Handwerk Special Nr. 65 vom 25. November 1998 - page 10

Das Dach ist der „Regenmantel“ des Hauses - und schützt nicht nur vor Regen.
Dachwärts:
Regen, Regen, Regen: Es plät-
schert den ganzen Tag vor sich
hin. Inzwischen haben wir uns
im Herbst ´98 an diesen
Ton gewöhnt. Was für
einGlück,daßman
selbst imTrok-
kenen sitzt,
d e n k t
ma n c h
einer.
Doch gerade in einigen Filmen -
von denen man nicht hofft, daß
das Drehbuch jemals in den ei-
gen vier Wänden geschrieben
wird - können ganz andere Akti-
vitäten bei Regen beobachtet
werden:DasDach ist nicht dicht,
im ganzen Haus stehen Wasser-
eimer und Teller, die regelmä-
ßig geleert werden müssen. An
den Wänden ist es feucht, das
Chaos ist perfekt.
Dachdecker sorgen für trockenesWohnen
Doch selbst dann, wenn erste
Szenarien dieses Alptraums in
der eigen Realität wahr werden,
kann die trockene Wohnstube
gerettet werden: Eine rechtzeiti-
ge Sanierung des Dachs kann
vor größeren Schäden bewahren
und einen Wassereinbruch ver-
hindern. „Die Bauherren wün-
schen in der Regel eine Ausbes-
serung der undichten Stellen“,
berichtetDirkMeiner vomMay-
ener Unternehmen „Meiner für
Dach + Wand“. Oft sind dies
aber nur provisorische Lösun-
gen bis zur endgültigen Sanie-
rung - und dann muß das Dach
ohnehin komplett erneuert wer-
den. ZurAbdichtungwerdenBi-
tumen - und Dachabdichtungs-
bahnen verwendet.
Wichtigbei einerDachsanierung
sind die Lebensdauer, periphere
Einflüsse, Dachbauund auchdie
finanzielle Situation des Auf-
traggebers.
Die häufigste Dachform ist das
Steildach, aber auch Flachdä-
cher findet man gar nicht so sel-
ten. Sie können bei ordnungsge-
mäßer Verarbeitung durchaus
eine Lebensdauer von über 30
Jahren erreichen. „Wenn die In-
tervallederAusbesserungsarbei-
ten aber imLaufe der Zeit immer
kürzer werden, ist meist eine
Totalsanierung unumgänglich.
Die Sanierung erfolgt häufig
auf Bitumenbasis oder mit Fo-
lieneindeckungen“,soDachdek-
kermeisterGünterHendrichs aus
Koblenz.
BeiSanierungsmaßnahmenzahlt
sich der Einbau vonwärmedäm-
menden Stoffen aus. Bei der
Wärmedämmungvoninnenwer-
den, soGünter Hendrichs, meist
Mineralfasernverwendet,beider
Dämmung von außen Styropor.
Dirk Meiner weist darauf hin,
daßdieVorgabenderneuenWär-
meschutzordnung eingehalten
werdenmüssen.Auch sollteman
bei der Materialauswahl die
Wiederverwendbarkeit derBau-
stoffe und deren Umweltbela-
stung beimRecyclingprozeß be-
achten.
DiefachgerechtausgeführteWär-
medämmung kostet zwar zu-
nächst Geld, aber im Laufe der
Jahre fließt dieses wieder durch
die Energieeinsparung in den
Geldbeutel zurück.
Auch begrünte Dächer sind „in“
- allerdings werden sie zur Zeit
zumeist nur bei Neubauten ver-
wendet. Aber auch die nachträg-
liche Anlage bei Altbauten kann
sichlohnen:Sokommtman
der Natur ein Stück
näher. „Begrünte
Dächer bil-
den einen
optima-
l e n
öko-
logi-
schen
Ausgleich
zu der wach-
senden Zahl von ver-
siegelten Oberflächen“,
nenntDirkMeinerdieVor-
züge des grünen Dachs.
Er verweist auf weite-
re Vorteile: In Berei-
chenbegrünterDächer ver-
bessert sich das Kleinklima, und
die Dachabdichtung hat durch
dieDachbegrünungeinewesent-
lich längereLebensdauer.Durch
Hat den Vize-Meistertitel
unter Dach und Fach:
Matthias Graeff aus
Damscheid ist Deutsch-
lands zweitbester Nach-
wuchsdachdecker.
die
Anla-
ge eines
Dachgartens
k a n n
man einen zusätzlichen Lebens-
und vor allemErholungsbereich
gewinnen. Dann muß man nicht
mehr die Regentage fürchten,
sondern sehnt sich nach dem
nächsten Sommer, um zu sei-
nem kleinen „Paradies“ auf dem
Dach hinaufzusteigen, das beim
Regen gut gewachsen ist...
