Handwerk Special Nr. 79 vom 7. Februar 2001 - page 21

Fachmarkt CiB - Computer im Betrieb auf der MESSE AM RHEIN, Halle 8
„Wenn etwas in der Luft liegt,
bin ich immer und überall erreichbar“
Alfred Waurig: Dachdeckermeister, Software-Entwickler, Feuerwehrmann
Als Dienstleistung versteht
Dachdeckermeister Alfred
Waurig sein Handwerk; des-
halb ist sein oberstes Gebot:
„Der Kunde darf nicht mer-
ken, dass der Handwerker da
war - außer natürlich an der
perfekt ausgeführten Arbeit.“
Sauber, exakt und zügig arbei-
ten seine Leute. Dazu setzt er
auf gelernte Mitarbeiter statt
auf Helfer. Ein Meister, drei
Gesellen und zwei Lehrlinge
unterstützen ihn und seine
Frau Petra, die als Kauffrau
das Büro managt.
Nach seinerMeisterprüfungund
der Prüfung zum„Fachleiter für
Dach-, Wand- und Abdich-
tungstechnik“, die er im Bun-
desbildungszentrum des Deut-
schenDachdeckerhandwerks in
Mayen ablegte, arbeiteteAlfred
Waurig noch ein knappes Jahr
bei seinem früheren Arbeitge-
ber. Am1. April 1988machte er
sich in St. Sebastian selbst-
ständig, zog zwei Jahre später
nach Kettig und 1998 an den
jetzigen Standort neben der B 9
um.
Hier errichtete er - weitgehend
in Eigenleistung - eine Halle,
die Werkstatt, Büro und Aus-
stellungsbereich umfasst: „Mei-
neKunden können sich oft nicht
vorstellen, wie die verschiede-
nenEindeckungsarten aussehen
und je nach Blickwinkel wir-
ken.“ Musterwände verdeutli-
chen, was ein Dachdecker alles
umsetzen kann. Und dazu ge-
hört zunehmend der Einbau von
Aus dem Gespräch mit einem
Kunden, für den er eine Mauer-
abdeckung fertigte, entwickelte
er die Idee integrierter Blumen-
kästen, auch lieferbar mit Was-
serreservoir und Einfüllstutzen,
wie sie in Gartencentern ange-
boten werden. Seine Modelle
fertigt Waurig aber nicht aus
Kunststoff: Er schweißt sie aus
witterungsbeständigem Alumi-
niumblech zusammen. Beispie-
le für sein Leistungsspektrum
präsentiert er im Internet unter
.
Auf Draht
Innovativ zeigt sich der 40-Jäh-
rige auch im EDV-Bereich; mit
seiner Selbstständigkeit nutzte
er schon bald spezielle Dach-
decker-Software, die ihm nicht
so recht weiterhalf: „Ständig
kam ich an einen Punkt, an dem
ich dem Programm helfen
musste statt umgekehrt; an der
Hotline des Herstellers war ich
Stammkunde.“ Was sich Pro-
grammversionen später änder-
te: Ein Softwarehersteller frag-
te 1998 beimMann aus der Pra-
xis an, ob er nicht aufgrund sei-
ner ErfahrungenLeistungstexte,
also die Beschreibung von
Einzelarbeiten mit Aufführung
der zu verwendenden Materia-
lien, verfassen wolle. Inzwi-
schen steht der Name des Ket-
tigerHandwerksmeisters bereits
in zweiter Auflage ganz vorne
im Dachdecker-Handbuch aus
dem renommierten Weka-Bau-
fachverlag.
ImBerufsalltag geht es weniger
„digital“ zu, da ist „analoger“
Service gefragt. Deshalb ist
Waurig auch außerhalb der Ge-
schäftszeiten auf „Empfang“,
schaltet sein Bürotelefon auf
Handwerksmeister sind engagiert auf vielen Ebenen
Sie stehen in den Handwerks-
betrieben mit viel Können und
Fachwissen ihre Frau oder ih-
ren Mann, investieren dabei
Zeit und Energie. Daneben set-
zen sich zahlreiche selbst-
ständige Handwerker über die
ehrenamtlichen Aktivitäten in
den Handwerksorganisationen
hinausmit großemEngagement
für ihre Orts- oder Verbands-
gemeinde, für Vereine oder
Hilfsorganisationen ein.
