Handwerk Special Nr. 79 vom 7. Februar 2001 - page 4

Spartipps für Unternehmer bei der HwK-Betriebsberatung in Messe-Halle 9
Ab geht die (Messe)Post
Täglich 630.000 Briefe mit dem Messe-Logo
Die MESSE AM RHEIN:
Handwerksmesse Koblenz,
die vom27. April bis 3. Mai in
Koblenz stattfindet, wirft ihre
Schattenvoraus - u.a.mitWer-
bung. So werden ab dem 2.
Januar 2001 täglich 630.000
Briefsendungenmit demMes-
se-Logo auf den Weg zum
Empfänger geschickt. Die
Briefzentren Koblenz, Köln
West und Ost sowie Frankfurt
Handwerk special: Herr
Scherhag, nach Öko-Steu-
er und unüberschaubarer
Rentenreform nun diese
Abschreibungsregelungen.
Driften die Interessen des
Mittelstandes und die der
Regierung weiter ausein-
ander?
Scherhag
: Ganz offensichtlich
- mit den AfA-Tabellen hat die
Bundesregierung ein neues
Niveau erreicht. Ohne Ent-
Neue Abschreiberege-
lungen inakzeptabel
HwK-Präsident Scherhag (MdB): „Über-
arbeitung der AfA-Richtlinien notwendig!“
Mit starker Ablehung und der Forderung nach einer grundlegenden
Überarbeitung haben die politischen Oppositionsparteien, die Wirt-
schaft und Wirtschaftsverbände gleichermaßen auf das Inkrafttreten
der neuen AfA-Tabellen (in ihnen werden zeitliche und prozentuale
Abschreibungsmöglichkeiten für Anlagegüter vonUnternehmen gere-
gelt) reagiert. Die Tabellen, erstellt durch das Bundesfinanzministeri-
um, belasten die Wirtschaft mehr, als dies im Vorfeld durch die rot-
grüne Bundesregierung angekündigt wurde. HwK-Präsident Karl-
Heinz Scherhag (MdB) im Gespräch zum Thema AfA.
Ist die jetzt geforderte Än-
derung noch möglich?
Scherhag:
Die Regierung
muss ihren AfA-Schnellschuss
zurückziehen und das gesamte
Zahlenwerk komplett überar-
beiten – und diesmal die Inter-
essen und Gegebenheiten der
Wirtschaft berücksichtigen.
Das Handwerk fordert
dabei, seine spezifische
Situation zu beachten.
HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag ist in der zweiten Legisla-
turperiode Abgeordneter im Deut-
schen Bundestag.
scheidungsfindun-
gen zusammen mit
der Wirtschaft wur-
de ein Zahlenwerk
erstellt, das nie ab-
gesprochene Berech-
nungen beinhaltet.
Die Folgen sind
katastrophale Bela-
stungen: Sollten die
Steuererhöhungen
ursprünglich 3,5
Milliarden Mark
betragen und die
Abschreibungszeiten
um nicht mehr als 10
Prozent verlängert
werden, ist jetzt von
mehr als 7 Milliar-
den Mark Belastung
und durchschnittlich
28 Prozent Verlän-
gerung auszugehen.
Worin sehen Sie
die gravierend-
sten Fehler in
den AfA-Berechnungen?
Scherhag:
Nach der Absen-
kung der degressiven Ab-
schreibung werden mit der
Verlängerung der Abschrei-
bungszeiten die Investitions-
bedingungen massiv ver-
schlechtert. Die Bereitschaft
für Investitionen in den Unter-
nehmen wird zwangsläufig
nachlassen, die Konjunktur
von Seiten der Regierung
gebremst.
Scherhag:
Gerade die allge-
meinen AfA-Tabellen belasten
das Handwerk massiv und
überproportional. Sollte eine
Entlastung über die noch aus-
stehende Regelung bei den
Branchentabellen erreicht
werden, führt das meiner Mei-
nung nach zu einer erneuten
einseitigen Benachteiligung
des Mittelstandes. Politik und
Wirtschaft müssen gemeinsam
Regelungen erarbeiten, die
diese Nachteile für das Hand-
werk abwenden.