UnserJahrhundertisteinAben-
teuerjahrhundert-dieserSpruch
kommt nicht von einem
Historiker oder Pu-
blizisten. So
lautet die
Einstel-
lung
v o n
B e r n d
Jäger, Inhaber eines Dachdek-
kerunternehmensausMerxheim
(Hunsrück). SeinUnternehmen
setzt auf Flexibilität undMobili-
tät undnimmt damit diewichtig-
steHerausforderungderZeitan.
Im Jahr 1999 hat Familie Jäger
Silberhochzeit. Im selben Jahr
wird der Betrieb 19 Jahre alt. Als
Bernd Jäger die Schreinerei im
Jahr 1980 übernahm, war es ein
Beginn aus dem Nichts. Man
begann praktisch mit einem
Mann, kontinuierlich wurden es
mehr. Hinzu kam eine Zimmer-
erwerkstatt - heute bietet der Be-
trieb die komplette Bedachung
an. 37 Mitarbeiter arbeiten im
Unternehmen.
Dieser Sprung war nur zu be-
wältigen,weilman sich inMerx-
Weitblicke mit besonderer Perspektive
heim rechtzeitig mit den neuen
Tendenzen in der Entwicklung
desHandwerksauseinandersetz-
te. Bernd Jäger hat sich für die
moderne Technik und Dienst-
leistung entschieden. So wird
bereits die zweite Computerge-
neration eingesetzt - EDV-Tech-
nik ermöglicht es, schneller und
besser zu sein. Die Grundmaße
für den Dachstuhl werden er-
faßt, der Rechner ermittelt die
komplette Vorlage für die Mit-
arbeiter aus. Natürlich ersetzt er
nicht menschliche Erfahrung.
Undnatürlichhaben
sich nicht alle Inve-
stitionen gelohnt.
Wenn er auf die Ge-
schichte seines Un-
ternehmens zurück-
blickt, hat Bernd Jä-
ger festgestellt, daß
jedesmal,wennman
zu schnell gewach-
sen ist, eineErschüt-
terung kam. Und
auch,daßPrognosen
nichtunbedingtstim-
men, weiß er noch
aus seiner eigenen
Zimmererlehre, als
prophezeit wurde, dieser Beruf
hätte angesichts der neuen kom-
plettenBauweise keineZukunft.
Er hat sich nicht beirren lassen,
genau so wie jetzt. Im Frühjahr
ist eine große Investition vorge-
sehen – eine hochmoderne Ab-
bundanlagewirdgekauft, die die
Arbeiten vor Ort, an der Bau-
stelle, umeiniges beschleunigen
wird und viel Handfertigung
übernehmen kann. Die einzel-
nen Bauteile kommen in der
notwendigen Anzahl, bearbeitet
und nummeriert aus der Anlage
und auf die Baustelle. Für die
Arbeit mit Holz braucht man vor
allem Platz.
So haben sich nach und nach
Möglichkeiten ergeben, das Un-
ternehmen auf vier Standorte zu
verteilen. Das alte Elternhaus, in
der Parallelstraße zum Büro
wurde zur Zimmerer- undTisch-
lerwerkstatt. Nur wenige Kilo-
meter entfernt wurde eine altes
Sägewerk gekauft. Danach ein
kleines Unternehmen in Idar-
Oberstein. Einige Meter vom
Hauptstandort inMerxheiment-
fernt hat Bernd Jäger ein Grund-
stück gekauft - neuer Standort
für das Sägewerk.
Schon lange weiß man, daß die
verschiedenenHandwerkeinein-
ander greifen. Den Überblick
über die Standorte und über die
Baustellen zu behalten, ist kein
Kinderspiel. JedenMorgenwird
ein großer Plan aufgestellt und
alle Arbeiter auf die verschiede-
nenBaustellenverteilt.Auchdie
Einsätze der unterschiedlichen
Fahrzeugewerden entsprechend
der Besonderheiten der Aufträ-
ge sorgfältig geplant.
Die Ausbildung junger Men-
schen hat mittlerweile Tradition
in seinem Unternehmen - zur
Zeit sind es fünf Zimmerer-
lehrlinge.
Wenn eine Silber-
hochzeit naht, denkt
man andieZukunft.
Familie Jäger hat
drei Kinder. Der äl-
teste Sohn ist Bau-
ingenieurundarbei-
tet nicht im Famili-
enbetrieb. Wenn er
will - so der Vater -
kann er eines Tages
den Betrieb über-
nehmen. Der jün-
gere Sohn ist noch
auf dem Gymnasi-
um. Auch er will
Bauingenieur wer-
den, aber dieMusik zieht ihn an.
Die Tochter studiert Jura. Und
doch hofft Bernd Jäger, daß sei-
ne Kinder das Werk fortsetzen.
Bernd Jäger, Dach-
deckermeister aus
Merxheim
Informationen
Der nächste Meistervor-
bereitungslehrgang für
Dachdecker findet ab 16.
August 1999 statt.
Infos gibt die HwK-Meister-
akademie, Tel.: 0261/398-
400, Fax: 0261/398-990.
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