Während auf Ebene der Orts-
und Verbandsgemeinden auf-
grund des hohen Zeitaufwands
die Zahlen sinken, nehmen in
den Kreisen und der kreisfrei-
en Stadt Koblenz die politi-
schen Aktivitäten der Hand-
werker zu. Bemerkenswert ist
das Engagement der Handwer-
ker, wenn es sich um lokale
Vereine und Vereinigungen
dreht. Ob Sport-, Kultur- oder
Brauchtumsverein, kirchliche
oder karitativeOrganisationen,
Selbsthilfeeinrichtungen wie
die Freiwillige Feuerwehr -
ohne die Aktiven des Hand-
werks geht nichts.
Meist bleibt es nicht bei einer
ehrenamtlichenTätigkeit; rund
85 Prozent der Handwerker,
die sich politisch engagieren,
wirken gleichzeitig in Verei-
nenmit, gestalten sogleichdop-
pelt und dreifach ihr gesell-
schaftliches Umfeld mit.
Informationen
bei der
HwK-Betriebsberatung,
Tel.: 0261/398-241,
Fax: -994, Email:
Internet:
Dachdeckermeister
Alfred Waurig,
rechts auf der
Drehleiter, während
eines Feuerwehr-
einsatzes in Kettig.
Handy statt auf Anrufbeantwor-
ter, sobald „etwas in der Luft
liegt“, beispielsweise der Wet-
terdienst eine Sturmwarnung
herausbringt. Schnell und zu-
verlässig heißt dann die Devise.
Die praktiziert der Handwerker
auch imEhrenamt als Gruppen-
führer der Freiwilligen Feuer-
wehr Kettig: „Im Notfall haben
wir alle wichtigen Handwerks-
berufe in unseren Reihen. Und
sie finden beim Einsatz auch
Berücksichtigung.“ Jemandwie
Alfred Waurig weiß bei einem
Dachstuhlbrand am besten, wie
man sich von oben dem Brand-
herd nähert, während sich In-
stallateur oder Elektriker um
ihre Bereiche kümmern.
Solar-Elementen, „die es heute
inModulen gibt, die wir wie ein
Dachfenster einpassen“.
Marktnischen
Angebote aus einer Hand
wünscht sich der Kunde. Was
Waurig und sein Team nicht
selber ausführen können, bie-
ten sie in Zusammenarbeit mit
Partnern aus den anderen Ge-
werken an. Da Aufträge im
Neubaubereich kaum noch Er-
trag abwerfen, haben die Ket-
tiger ihre Schwerpunkte auf
Sanierung undReparatur (Steil-
und Flachdächer, Balkone) ge-
setzt. Für jeden Auftrag legt er
eine „Akte“ an, dokumentiert
das Vorher-Nachher mit der
Digitalkamera, um gegenüber
den Kunden eine Argumentati-
onshilfe bei der Beschreibung
notwendiger Arbeiten zu haben.
ModernsteTechnikkommt auch
in seiner Werkstatt zum Ein-
satz, von Abkantbänken über
Blechscheren und -stanzen bis
zu Schweißgeräten zur Alumi-
niumverarbeitung. Der Dach-
deckermeister strebt eine zuneh-
mende Auslastung seiner Halle
als Produktionsstätte an. Die
Schlechtwetterzeit nutzt er etwa
zur Herstellung von CU-Flick-
haken und Formteilen in Klein-
serie.
Dachdeckerschule
Nur durch ständige praxis-
nahe Weiterbildung sichert
man sich den Vorsprung
im Wettbewerb. Das Bun-
desbildungszentrum des
Deutschen Dachdecker-
handwerks in Mayen bietet
dazu individuelle Seminare
vor Ort an. Eine Vielzahl
von fachtechnischen und
betriebswirtschaftlichen
Themen steht zur Wahl:
Kostenrechnung und Kal-
kulation, Aktuelle Ent-
wicklung in der Fach-
technik, Führungstechnik
für Vorgesetzte, Marketing
für Dachdeckerbetriebe...
Der nächste Meisterkurs
für Dachdecker beginnt am
13. August in Vollzeit.
Infos
unter
Teil des Ausstellungsbereichs und Ausweis meisterli-
cher Handwerkskunst: Ein Dachdecker bei der Arbeit.
Alfred Waurig und Sohn
Markus zeigen eine Alu-
Mauerabdeckung mit
Blumenkasten.
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