Handwerk Special Nr. 77 vom 18. Oktober 2000 - page 12

1923/24: Schwierige Zeiten für die Ausbildung.
Inflation und Wirtschafts-
krise bringen nicht allein
das Innungs- und Genos-
senschaftswesen nahezu
zum Erliegen, sondern
auch das Bildungswesen.
Von 46 Fortbildungsschu-
len im Kammerbezirk er-
teilen nur noch 18 vollen
und sechs eingeschränk-
ten Unterricht. Der Rest
hat den Betrieb wegen
Finanznot und Lehrer-
mangel eingestellt.
Selbständigkeit heißt auch Freiheit
Wilfried Nolte, 40 Jahre, Werkzeugmachermeister, Existenzgründer
Fragt man den 40-jährigen
Werkzeugmachermeister Wil-
fried Nolte aus Mendig nach
der Motivation für seine Exis-
tenzgründung, zögert er nicht
mit der Antwort: „Auch wenn
es sehr emotional klingt, ich
habe meinen Traum verwirk-
licht. Selbständigkeit bedeutet
für mich auch Freiheit, Frei-
heit in all meinen Entschei-
dungen, was natürlich das Ri-
siko einschließt.“
Er berichtet kurz über seinen
bisherigen Lebensweg. Jetzt
wird dieser Freiheitsdrang um
so verständlicher. Wilfried
Nolte hat Schul- und Lehrzeit in
Nordhausen, einer Kleinstadt in
der ehemaligen DDR, absol-
viert. Dort verbrachte er auch
die Gesellenzeit als Werkzeug-
macher. 1988 siedelte er mit
seiner Frau und drei Kindern im
Alter von sechs, fünf und einem
Jahr nachWestdeutschland. „Es
folgten harte Jahre. Ich musste
einfach nur Fuß fassen, als
Alleinverdiener für meine Fa-
milie. Da habe ich ein Jahr lang
völlig artfremde Tätigkeiten
gemacht“, erinnert er sich an
den Anfang im Westen.
Ein Blick zurück
1990 fand Nolte in einem
Mayener Industrieunternehmen
Arbeit in seinemBeruf. Parallel
dazu büffelte er abends für die
Meisterprüfung, die er 1994 vor
der HwK Koblenz erfolgreich
ablegte. „Schon damals hatte
Tips zur
Existenzgründung
Die HwK-Betriebsberatung
hat für Existenzgründer ein
umfangreiches „Existenzgrün-
derpaket“ zusammengestellt.
Es besteht aus einem Leitfa-
den zur Betriebsgründung,
Checklisten als Arbeitsmate-
rial und einer CD-ROM der
rheinland-pfälzischen Hand-
werkskammern „Selbständig
im Handwerk“.
Darüber hinaus berät die
HwK-Betriebsberatung in al-
len anstehenden Fragen bei
Existenzgründung und Be-
triebsübergabe.
Informationen
,
Tel.: 0261/398-241,
Fax: -994, Email:
CAD-Weiterbildung
Die HwK bietet sowohl für
CAD-Einsteiger als auch für
AutoCAD-Anwender Weiter-
bildungskurse an.
Der AutoCAD-Grundkurs be-
ginnt in Koblenz am 7. No-
vember, dienstags und don-
nerstags, 17.30 bis 20.45 Uhr,
der Einsteigerkurs ab 27. No-
vember, Montag bis Freitag, 8
bis 15.30 Uhr.
Die Weiterbildung zur CAD-
Fachkraft startet am 6. No-
vember, montags und mitt-
wochs, 17.30 bis 20.45 Uhr.
CNC-Weiterbildung
Fachkräfte, die CNC-Werk-
zeugmaschinen bedienen, Pro-
gramme erstellen oder Ent-
scheidungen bei Neuinvesti-
tionen treffen möchten, kön-
nen sich bei der HwK Ko-
blenz zur CNC-Fachkraft wei-
terbilden lassen.
