Handwerk Special Nr. 106 vom 16. Juli 2005 - page 16

Stahlbau auf und unter Wasser / Engagiert für den „Meisterschuss!“
16. Juli 2005
Nr. 106
Arbeiten, wo sonst
die Fische schwimmen
Tor zu! Handwerker warten die Schleusen der Mosel
Entwicklung und Bau von Anlagen für den Einsatz im/am Wasser
gegründet 1924 35 Mitarbeiter 6 Lehrlinge Tel.: 02632/96 55-0
Steckbrief: Schmitt Stahlbau, Andernach
Wenn sich die beiden 43.000
Tonnen schwere Tore schlie-
ßen, verhelfen 25.000 Tonnen
Wasser anderen Schwerge-
wichten zu scheinbarer
Leichtigkeit. Fahrgastschiffe,
Lastkähne, Schubverbände
tauchen dann plötzlich aus
dem Nichts auf, um ihre Reise
acht Meter höher fortzusetzen.
Alltag an der Schleuse
Lehmen: Zwei Mal pro Stunde
hebt oder senkt die Schleusen-
technik den Schiffsverkehr
zwischen Trier und Koblenz.
Doch ein Mal im Jahr bleiben
die Schleusentore für eine Wo-
che zu. Pumpen legen die Bau-
werke trocken, bevor Handwer-
ker mit ihren Wartungs- und
Reparaturarbeitenbeginnenkön-
nen. Es ist ein Spiel gegen die
Zeit: Gerüstbauer stellen eine
Treppe, damit die Arbeiter die
12MeterHöhenunterschiedzum
Schleusengrundüberwindenkön-
nen. Kräne heben das Arbeits-
gerätindietrockengelegteSchleu-
senkammer, darunter Hub- und
Arbeitsbühnen.
„Auf die Uhr schauen wir in
dieser Zeit nur um zu sehen, ob
wir noch im Plan liegen und
nicht um zu wissen, wann Feier-
abend ist“, so Matthias Schmitt
(42), Dipl.-Betriebswirt undGe-
schäftsführer des Andernacher
UnternehmensSchmittStahlbau.
Er leitet zusammen mit Bruder
Josef (44) den Betrieb, der die
Stahlbauarbeiten an den Schleu-
sen Lehmen und St. Adelgund
durchführt. Ihr Job am Grund
der Schleuse:Die schwerenTore
werden vomRost befreit und da,
wo es notwendig ist, alte Bautei-
le gegen neue ausgetauscht –
alles im XXXXL-Format, denn
mit kleinen Dimensionen lassen
sich die Wassermassen nicht
zähmen. Die drücken während
der Arbeiten von außen:Wenige
Meter neben den Arbeitsplätzen
der Metallbauer und weit über
ihrenKöpfenplätschertdasWas-
ser der Mosel an den Revisions-
verschluss, der während der Re-
paraturarbeiten für trockene
Füße auf dem Weg durch die
170 Meter lange Schleuse sorgt.
Normalerweise steht hier das
Wasser über vier Meter hoch.
Heute arbeiten wir am Boden einer Schleu-
se, morgen lassen wir eine Autofähre mit
dem Gewicht von zwei Jumbo-Jets am
Kranhaken durch die Luft schweben.“
Dipl.-Betriebswirt Matthias Schmitt über die
Abwechslung seines Arbeitsalltages
Leidenschaft Wasser
Die Schmitts haben es mit dem
Wasser:ObkleineArbeitsboote,
schnelleFeuerwehrboote,schwe-
reAutofährenoderHochwasser-
schutztore, Landebrücken oder
Schilder undVerkaufsstellen für
die Personenschifffahrt – es gibt
nichts, was die riesige Werkhal-
le inAndernach bisher nicht her-
vorgebracht hat. 1924 durch den
Opa gegründet, legte Vater Er-
win Schmitt das Ruder Richtung
Binnenschifffahrt um. „Daraus
hat sich eine Leidenschaft ent-
wickelt, die über einfache Me-
tallbauarbeitenweithinausgeht“,
machen Matthias und Josef
Schmitt deutlich. Es sind indivi-
duelleAnsprüche, die an sie her-
angetragen werden, „quasi ist
jeder Auftrag ein Unikat! Selbst
schwimmende Plattformen zur
Erprobung neuer Leuchtfeuer
oder dasChassis für einenRenn-
wagen zählen dazu“.
