Handwerk Special Nr. 79 vom 7. Februar 2001 - page 12

Sie kamen und sie testeten, kri-
tisch und unbestechlich: Test-
käuferund-esserderMarketing-
gesellschaft für Handel und
Handwerk (MHH) in Hildes-
heim.
Sie kauften und kosteten, be-
fragten Kunden, bewerteten
Qualität und Vielfalt des Ange-
bots, vor allem auch die der Pro-
dukte aus eigener Herstellung,
beurteilten Kundenfreundlich-
keit und Service, 70 Kriterien
insgesamt. Nach solch umfas-
senden Untersuchungen fiel ihr
Urteil positiv und der Lohn für
die Fleischerei Gütelhöfer in
Mudersbach an der Sieg golden
aus: Fünf funkelnde Sterne auf
blauemGrund,SymbolderFünf-
Sterne-Fleischergemeinschaft,
Fünf Sterne für
Fleisch- und
Wurstwaren
Mudersbacher Fleischerei
erhielt als erste in Rheinland-Pfalz
begehrte Auszeichnung
die gerade in für
die Verbraucher
verunsichernden
Zeiten zum Inbe-
griff von Qualität
in Sachen Fleisch
und Wurst wer-
den können und
sollen.
Die Gütelhöfers
sinddie ersteFlei-
scherei in Rhein-
land-Pfalz,diemit
den begehrten
Sternen ausge-
zeichnet wurde.
KeinAugenblicks-
erfolg, denn qua-
litätvolles Flei-
scherhandwerk
hat hier seit 125
Jahren Tradition.
1876 gründete August Schmidt
den Betrieb, den jetzt sein Uren-
kel, Fleischermeister Bernhard
Gütelhöfer, zusammen mit sei-
ner Frau Erika leitet. 1989 über-
nahm er ihn von seiner Mutter
Ilse, die ihn mehr als drei Jahr-
zehnte lang nach dem frühen
Tod ihres Mannes geführt und
geprägt hatte, „resolut und
zielbewusst“, wie Sohn Bern-
hard betont, die damit den
Grundstein fürs heutige Florie-
ren legte. Auch um seine eigene
Nachfolge muss sich der 60-
Jährige keine Sorgen machen,
arbeiten doch seine beiden Söh-
ne Patrick und Ingo, der eine
Fleischermeister und der andere
Betriebswirt desHandwerks, in-
tensiv in dem Familienunter-
nehmen mit.
Kulinarische Vielfalt
Ohne das ginge es auch kaum,
denn neben dem Stammhaus in
Mudersbach gilt es Filialen im
benachbarten Kirchen und seit
drei Jahren auch in der City-
Galerie in Siegen mit qualitäts-
vollen Produkten zu versorgen
und mit insgesamt 14 Mitarbei-
tern, allesamt fachlich ausgebil-
det, kundenfreundlich zubetreu-
en. Über dreißig Sorten sind im
Angebot, darunter Serrano- und
Parmaschinken, PataNegra- und
Culatelloschinken, Bresaolaund
San Daniele, allesamt direkt aus
Spanien und Italien importiert.
Weil’s so gut läuft, haben die
Gütelhöfers jetzt auch noch die
in dem Einkaufszentrum gleich
gegenüber gelegene Käsetheke
mit übernommen.
Bei den selbst hergestellten
Wurstspezialitäten bleiben die
Gütelhöfers ganz bewusst bo-
denständig, verarbeiten
nur FleischvonBauernhöfender
Region, verwenden traditionel-
le Rezepte. Wie bei der Fleisch-
wurst. Von der werden gleich
zwei Sorten in der Wurstküche
zubereitet, die eine für das
Stammhaus inMudersbachnach
dem Rezept des Urgroßvaters,
nur mit „Grundgewürz“, d. h.
mit Salz und Pfeffer gewürzt
(„weil die Kunden hier im Dorf
das einfach so gewohnt sind!“),
die andere für die Filialen („weil
sich die Leute dort nicht an das
MudersbacherRezeptgewöhnen
mochten“). Die eigene Fleisch-
und Leberwurst sind nicht um-
sonst dieLeib- undMagenspeise
vonBernhardGütelhöfer selber.
