Handwerk Special Nr. 79 vom 7. Februar 2001 - page 9

Der Alltag eines Auserwählten...
Frank Linke & das Blech, das zum rollenden Lultobjekt wird
Wenn es voll wird in seinerMül-
heim-KärlicherWerkstatt, kann
der Wert auf den rund 200 Qua-
dratmetern Hallenfläche fix in
die Millionen gehen.
Ware Werte, liebevoll gepflegt,
einmalig, mit irgendeiner äuße-
ren Macke, die mit überschau-
baremfinanziellenAufwandund
handwerklicher Spitzenleistung
beseitigt werden kann: Frank
Linke ist Maler- und Lackierer-
meister, Fachbereich Fahrzeug-
lackierung. Die teuren Bleche,
die erwieder auf farbigenHoch-
glanz bringt, kommen oft aus
weltbekannten Auto-Ma-
nufakturen: Ferrari, Ma-
serati,Mercedes, Jagu-
ar, Porsche... Auto-
mobile Kultobjekte,
die ihre Besitzer hü-
tenwie den berühm-
ten Augapfel. Und
wenn schon irgend-
etwas an der Hülle
nicht ist, wie es sein soll,
dann darf nur ein Auserwählter
ran.
Der 35jährige Frank Linke ist so
einAuserwählter –nicht nurwas
den illustren Kreis seiner Kun-
den und deren rollende „Lieb-
linge“ angeht. Autos und deren
Aussehen ist eine Lebensphilo-
sophie, die sich auch deutlich in
seinem Werdegang widerspie-
gelt.Nach Jahren als „Angestell-
ter“ siegte der Wunsch nach
Selbständigkeit. Sein Meister-
brief ist heute eineinhalb Jahre
alt, das eigene Unternehmen hat
er am 1. Januar 2000 gegründet,
mit zwei
Lak-
kierern und
Ehefrau Beatrix im Büro. Ein
Jahr später sind es sieben Mitar-
beiter, darunter ein Lehrling.
EineErfolgsstory-ganzimTem-
po der schnellen Kundschaft.
Zu tun haben die Fachleute um
Frank Linke reichlich, gerade
jetzt in denWintermonaten. Auf
der einenSeite ist da derAlltags-
mensch mit seinemAlltagsauto,
der auf rutschiger Fahrbahn
schnell zum Kunden der Auto-
reparatur wird. Aber dann ist da
auchderweniger alltäglicheAu-
tofahrer: Er nutzt die kalte Jah-
reszeit, inder ohnehin für Ferrari
& Co. Ausgangssperre für den
Straßenverkehr herrscht, um
Kratzer oder Beulen am
teurenUntersatzzube-
seitigen oder in die
nächste Saison
mitderWagen-
farbe Gelb
stattRotzu
starten.
Dann
wird der
500.000-Markswagen bei
Linkes vorbei gebracht und
komplett neu lackiert.
Doch nicht nur die flotten Ren-
ner der Moderne gehören zur
Stammkundschaft, auch auto-
mobile Rentner erleben ihren
zweiten Frühling.
Der zweite Auto-Frühling
Da kommt der Auto-Torso eines
Mercedes Flügeltürers aus den
Sechzigern, abgeschliffene Ble-
che, Spachtelmasse, stumpfe
Karosserie. Für den Laien ein
klarer Fall: Autofriedhof. Nach
250 Stunden Ar-
beit rollt dann
jedoch ein
„Silber-
pfeil“
aus
derWerkstatt, der denGlanz und
die Aura jener Jahre ausstrahlt,
in denen er gebaut wurde. Ein
solches Auto hat Frank Linke
dem Meisterprüfungsauschuss
der HwK Koblenz als abschlie-
ßende Referenz seines Könnens
„vorgelegt“ – und seinen Mei-
sterbrief erhalten.
