Handwerk Special Nr. 106 vom 16. Juli 2005 - page 9

Gesund und lecker: Von der Mühle in die Backstube
16. Juli 2005
Nr. 106
Es klappert ´ne Mühle
am rauschenden Bach ...
Seit 1913 ist die „Mosenmühle“ Familienbesitz
Romantisch im Brohltal, direkt
unterhalb der Schweppenburg
gelegen, befindet sich ein Re-
likt aus vergangenen Tagen.
Die Mosenmühle, auch
Schweppenburger Mühle ge-
nannt, ist die einzige noch voll
funktionsfähige Getreidemühle
im Brohltal. Seit 1913 ist sie im
Besitz der Familie Mosen.
Müllermeister Rainer Mosen
übernahm die Mühle 1987 von
seinem Vater und betreibt sie
nun in der dritten Generation.
Es lebe die Mühle
„Unsere Mühle hat das große
‚Mühlensterben’ überlebt“, er-
zählt der Meister. Heute drehen
sich die anderen verbliebenen
holt 60 Prozent der notwendi-
genEnergie aus demBrohlbach.
Bei Niedrigwasser springt ein
Elektromotor ein.
Müller und Technik
6 TonnenGetreide pro Tagwer-
den inderMühle gemahlen.Den
Arbeitsablauf erklärtMosen so:
„Zunächst wird das Getreide in-
tensivgereinigt.DieserVorgang
ist voll automatisiert. Danach
erfolgt der eigentlicheMahlvor-
gang. Das Mahlgut wird in ver-
schiedene Bereiche getrennt.
Erzeugt werden: Mehl, feiner
und grober Grieß und Schrot.
Nach dem Rückschüttprinzip
wird das Mahlgut wieder in den
Mahlprozess geschickt und
durchläuft dieWalzenmahlwer-
ke nochmals. Das fertige Mehl
läuft nun in die Mehlmischerei,
wird dort gemischt und abge-
füllt.“VomKeller bis zumDach
stehen die verschiedenenMahl-
werke, Quetschen, Rüttelsiebe
und Reinigungsmaschinen.
Bekömmliche Nahrung
Die Bäcker aus der näheren und
weiteren Umgebung bis nach
Bonn und zahlreiche Privatkun-
den kaufen in der Mosenmühle
das Roggen- und Weizenmehl
der verschiedenen Typen. Ehe-
frau Rita managt nicht nur das
Büro, sondern sie ist auch die
Chefin im angeschlossenen
Naturkost-Mühlenladen.Neben
Mehl gibt es hier auchGetreide-
flocken, Müsli und weitere Na-
turprodukte zu kaufen. „Immer
mehr Verbraucher essen natur-
Mühlräder der Region nur noch
als Kulisse. Rainer Mosen be-
gründet das mit Strukturverän-
derungen in der Landwirtschaft
und dem damit verbundenen
Höfesterben. In der Schließung
vieler kleiner Bäckereien, die
demPreisdruck großerHandels-
ketten nicht standhalten können,
sieht er einen weiteren Grund.
Er ist stolz, dass die Mühlentra-
dition in seiner Familie aufrecht
erhalten werden konnte. Und
noch etwas gibt es, auf das der
Müllermeister zuRecht stolz ist:
ImWinterhalbjahrproduziertdie
Mühle fast ausschließlich mit
Wasserkraft. DasWasserrad aus
Stahl hat mit 7 Metern Durch-
messer und1,6MeternSchaufel-
breite eine Kraft von 50 PS und
Verarbeitung und Verkauf verschiedener Mehlsorten Naturkost-
Mühlenladen Tel.: 02633/1513
Steckbrief: Mosenmühle, Brohl-Lützig
bewusst und suchen Abwechs-
lung von industriell vorgefertig-
ten Backmischungen“, sind die
Mosens überzeugt.
Geschichte derMosenmühle
1365 wurde die Mühle erstmals
urkundlich genannt. Damals er-
hielt der Andernacher Schöffe,
Arnold von Schweppenburg, ein
KurkölnischesLehenmitsamtder
Mühle. Es handelte sich um eine
Öl- und Getreidemühle. Aus al-
ten Aufzeichnungen ist ersicht-
lich, dass eine solche Kombina-
tion früher geläufig war, da tie-
rische Fette kostbar waren und
man auf die Erzeugung pflanzli-
cher Fette aus Lein- oder Raps-
saat angewiesen war. Die Öl-
mühle wurde zu Beginn des 19.