Und so wirken sich die AfA-Richtlinien u.a. aus:
stempeln die durch sie vermit-
telten Sendungen neben dem
„offiziellen“Poststempel auch
mit einem
zusätzlichen
„Messe-
Stempel“
ab. Die
spezielle
Versende-
aktion läuft
noch bis
zum 30.
Aril und
wird bis dann
auf mehr als 70Mio. Sendungen
Werbung für die Koblenzer
Handwerksmesse machen.
Informationen zur Hand-
werksmesse Koblenz unter
Tel.: 0261/398-131, Fax: -
„Es ist nicht nur Freude aber
glücklich bin ich schon“, sagt
Elektroinstallateurmeister
Kaus Bott über seine Arbeit
und seinLebenauf demLand.
Er ist im Hunsrück zuhause,
im 400-Seelendorf Bell bei
Kastellaun. Seit 1979 wohnt
der heute 51-Jährige dort, seit
1983 ist er selbständig. Der
aus Winzenheim bei Bad
Kreuznach stammende Klaus
Bott fühlt sich wohl im Huns-
rück. Es gibt fast niemand, der
ihn in der Gegend nicht kennt.
Erreichbar ist er immer und
für jedes Problem, denn ohne
Stromläuft nichts. Als „Hand-
werker auf dem Land, ist man
nun mal ein Landarzt für Ma-
schinen, zuständig für jedenTyp
und alle anfallenden Elektroin-
stallationsarbeiten. Da kannman
sich nicht die Rosinen herauspi-
cken“, sagt er.
Er erinnert sich an seinen Be-
ginn als selbständiger Hand-
werksmeister. „Ich schaute in
der Gegend, wo die Leute Häu-
ser bauen. Dort habe ich mich
dannvorgestellt und sodenKon-
takt geknüpft. Die meisten sind
mir bis heute als Kunden treu.“
Dass jeder jeden kennt, hat für
den Landhandwerker auch den
im Vereinsleben zu integrie-
ren. So steigt er zur Fastnacht
schon mal in die Bütt. Jahre-
lang engagierte er sich als
Jugendwart im Dorf. Heute
sitzt er im Aufsichtsrat der
Raiffeisenbank in Kastellaun.
„Ich mache mich stark, dass
die Bank in unserem Dorf und
damit ein Stück gesellschaftli-
ches Leben auf dem Land er-
halten bleibt.“
Zur Zeit bildet Bott seinen
Sohn Matthias und einen wei-
teren Lehrling aus. „Der Bub
kann nirgendwo soviel lernen
wie bei mir“, sagt er. „Dann
muss er sich aber während sei-
nerGesellenzeit anderenWind
umdieNasewehen lassen.Das
prägt ihn fachlich, vor allem
aber menschlich.“
Bott weiß, wovon er spricht.
Neun Jahre war er als 22-jähri-
gerMeister aufMontage in der
ganzen Welt unterwegs. Er
nennt den Orient, die Balkan-
staaten und Schweden. Nie
vergessen wird er seine Arbeit
in Sibirien, in der Nähe von
Irkutsk. Die Warmherzigkeit
der Menschen, ihre Freund-
lichkeit machten selbst minus
50 Grad wett.
Ein Landarzt für Maschinen
Elektroinstallateurmeister Klaus Bott über Leben und
Arbeiten auf dem Land
Klaus Bott und Ehefrau Petra
Vorteil, dass er keine
ProblememitderZah-
lungsmoral der Kun-
denhat.„Andererseits
kann ich mir Unzu-
verlässigkeit und feh-
lerhafte Arbeit abso-
lut nicht leisten.“ Für
ihn als „Einmann-Be-
trieb“ ist die Arbeit
Existenzgrundlage
und Lebenselexier.
„Ohne Arbeit kann
ich nicht sein.“ Auf
dem Land zu leben,
heißt für den Hand-
werkeraberauch,sich
Ein Beispiel aus der Praxis
in einem Unternehmen
macht die weitreichenden
Folgen der neuen AfA-
Regelungen bei der Investi-
tionen deutlich: So wurde die
Abschreibungsperiode für
Firmenfahrzeuge von fünf auf
sechs Jahre erhöht. Das
bedeutet für die Steuer-
bemessunggrundlage, dass
sie, bezogen auf den
Anschaffungspreis des
Fahrzeuges, um 20 Prozent
erhöht wird.
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,...26
Powered by FlippingBook