbildungauchaufHigh-Tech-
Aggregate aus Stuttgart zurück-
gegriffen. „Eine solche Unter-
stützung ermöglicht es uns u.a.,
Lehrlingen,Meisterschülernwie
auch Meistern ein hohes Niveau
bei der Aus- und Weiterbildung
mit hohem Praxisbezug bieten
zu können”, lobt Dr. Friedhelm
Fischer, Leiter des HwK-Zen-
trums die Zusammenarbeit. Im
Gegenzug bauten HwK-Ausbil-
der einenMotorenprüfstand,von
dessen Resultaten auch Porsche
profitiert.
Mit 270 PS bei der HwK Koblenz
durch Lehre und Meisterprüfung
Sechs Zylinder und 270 PS -
dem Zuffenhausener Motoren-
wunder wie auch dem Meister-
briefhaftetbeijungenKfz-Hand-
werkern ein besonderer Mythos
an. Mit ihrer „Dauer-Leihgabe“
an dieAusbildungswerkstatt des
HwK-Metall- und Technologie-
zentrums hat dasKoblenzer Por-
sche-ZentrumangehendenHand-
werksmeistern, Meistern wie
auch Lehrlingen die Möglich-
keit eröffnet, das Innenleben an
einem voll funktionsfähigen
911er-Antrieb kennenzulernen.
Das über 60.000 Mark teure
Geben gemeinsam Gas: Dr. Friedhelm Fischer (links) und
Frank Birkenbach (rechts) von der HwK Koblenz sowie
Thomas Henrici (2.v.r.) und Wolfram Adam vom Por-
sche-Zentrum Koblenz.
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