Handwerk Special Nr. 77 vom 18. Oktober 2000 - page 16

1927: Nachgeholte Jubiläumsfeier.
Mit zweijähriger Verspä-
tung feiert die HwK Ko-
blenz 1927 ihren 25. Ge-
burtstag. Die Bilanz des
Schaffens fällt, trotz aller
Schwierigkeiten, positiv
aus: 90 % des Handwerks
sind inzwischen organi-
siert, d. h. einer der rund
270 Innungen und 65
Handwerkervereinigungen
angeschlossen, etwa 80 %
aller Lehrlinge besuchen
Fortbildungsschulen.
Fehlt an Geländer oder Ein-
gangstor die Farbe, kann man
selbst zum Pinsel greifen oder
die Teile fachmännisch von ei-
nem Maler „klassisch“ lackie-
ren lassen. Oder neueWege ge-
hen und die moderne Pulver-
beschichtung zurOberflächen-
veredlung wählen. Seit Juli ’99
ist im Niederzissener Karosse-
rie- und Lackierbetrieb Brett-
schneider mit einer Pulverbe-
schichtungsanlage
eine neue Tech-
nologie im Ein-
satz.
„DieFarbewirdals
Pulver aus einer
Sprühpistole von
Hand auf das mit
Sandstrahl und ei-
ner unsichtbaren
Eisenphosphortie-
rung vorbereitete
Metallteil, aufge-
tragen. Durch die
elektrostatische
Aufladung verbin-
det sich der Pul-
verlack dauerhaft
mit der Oberflä-
che. Dann kommt
das Teil an einer Hängebahn in
den Ofen und wird bei 220 Grad
gebrannt. Je dicker das Metall
desto länger die Brennzeit“, be-
schreibt Maler- und Lackierer-
meister Dirk Brettschneider das
Prinzip der Pulverbeschichtung.
EinklassischesAnwendungsge-
Niederzissener Malermeister Dirk
Brettschneider setzt auf Pulverbeschichtung
Eine Technik, die
ins Auge fällt
Zengin Özhan aus Bendorf
möchte Maler- und Lackierer
werden. Für den 18-jährigen
Türken, der in Deutschland ge-
boren und aufgewachsen ist,
ein Traumberuf. Er wird bei
Malermeister Armin Deth-
leff in Arenberg ausgebil-
det. Zur Zeit besucht er die
überbetriebliche Lehr-
lingsunterweisung bei der
HwK Ko-
blenz in
d e r
Traum von der beruf-
lichen Selbständigkeit
kürzlich neu in Betrieb ge-
nommenenWerkstatt fürMa-
ler- und Lackierer im Bau-
zentrum. Zengin möchte erst
einmal seineLehre erfolgreich
beenden und in der
Gesellenzeit Erfah-
rungen sammeln.
Vielleicht verwirk-
licht er auch sei-
nen Traum vom ei-
genen Unterneh-
men. Der Weg da-
zu steht ihm of-
fen.
biet für das Verfahren sind Ge-
länder, Treppen, Türen, Chas-
sis, Felgen, Klein- und Groß-
eisenteile. Das Farbspektrum
umfaßt etwa 70 Farben. Auch
Effekt-Lackierungen oder Spe-
zialbeschichtungen fürTeile, die
mit Trinkwasser oderNahrungs-
mitteln inKontakt kommen, sind
möglich. „Voll im Trend liegen
verzinkte Stahlteile mit farbiger
Beschichtung. Bei der richtigen
Vorbehandlung geben wir Ga-
rantien von 10 bis 15 Jahren“,
betontder„MeisterderPulverbe-
schichtung“.
Verfahrens-Vorteile
„Die Pulverbeschichtung ver-
meidet unschöne Pinselanstri-
che.DieOberflächedesbeschich-
teten Teils ist wie aus einem
Guß“,erklärtBrettschneider.Als
weitere Vorteile der Pulverlak-
kierung führt der Meister die in
hohem Maße Stoß- und Schlag-
festigkeit der Pulverlacke, die
hervorragende Kantenabdek-
kung sowie die Korrosionsbe-
ständigkeit an.Da sie lösemittel-
frei sind, können sie sofort wei-
terverarbeitet werden. „Manch
ein Auftrag, der abends eingeht,
ist am nächsten Morgen schon
fertig und kann unmittelbar wei-
ter verarbeitet werden“. Bis zur
Inbetriebnahme der Anlage war
das Unternehmen in Niederzis-
sen auf das klassische Nassla-
ckierverfahrenbeschränkt.„Nass-
lack braucht Wochen nach der
Einbrennlackierung, um voll-
ständig durch zu trocknen. In
dieser Zeit müssen sie beson-
ders vorsichtig behandelt wer-
den. Für Industrieteile, die zum
Transport verpackt und gesta-
pelt werden müssen, war diese
Möglichkeit einfach nicht mehr
ideal“, begründet Dirk Brett-
schneider die Investition von
immerhin 1,2 Millionen Mark.
