Handwerk Special Nr. 65 vom 25. November 1998 - page 6

Neue Technologien sorgen beimHausbau für Entlastung des Geldbeutels und der Umwelt
Energie!
Kein Mensch hat sie jemals so
richtig zu Gesicht bekommen.
Und doch jagen sie ihr nach,
wollen sie haben, brauchen
sie: Energie. Joule, Leibniz
oder Einstein haben ihr ein
Lebenswerk gewidmet. Sie
widmet sich unserem Leben.
Kein Toaster, kein Auto, kein
Herz funktioniert ohne Ener-
gie. Die große Kunst ist, sie
sinnvoll umzuwandeln und
einzusetzen.
Seit Leibniz 1686 der Energie
mit physikalischen Erklärungen
auf die Schliche kam, sind mehr
als 300 Jahre vergangen. Aus
den kleinen „Energiesystemen“
Kerze,KaminflammeoderSchmie-
defeuer sindweltweiteVerbund-
systeme geworden, ob Telefon-
netz, Hochspannungs- oder Erd-
gasleitungen. Der Energiever-
brauch steigt jährlich, allein in
der Bundesrepublik hat er sich
zwischen 1950 und heute fast
vervierfacht.DerEnergie-Nach-
frage geht deren „Erzeugung“
voraus: Die Steinkohle ist durch
Mineralölprodukte alsHauptlie-
ferantindenvergangenen40Jah-
ren abgelöst worden, Solar- und
Windenergie sind auf dem Vor-
marsch.Energiesparlampen,Nie-
drigenergiehäuser oder das 3-Li-
ter-Auto setzen Zeichen zum
UmdenkenbeiunserenVerbrauchs-
gewohnheiten.DieneueBundes-
regierung will die Energieko-
sten erhöhen und so den Um-
gang mit Strom, Wärme oder
Benzin reduzieren.
„Grundsätzlich gute Ansätze“,
meintOttoSchmitt,Handwerks-
meister und Ingenieur aus May-
en. „Doch die Einnahmen aus
einer höheren Energiebesteue-
rungmüssen unbedingt auch der
technischen Forschung an neu-
enEnergiesystemenzugutekom-
men.“ Deren Technikmüsse op-
timiert, die Ressourcen sinnvoll
genutzt werden, sagt der 60jäh-
rige, und sorgt mit seiner Arbeit
dafür, daß die nächste Generati-
oneinpaarEnergieproblemewe-
niger hat. Das Handwerksunter-
nehmen „Schmitt - Heizung,
Lüftung, Sanitär, Kälte und An-
lagenbau“, 1935vomVaterWil-
helm gegründet, baut Block-
heizkraftwerke genau so wie
Kühlanlagen oder Kraftwerke,
die aus Abfalldeponiegasen
Stromerzeugen.DasTraditions-
unternehmen hat sich damit in
einem der innovativsten Zu-
kunftsmärkte etabliert.
Die „Energielieferanten“ aus
Mayen sind heute bundesweit
Bis zu 8.000 Stunden jährlich
laufendieEnergieerzeuger.Über
die Installation hinaus bieten die
50 Mitarbeiter aus 16 Hand-
werksberufen im ganzen Bun-
desgebiet - so an den Anlagen in
Borkum, Ravensburg oder Saar-
brücken - einenumfassendenWar-
tungsservice. Zum Vergleich:
Ein normaler PKW-Motor hat
2000 Stunden Fahrleistung.
Neben den Blockheizkraftan-
lagenbauendieMayener eigent-
lich alles, wasmit Energie zu tun
hat. Für eine Schokoladenfabrik
im russischen Leningrad wurde
die kompletteKühlanlage instal-
liert. Und selbst aus Abfalldepo-
nienholendieinnovativenHand-
werkerEnergieraus:Kleine,mo-
bile Kraftwerke werdenmit Me-
thangas direkt neben der Depo-
nie betrieben. Das Gas entsteht
bei der „Müll-Zersetzung“ unter
der Erde und wird abgesaugt.
im Einsatz. Zwischen 500 kg
und15TonnenwiegendieBlock-
heizkraftanlagen, die zwischen
5,5 Kilowatt und 1 Megawatt
leisten. Ein Gas-Verbrennungs-
motor versorgt über einenGene-
rator die angeschlossenen Ver-
braucher mit Strom, die anfal-
lende Wärmeenergie wird ins
Heizungsnetz eingespeist. Der
Wirkungsgrad liegt bei 93 Pro-
zent - ein Spitzenwert.
Abnehmer der Anlagen sindKran-
kenhäuser, Wohnparks, Hallen-
bäder oder Stadtwerke. „Solche
Anlagen ersetzen die Netzver-
sorgungnicht, ergänzen sie aber.