BSE?DenUmsatz
seiner Fleischerei
habe die Krise,
sagt der Fleischer-
meister, glückli-
cherweise nicht
betroffen. „Man
muss sich eben
umstellen,flexibel
sein, auf das ver-
änderte Verhalten
der Käufer einge-
hen.“ Die bevor-
zugten jetzt mehr
Schweinefleisch
undGeflügel, ent-
sprechend habe
man das Angebot
umstrukturiert. In
der kommenden
Woche wird das
erste Rind kom-
men, das in einem
Labor im Siegerland getestet
worden ist. Trotzdem werden
Kundenberatungund -gespräche
auch weiterhin doppelt wichtig
bleiben; dass man sie sowieso
auch bisher schon erst genom-
men hat, garantieren die Fünf
Sterne am Mudersbacher Ge-
schäft. Und wer weiß – viel-
leicht können die beiden ande-
ren Gütelhöfer-Filialen bald
gleichfalls mit Sternen aufwar-
ten. Auf dem besten Weg dazu
sind sie schon.
NichterstseitderBSE-Krisereif-
te bei den Fleischer-Fachge-
schäften an der „Mittleren
Nahe“ die Idee einer Werbe-
gemeinschaft. „Gemeinsamkeit
macht stark“, so der Grundsatz,
dem die Handwerker und ihre
Partner aus der Landwirtschaft
verpflichtet sind. Deshalb grün-
deten sie einen Arbeitskreis, der
Verbraucher aufklärenundver-
lorenes Vertrauen zurücker-
obern soll
.
Der Einladung zum ersten Tref-
fen folgten alle Inhaber der hei-
mischenFleischer-Fachgeschäf-
Fleischer starten
Marketing-Offensive
Fleischerhandwerk von der Nahe stellt
seine Initiative vor
te und waren von
der Initiative begei-
stert. Dirk Schmidt
aus Weiler, Jochen
Kaufmann, Mon-
zingen und Ralf
Bregenzer aus Bad
Sobernheim wur-
den als Sprecher ge-
wählt, als Schrift-
führer Bernd Hey.
Thema Nummer
Eins der Zusam-
menkunft war na-
türlich BSE. Flei-
scher-Präsident Al-
bert Pröller: „Wir
sind Leidtragende,
die Schuld undVer-
antwortung an der
Krise haben ande-
re“. Auch aus die-
sem Grunde ist die
neue Bad Sobern-
heimer Werbege-
meinschaft gefragt:
Viel Aufklärung muss geleistet
undVertrauen zurückgewonnen
werden.EinArbeitskreis derBad
Kreuznacher Fleischerinnung
klärt künftig in Anzeigen der
Tageszeitungen auf, eine Image-
Kampagne wird gestartet: „Wir
stehen ohne Wenn und Aber zu
unseren heimischen Bauern und
Landwirten, weil es dazu keine
Alternative gibt. Fleisch- und
Wursteinkauf ist Vertrauenssa-
che. Das kauft man beim Flei-
schermeister imFleischer- Fach-
geschäft um die Ecke, denn er
weiß, was drin ist und isst selbst
davon“.
Starten eine Imagekampagne pro
Fleischerhandwerk contra BSE: Die
Fleischermeister Dirk Schmidt,
Jochen Kaufmann und Ralf Bregen-
zer vom neuen Arbeitskreis.
Zwei Fünf-Sterne-Köche: Fleischermeister Bern-
hard Gütelhöfer und Sohn aus Mudersbach erhielten
für ihre Waren die begehrte Auszeichnung.
Köstliches vomNahrungsmittelhandwerkgibt’s auchauf derHandwerksmesse
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