„Exoten“ manuell befördert
An der Hängebahn in Brett-
schneidersWerkstatt lassen sich
Teile bis zu einer Größe von
achtMeternLänge, zweiMetern
Breite und 2,70 Metern Höhe
beschichten, die bis 1000 Kilo-
gramm schwer sind. „Exoten“
bis zu 2000 Kilogramm lassen
sich manuell bewegen“, so der
Handwerksmeister und berich-
tet, dass es „in dieser Größen-
ordnung in Deutschland nur we-
nigeMitbewerbergibt.“DasAuf-
tragsgebiet des Betriebs reicht
bei der Pulverbeschichtung über
Deutschland bis nach Luxem-
burgundHollandhinein.„Mund-
propaganda bringt uns Kunden
von weit her“ freut sich der Ex-
perte.
Wie alles begann
Angefangen hat die Firmenge-
schichteimSeptember1989.Das
damalige Arbeitsprogrammum-
fasste die Lackierung von PKWs,
LKWs und Industrieteilen, Be-
schriftungen sowieAusbeul-und
Montagearbeiten. Mit seinem
Bruder Marc, ebenfalls Maler-
und Lackierermeister, firmierte
er 1993 in den Brettschneider
Fachbetrieb fürKarrosserie- und
LackierungsarbeitenGmbHum.
Im gleichen Jahr wurde die neue
Karosserieabteilungmitmodern-
ster Richtbank fertiggestellt.
„Die Schadensabwicklung mit
den großen Versicherern funk-
tioniert bereits per e-mail, bei
der auch durch uns erstellte Di-
gitalbilder gleich mit versandt
werden“,beschreibtBrettschnei-
der sein Arbeitsfeld.
MitderPulverbeschichtungwur-
den die Dienstleistungen um ei-
nenwesentlichenBereich erwei-
tert. Inzwischen beschäftigt das
Unternehmen acht technische
Mitarbeiter. FünfLehrlingewer-
den derzeit in Büro und Werk-
statt ausgebildet.
Franz Both mit Sohn Leo
(rechts u. links) erläutern
Bürgermeister Guido Job
die nächsten Bauabschnitte.
Farbe
bekennen
Hildegard Nitsch
top bei Farbhar-
monie und Layout
DieMaler-undLackiererinHil-
degardNitsch ist die besteMa-
lergesellinimBezirkderHand-
werkskammer Koblenz. Die
20jährige Koblenzerin siegte
in ihremHandwerkbeimPrak-
tischen Leistungswettbewerb.
Ihr Hinweisschild auf eine
Bäckerei überzeugte die Juro-
ren inSchriftwahl, Layout und
Farbharmonie. Farbe bekann-
tedieJunggesellinauchinpunc-
to Ideen und gekonnter Aus-
führungbeiderGestaltunggeo-
metrischer Formen auf wei-
ßem Hintergrund. Hildegard
hat ihr Handwerk bei Maler-
meister Johannes Rauland in
Koblenzgelernt. Spätermöch-
te sie den Meisterbrief erwer-
ben und sich zum Restaurator
im Handwerk weiterbilden.
Infos zum Praktischen Lei-
stungswettbewerb gibt die
HwK Koblenz: Tel.: 0261/
398-641, Fax: -991, e-mail:
gesellenpruefung@ hwk-
koblenz.de, Internet:
DerMeistervorbereitungskurseMaler, Teilzeit, beginnt am17.08.2001
bei der HwK Koblenz. Dauer: 18 Monate. Der nächste HwK-Meister-
vorbereitungskurs für Fahrzeuglackierer ist für Januar 2002 geplant. In
Rheinbrohl findet ein Meistervorbereitungskurs ab dem 30.11.2001
statt. Informationen und Anmeldung bei der HwK-Meisterakademie,
Telefeon 0261/ 398-402, Fax: -990, email:
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24
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