Start ist am 11. November,
samstags, 8 bis 14 Uhr.
Informationen
zum techni-
schen Weiterbildungsangebot,
Tel.: 0261/398-113,
Fax:-990, Email:
Internet:
ich den Wunsch, einmal mein
eigener Chef zu sein“, erzählt
er.
„Blauäugig“ ist er die Existenz-
gründung allerdings nicht an-
gegangen. Erst fünf Jahre spä-
ter wagte er den Schritt. „Sich
imWerkzeugbau selbständig zu
machen ist sehr kapitalintensiv.
Unsere Devise heißt: Präzision.
Die technischen Zeichnungen
müssen 150-prozentig umge-
setzt werden. Das erfordert den
Einsatz modernster CAD- und
CNC-Technik. Die Anschaf-
fung der Hightech-Maschinen
rentiert aber nur bei guter Auf-
tragslage“, erklärt er. So betrieb
der Werkzeugmachermeister
Marktforschung. Er informier-
te sich über Standort, Angebote
undDienstleistungenmöglicher
Konkurrenten, führte Gesprä-
che mit den HwK-Betriebs-
beratern.
Eine Marktlücke entdeckte er
beim Erstellen von Werkzeu-
gen für die Entgrattechnik, die
sich von konventionellen un-
terscheiden. Er fandheraus, dass
es nicht vieleUnternehmen gibt,
die solche Werkzeuge bauen.
„Die Zukunft geht in Richtung
Automatisierungstechnik, des-
halb verändern sich auch die
Werkzeuge“, erklärt er. Da fand
er seinen Ansatz.
Von der Planung bis zur Umsetzung seiner Produkte legt Werkzeugmachermeister Wilfried Nolte großen Wert auf
das Gespräch mit den Mitarbeitern. Bei Programmierung und Einrichtung der CNC-Fräse legt er selbst Hand an.
Betriebsneugründung
Im September 1999 richtete er
eine Werkhalle in Kottenheim
bei Mayen ein. Von der HwK
Koblenz erwarb er kostengün-
stig eineVorführ-CNC-Fräsma-
schine, mit der die 3-D-Bear-
beitung der Werkstücke mög-
lich ist. Heute fertigt er mit in-
zwischen vier Mitarbeitern so-
wohl konventionelle Werkzeu-
ge zum Schneiden, Umformen,
Messen und Prüfen, als auch
Entgratwerkzeuge und Entgra-
tungsvorrichtungen.
Von der Konstruktion bis zum
letzten Feinschliff bietet er den
Kunden einen Komplettservice
an. Dabei ist es ihmwichtig, die
Wartezeiten bis zur Fertigstel-
lung eines Werkzeugs, zur Zeit
sind es noch zwischen zehn und
sechzehn Kalenderwochen, im-
mer weiter zu verkürzen. „Wer
klein und neu auf dem Markt
ist, muß immer noch ein wenig
besser und schneller sei, umsich
einen Namen zu machen“, sagt
er.
Qualitätsarbeit sicherte Folge-
aufträge und Weiterempfeh-
lungen durch zufriedene Kun-
den. In Zukunft wird Wilfried
Nolte Werkzeugbau auch im
Internet mit eigener Homepage
präsent sein.
Metallbauergeselle Thorsten Mertes aus
Gamlen bei Kaisersesch gewann in seinem
Handwerk den Praktischen Leistungswett-
bewerb im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die
Jurorenbewertetenbei der gefordertenRohr-
schweißkonstruktion mit Einbauschloß ne-
ben Paßgenauigkeit und Identität mit der
Zeichnung auch die Einhaltung der Zeitvor-
gabe. Thorsten hat sein Handwerk in der
Schlosserei Dieter Knopp in seinem Wohnort gelernt. Der 20-
jährige bereitet sich zur Zeit auf das Fachabitur vor und möchte
anschließend Maschinenbau studieren.
Infos
zum Praktischen Leistungswettbewerb, Tel.: 0261/398-641
Passgenau metallgerichtet
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