Doch auch bei normalen Autos
mit Problemzonen imLack kön-
nen Linkes helfen. In dermoder-
nen Lackieranlage parkt gerade
ein VW Käfer. Auch ein Kult-
auto, und schließlich ist
esdas,wasLinke,sei-
ne Mitarbeiter und
die Kunden ver-
bindet: Die
Liebe zum
Auto.
Ob am Oldi
oder moder-
nen Sportwa-
gen - Frank
Linke und
seine sieben
Mitarbeiter -
zu sehen Hel-
mut Zügel -
bringen alles
wieder auf
Hochglanz.
Im Herbst 1999
legte Frank Linke
die Meisterprü-
fung ab, am 1.
Januar 2000
gründete er seine
Fahrzeuglackie-
rerei in Mühlheim
Kärlich, die heute
sechs Mitarbeiter
und einen Lehr-
ling beschäftigt.
Mercedes 300 SL Roadstar aus den 60er Jahren, wie er bei Kfz-Lackierer-
meister Linke angeliefert wird (links) und nach mehr als 200 Arbeitsstunden.
Richtig starten
Nach bestandener Meister-
prüfung in die Selbststän-
digkeit starten: Ein Wunsch
vieler Handwerker, mit dem
sich der Traum vom eige-
nen Unternehmen verwirk-
licht. Damit dem Start-
schuss kein Fehlstart folgt,
bietet die HwK Koblenz
einen umfangreichen Bera-
tungsservice - von der be-
triebswirtschaftlichen über
die technologische Bera-
tung bis zum Umwelt- oder
Arbeitsschutz. Existenz-
gründer - so auch Frank
Linke in der Reportage auf
dieser Seite - die diesen ko-
stenlosen Service genutzt
haben, sehen einen Schlüs-
sel ihres erfolgreichen
Starts auch in dem HwK-
Beratungsservice.
Informationen zur Beratung
der HwK Koblenz unter
Tel.: 0261/398-241
(Betriebsberatung), -571
(Technologie) sowie -655
(Umwelt und Arbeitssicher-
heit), Fax: -241, email:
Jedem Lehrling diesen Neuwagen!
Adam Opel AG unterstützt Kfz-Ausbildung im HwK-Zentrum
Auf dem Tacho stehen ganze 30
Kilometer, Vorbesitzer gibt es
keine, und doch wird dieser
brandneue, 55.000 Mark teure
Opel Omega „aus demVerkehr“
gezogen und der Aus- und Wei-
terbildung jungerKfz-Techniker
undangehenderHandwerksmei-
ster im HwK-Metall- und Tech-
nologiezentrum zur Verfügung
gestellt. Denn umdas hohe Qua-
litätsniveau ständig zu kon-
trollieren, „picken“ die Rüssels-
heimer Opel-Bauer aus der lau-
fenden Produktion Fahrzeuge
heraus, und testen diese aufHerz
und Niere. An die Kundschaft
werdendiese „Testwagen“ nicht
weitergegeben, auch eine Zulas-
sung für den Straßenverkehr
bleibt ihnen vorenthalten. Ein-
satzstrecke für denOmegaKom-
bi ist künftig die HwK-Aus-
bildungswerkstatt. Hier können
Lehrlinge die neueste Technik
in einem modernen Automobil
kennenlernen und ihre Fähig-
keitenbeiderSuchenach„künst-
lich“ eingebauten Fehlern testen
und diese handwerklich beseiti-
gen, sich angehende Meister auf
ihre Prüfung vorbereiten.
Neuwagenübergabe bei Opel Fröhlich in Koblenz an
die HwK durch Geschäftsführer Wolfgang Fröhlich
(2.v.l:) und Verkaufsleiter Thomas Erner (rechts) an
BBZ-Leiter Dr. Friedhelm Fischer (2.v.r.) und Aus-
bildungsmeister Günter Roggenfelder.
Handwerk macht mobil - zu sehen im Freigelände auf der Handwerksmesse
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