Patente Kopfarbeit
Ein Highlight dieser Kopfarbeit
ist die Entwicklung eines neuen
Schiffsantriebes: Der Kugelan-
trieb „hat einen sehr hohen Wir-
kungsgrad, hohe Laufruhe, ist
leiser als herkömmliche An-
triebstechniken und kann auch
bei extrem niedrigen Wasser-
ständeneingesetztwerden“.Eine
Entwicklung, die inzwischen
patentiert ist und für deren Ver-
marktung ein neues Unterneh-
men gegründet wurde.
Dass die Verbindung aus Kopf-
und Handarbeit bei Schmitts
besondersgutfunktioniert,macht
sich auch betriebswirtschaftlich
bemerkbar: 35 Mitarbeiter hat
dasUnternehmen,daruntersechs
Lehrlinge. Im Auf und Ab der
Konjunktur haben die beiden
Geschäftsführer das Ruder fest
imGriff und liegen unternehme-
rischaufKurs.„DieFirmawächst
leicht, aber beständig“ – lautet
die optimistischeBotschaft.Den
Erfolg führen sie auf die Spezia-
lisierung und erstklassige Qua-
lität zurück.
Der Erfolg ist auch Trost und
Lohn zugleich, dass Matthias
Schmitt aufgrund der langen Ar-
beitstage kaumnoch seinenHob-
bies nachgehen kann. Auch die
haben, natürlich, mit Wasser zu
tun:Wasserskifahrenundsegeln.
Schleuse trockengelegt:
Dort, wo die Wartungs-
arbeiten an einem der 43
Tonnen schweren Schleu-
sentore in Lehmen durchge-
führt werden, schwimmen
sonst die Fische.
Frisch gestrichen!
„Vorsicht, frisch gestrichen“,
heißt es in der Wohnung des
Schleusenwärters. Die Maler
vom Koblenzer Unternehmen
Würzberger sorgen für einneu-
es Outfit in den vier Wohnräu-
men, der Küche und im Trep-
penhaus. Auch hier gilt: „Alles
just in time, denn nach exakt
einer Woche ist wieder Alltag
in der Schleusenanlage“, so
HorstWürzberger,Malermeis-
ter und Chef von 16 Mitar-
beitern, darunter 8 Lehrlingen.
Im Andernacher
Unternehmen
werden u.a. Boote,
Landungsstege,
Hochwassertore
und sogar Autofäh-
ren mit 1000
Tonnen Gewicht
gebaut.
Metallbau 1.12. Koblenz
0261/ 398-415
Für Metallbauer beginnt am 1.
Dezember ein Meistervorberei-
tungskurs inVollzeit (Koblenz).
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
Tel.: 0261/ 398-415
Fax: 0261/398-990
E-Mail:
HwK-Meisterkurs
Vorgestellt ...
Woher kommt das
besondere Interesse
am Fußball?
Ich bin seit 1984
Schiedsrichter und
seit 2003 Kreis-
schiedsrichter-
obmann. Man kann
sagen, ein wesentli-
cher Teil meiner
... Thomas Pies
HwK-Ausbildungsmeister
engagiert sich für den
„Meisterschuss!“
Freizeit gehört dem Fußball.
Die Familie kommt manchmal
zu kurz, hat aber Verständnis.
Warum engagieren Sie sich
beim „Meisterschuss!“?
Ich brenne für den Fußball
und bringe dieses Gefühl in
zahlreichen Gesprächen mit
Handwerkern rüber. Meine
vielen Kontakte aus dem
Ehrenamt kommen mir bei der
Ansprache von Mannschaften
zugute. Ich suche den direkten
Kontakt. Das geht nach Feier-
abend und am Wochenende.
Mit Erfolg?
Ja, denn das Echo auf den
„Meisterschuss!“ ist mehr als
gut, das erfahre ich immer
wieder, so kürzlich im
Autohaus Wagner in Nauort.
Firmenchef Günter Wagner
kenne ich als Trainer der
Oberligamannschaft FV
Engers. Seine Truppe ist als
eine von aktuell fast 30
Mannschaften beim
„Meisterschuss!“ dabei.
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24
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