Die Anlagen können Stromaus-
fälle überbrücken und geben
Überschußkapazitäten ins Netz
ab, die bezahlt werden.“
Das 5-Liter-
Haus gibt Gas
Gemeinsam wollen sie mit dem
5-Liter-HausindieZukunftfah-
ren: Energieversorger, Hand-
werker und Architekten. Die
neue „Energiesparverordnung
2000“ gibt dabei u.a. den Weg
vor.
Energie, deren „Erzeugung“ und
Verbreitung ruft dieEnergiever-
sorgungsunternehmen auf den
Plan. Doch auch im sinnvollen
Einsatz bei ihren Kunden bieten
diese Unternehmen umfassende
Informationen und Service für
ihre Kunden. Ein Schwerpunkt-
bereich und weiterer Ansatz ei-
ner Zusammenarbeit mit dem
Handwerk ist u.a. für die Ko-
blenzer Elektrizitätswerk und
Verkehrs-Aktiengesellschaft
KEVAG die „Energiesparver-
ordnung 2000“. Die ab 2000 gel-
tende Verordnung sieht ihr Ziel
in einem Niedrigenergiehaus-
standard, der Wärmeschutz, So-
larenergienutzung, Haustechnik
und die Nutzung regenerativer
Energienmiteinander verbindet.
Das setzt, so die KEVAG, eine
enge Zusammenarbeit mit Bau-
herren, Architekten und Hand-
werkernvoraus.MitneuenHaus-
baukonzeptenhat dasHandwerk
denWegzurUmsetzungderVer-
ordnung bereits eingeschlagen -
daswurde auchauf derKEVAG-
Fachtagungdeutlich,aufdersich
alles um das Haus der Zukunft
drehte. Das Ziel heißt 5-Liter-
Haus, bezogen auf den jährli-
chen Heizölbedarf pro Kubik-
meter Wohnraum. Das schont
durch magere Kohlendioxide-
mission die Umwelt, durch we-
nigerVerbrauchdieBrieftasche.
Auf dem Weg dahin beraten
HandwerkundEnergieversorger
Bauherren zu allen Fragen der
Energienutzung, so auch auf der
kommenden „Messe am Rhein:
HandwerksmesseKoblenz“, die
vom 7. bis 13. Mai 1999 in Ko-
blenz stattfindet. Dort wird der
Koblenzer Energieversorger
KEVAG - wie bereits auch auf
vergangenen Messen - sich den
FragenseinerKundenstellenund
über neue Technologien infor-
mieren. Im Einsatz von Wärme-
pumpen, die Wärmeenergie im
Erdreich für das Haus nutzbar
machen, sehen die Versorger
eine Energiequelle der Zukunft,
und werden diese auf der Messe
vorstellen. Die Anlagen arbei-
ten bis auf die Wartung kosten-
frei. Da wird der Bauherr sogar
auf die Gas- oder Ölrechnung
seines Versorgers verzichten
müssen...
Handwerk und Energieversorger mit Mega-Wattschritten in die Zukunft
Die Klosteranlage „Maria
Laach“ gehört zu Otto
Schmitt´s Kunden. Hier wird
auch die Entwicklung im
Energiemanagement-Bereich
deutlich: Im Bild oben eine
Schalttafel von 1896, unten
ein moderner Schaltschrank.
Mit Blockheizkraftwerken, die
neben elektrischer Energie auch
Wärme bereitstellen, hat das
Mayener Handwerksunter-
nehmen Schmitt bundesweit
eine feste Marktposition.
Existenzgründung statt Arbeits-
losigkeit - so läßt sich die Arbeit
des Existenzgründungsbüros,
gegründetvonArbeitsamt,Hand-
werkskammerundIHKbeschrei-
ben läßt.
Ein arbeitsloser Bäckermeister
sucht eine Bäckerei zumKaufen
oder Pachten. VerschiedeneOb-
jekte stehen zur Auswahl. In ei-
nemExistenzgründungsseminar
bei der HwK Koblenz lernt der
Bäckermeister, was es zu beach-
tengilt.EinekonsequenteMarkt-
analyse ist erforderlich.
Das Existenzgründungsbüro ist
eine Kooperation von Arbeits-
amt, HwK und IHK unter der
Leitung einer selbständigen Un-
ternehmensberatung. Die Teil-
nehmer sind arbeitslos und pla-
nen den Weg in eine selbständi-
ge Zukunft mit kontrolliertem
Risiko. Dieses Ziel wird durch
Beratung, Schulung und Unter-
stützung bei betrieblichen Pro-
blemen bis sechs Monate nach
Existenzgründung unterstützt.
In der einmonatigen Schulung
stehen unter anderem rechtliche
und betriebswirtschaftliche Fra-
gen auf dem Stundenplan.
Im Existenzgründungsbüro Ko-
blenz wurden von Juni bis Okto-
ber ‘98, 296 neue Kunden in 725
Beratungsstunden erstmalig be-
raten. Informationen beim Ar-
beitsamt Koblenz:
Tel.: 0261/4010396, Fax: 0261/
40 10 39 7.
Existenzgrün-
dungsbüro hilft
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