Jahrhunderts in eineTrassmühle
(Steinmühle) umgebaut, in der
man den weichen, hellen Tuff-
stein des Brohltals zu Trass, ei-
nem hydraulischen Gestein, das
als Mörtelzusatz diente, mahlte.
DieGetreidemühle besteht noch
heute.
Knusprige Qualität aus Familienbetrieb
Bäckerei Zorn feiert 150-jähriges Jubiläum
Fragt man Gerhard und Niko
Zorn, die heutigen Inhaber der
Bäckerei Zorn in Katzeneln-
bogen, nach dem Rezept für
150-jähriges erfolgreiches
Agieren des Unternehmens auf
dem Markt, kommt die Ant-
wort spontan: „Ein intaktes
Familienleben, bei dem alle
Familienmitglieder an einem
Strang ziehen. Das Vorleben
von Generation zu Generation,
dass sich selbstständiges
Handwerk lohnt.“
Gerhard Zorn weiß, dass „in den
vergangenen Jahrzehnten teil-
weise vier Generationen unter
einem Dach gelebt und gearbei-
tet haben. Persönliche Bedürf-
nisse mussten da öfter mal in
denHintergrund gestellt werden
und dochwarman immer zufrie-
den und hat nach vorn gesehen“,
sagt er. SohnNiko ist der sechste
Bäckermeister inder siebtenGe-
neration im Hause Zorn.
Angefangen hat die Erfolgs-
geschichte der Familie Zorn da-
mit, dass Nagelschmied Georg
Zorn 1855 für seinen damals
noch minderjährigen Sohn, den
Bäckerlehrling Jakob, eine eige-
ne Bäckerei gründete. In der
nächstenGenerationgabes 1889
die erstenUmbau- und Erweite-
rungsmaßnahmen. Dabei wur-
de auch der Backofen erneuert.
Die nunmehr vierte Generation
hatte zwischendenbeidenWelt-
kriegen und beim Wiederauf-
gegründet 1855 13 Mitarbeiter seit 7 Generationen in Familien-
besitz Tel.:06486/6551
Steckbrief: Bäckerei Zorn, Katzenelnbogen
Müllermeister Rainer Mosen setzt die über 100 Jahre alte
handwerkliche Tradition seiner Familie fort.
Gesunder Trend mit Vielfalt: Der Kundenkreis wächst,
viele Bäckereien beziehen hier ihr Mehl.
bau 1945 keine leichte Aufgabe.
„Damals gab es in Katzeneln-
bogen noch sieben Bäckereien
und ein notwendiger Nebener-
werb für meinen Großvater war
die Landwirtschaft“, berichtet
Gerhard Zorn. 1961 übernahm
Karl Zorn die Bäckerei und führ-
te erneut zahlreicheUmbaumaß-
nahmen durch. Er legte auch den
Grundstein für ein Fahrgeschäft.
„Mein Vater belud den Koffer-
raum seines Pkws mit frischem
Brot undBrötchen und belieferte
seine Kunden in den umliegen-
den Orten. Jede Generation vor
uns hat sich immer neue Mög-
lichkeiten ausgedacht, eine soli-
deBasis für denBetrieb zu erhal-
ten und auszubauen“, berichtet
Gerhard Zorn. Inzwischen sind
die Zorns eine von zwei Bäcke-
reien im Ort.
Seit sieben Generationen versorgt die Familie Zorn die
Menschen in Katzenelnbogen und Umgebung mit ihren
Bachwaren.
Vielfältige Produktpalette
Heute kann der Kunde unter 25
Brotspezialitäten und mehr als
20 Brötchensorten wählen. Hin-
zukommenHefeteilchen, Crois-
sants,SchnittkuchenoderSaison-
gebäcke. Spezialitäten der Bä-
ckerei sind die Einricher Krüst-
chen, das Einricher Delikatess-
Vollkornbrot,dieNusseckenund
der Butterstreusel. „250 Brote,
über 2200 Brötchen und bis zu
400 Teilchen gehen täglich über
die Ladentheke“, so Zorn. Die
Bäckerei beliefert zwei Alters-
heime, die Fachklinik im Ort
und einige Gaststätten. „Zuver-
lässigkeit, Kompetenz, Pünkt-
lichkeit und gerechte Preisge-
staltung“, so der Bäckermeister,
werden erwartet. „Und die bie-
ten wir!“
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