Handwerk Special Nr. 106 vom 16. Juli 2005 - page 14

HwK regt Diskussion über EU-Feldversuch zum reduzierten Mehrwertsteuersatz für Handwerkerleistungen an
Denkanstoß: Impulse zur Belebung von Konjunktur und Konsum
16. Juli 2005
Nr. 106
Im wahlkämpferischen Berlin
führt ein vielstimmiger Chor
die Debatte um eine Mehrwert-
steuererhöhung, begleitet von
Forderungen und Dementis.
Gleichzeitig kommt die
Unternehmenssteuerreform
nicht voran. Wenigstens bei
der Finanzierung der Sozial-
systeme stimmen alle Seiten
überein, dass ein Grundpro-
blem in der zu geringen Zahl
von beitragspflichtig Beschäf-
tigten liegt. Was tun?
„Weniger ist mehr!“, regt die
Handwerkskammer Koblenz
eine Diskussion über den EU-
Feldversuch zum reduzierten
Mehrwertsteuersatz für arbeits-
intensive Dienstleistungen un-
terBeteiligungDeutschlands an.
„Der Staatshaushalt, die Sozial-
systeme wie auch die Unterneh-
men würden davon profitieren,
wenn sich Deutschland für eine
Fortführung des EU-Feldver-
suches einsetzen und daran be-
teiligen würde.“
Die Erfahrungen aus den Teil-
nehmerländern des EU-Feld-
versuches, sounterschiedlich sie
im Detail sind (s. unten), lassen
gemeinsam erkennen, dass die
„Weniger ist mehr!“
ermäßigtenMehrwertsteuersätze
beispielsweise für Bau-, Ausbau
und Renovie-
rungsarbeiten
oder personal-
i n t e n s i v e
Dienstleistun-
gen wie etwa
bei den Friseu-
ren sowohl zu
einerBelebung
der Nachfrage
als auch zur
Legalisierung
von Arbeit ge-
führt haben.
„Beides, der
Abbau von
Schwarzarbeit
und die Um-
satzsteigerun-
gen, bringt
trotzgeringererSteuersätzeletzt-
lich ein deutliches Plus in die
Staatskasse“, ist die HwK über-
zeugt.
Dynamik für den
Wirtschaftskreislauf
„Die positive Entwicklung der
Unternehmensumsätze führte in
den Teilnehmerländern zur
Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Diese stärken die an die Arbeits-
leistung gekoppelten Sozialsys-
teme.ZusätzlicheBeschäftigung
verbunden mit der Möglichkeit,
handwerkliche Arbeits- und
DienstleistungendurchdieSteu-
erersparnisgünstigeranbietenzu
können, belebt den Konsum der
Verbraucher - undwiederumdie
Staatseinnahmen.“ Die Hand-
werkskammerKoblenz verweist
auf die volkswirtschaftlicheDy-
namik, die ein reduzierterMehr-
wertsteuersatz für arbeits- und
personalintensive Handwerker-
leistungen anstoßen würde und
den langfristig positiven Effekt
für die Gesamtwirtschaft, von
demalleprofitierenwürden:„Ein
vordergründiges Minus in der
Steuer- und Abgabenbilanz
brächte dem Staat mittel- und
langfristig ein deutliches Plus
imHaushalt aus einer sich selbst
anstoßendenSpiralbewegungfür
mehrArbeitundBeschäftigung.“
Alle Parteien, die sich einer effi-
zienten Mittelstandspolitik ver-
pflichtet fühlen, sieht die Hand-
werkskammer Koblenz gefor-
dert, sich auf nationaler und eu-
ropäischer Ebene für die Fort-
setzung des Feldversuches der
Europäischen Union und eine
deutsche Beteiligung daran ein-
zusetzen.
Erfahrungen aus dem EU-Feldversuch zum reduzierten Mehrwertsteuersatz für arbeitsintensive Dienstleistungen
Land
MwSt-Satz reduz.
Betätigungsfelder
Wirkung 1999 bis 2001
Frankreich
19,6 % 5,5 % Häusliche Dienstleistungen (Hausarbeit,
Umsatzsteigerung von 235 %, Verdoppelung der Unternehmenszahl,
Betreuung u. Pflege)
Beschäftigungszuwachs
Renovierung u. Reparatur von Privatwohnungen,
Beispielloser Aufschwung in der Baubranche, Umsatzzahlen
die älter als 2 Jahre sind
stark gestiegen
Griechenland
18,0 % 8,0 % Reparatur von Kleidung und Haushaltswäsche
Anstieg der Nachfrage, deutliche Zunahme der Unternehmen, deren
Einnahmen stark gestiegen sind
Häusliche Pflege- und Betreuungsdienste
Kein ausreichendes Datenmaterial durch innerfamiliäre Leistungserbringung
Italien
20,0 % 10,0 % Renovierung und Instandsetzung von
In Verbindung mit steuerlicher Absetzbarkeit für Aufwendungen; beide
Privatwohnungen
Maßnahmen führten zur Verdoppelung der Unternehmenszahl im Bau-
gewerbe mit bis zu 75.000 neuen Arbeitsplätzen
Häusliche Pflegedienste
Kein aussagefähiges Datenmaterial
Niederlande
19,0 % 6,0 % Friseurleistungen, Maler- und Verputzerarbeiten an
Kontinuierliche Umsatzsteigerung, keine nennenswerten Effekte
Privathäusern, die älter als 15 Jahre sind, kleine
für Beschäftigungsentwicklung nachweisbar
Reparaturleistungen
Spanien
16,0 % 7,0 % Friseurleistungen, Schönheitssalons
Keine Absenkung der Preise, da diese hinter allg. Preisentwicklung zurück-
geblieben sind; gestiegene Unternehmenseinkünfte
Renovierung und Reparatur von Privatwohnungen
Keine abschl. Angaben durch Verbindung zu weiteren staatl. Maßnahmen
Informationen zum EU-Feldversuch im HwK-Rechtsdezernat, Tel.: 0261/ 398-201, Fax: -983, E-Mail:
ternet:
An dem EU-Feldversuch, der bis zum Jahresende
2005 befristet ist und dessen Verlängerung um zehn
Jahre derzeit diskutiert wird, hatten sich Belgien,
Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien,
Luxemburg, die Niederlande, Portugal und Spanien
beteiligt.
Aufgrund unterschiedlicher Wirtschaftsordnungen
und durch die Verknüpfung mit anderen steuerlichen
Maßnahmen in einigen Ländern ist eine repräsentative
Auswertung des Feldversuches sehr schwierig.
Wir führen beispielhaft einige Grundzüge aus den Er-
gebissen auf:
Die HwK Koblenz ist überzeugt: Eine Absenkung des Mehrwertsteuer-
satzes für Handwerkerleistungen würde die Konjunktur und den privaten
Konsum beleben.
21.7.: Begrüßungsabend
Info-Tel.: 0261/398-112
Am 21. Juli um18 Uhr lädt
die HwK Koblenz alle Neu-
mitglieder zu einem Begrü-
ßungsabend mit kleinem
Imbiss in die St.-Elisabeth-
Straße ein. Dort werden die
Serviceleistungen und das
vielfältige Weiterbildungs-
angebot der HwK vorge-
stellt. Vor Ort gibt es Infor-
mationen zum umfangrei-
chen Beratungsservice der
HwK, sei es betriebswirt-
schaftlich oder juristisch, zur
Ausbildung, Arbeitssicher-
heit oder Gewerberecht.
Infos & Anmeldung bei der
HwK Koblenz:
Tel.: 0261/ 398-112
Fax: -994
Existenzgründung
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