Handwerk Special Nr. 68 vom 5. Mai 1999 - page 25

Mazedonien kommt
Bulgarien&Litauen
Bosnien, Herzegowina und Laos
ommen nach Koblenz
Seit zwei jahren engagiert sich die Hand-
werkskammer Koblenz im Rahmen eines
Partnerschaftsprojektes zwischenDeutsch-
land und Bosnien sowie Herzegowina
beimAufbau einer leistungsstarken, mit-
telständischenWirtschaft imBalkanstaat.
Ziel der Zusammenarbeit, die vom Bun-
desministerium für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit finanziert wird, ist die Hilfe
bei Wirtschaftsfragen, aber auch der Wa-
renaustausch zwischen deutschen Hand-
werksunternehmen und dem Mittelstand
aus Bosnien und Herzegowina.
Ob ein Maßanzug für den Herrn oder ele-
gantes Kostüm für die Dame - alles kein
Problem für Salcin Muslija, Schneider
aus Sarajewo. Der Gründer und Inhaber
von „Saltex Moda“ übt seinen Beruf seit
30 Jahren aus. Er setzt auf Kunden-
zufriedenheit durch Qualität. Hochwer-
tige Materialien, gutes Design und pro-
fessionelleVerarbeitung sind für ihn ober-
stes Gebot. Auf der MESSEAM RHEIN
zeigt der 53jährige, der inzwischen zwölf
Mitarbeiter beschäftigt Kostproben seines
Könnens. Darüber hinaus werden am
Stand der Handwerkerverbände von Sa-
rajevo, Tuzla und Kresevo traditionelle
Kupfer-, Messing- und Holzarbeiten an-
geboten und ihre Herstellung vorgeführt.
Nichts wird mehr mit asiatischer Traditi-
on verbunden als Bambus. Für Phouvieng
Saisnith ist BambusArbeits- und Lebens-
grundlage. Sie zählt zu den Fachleuten
in Laos, die mit dem wertvollen Rohstoff
Bambus und seiner Verarbeitung bestens
vertraut sind. Seit Jahren widmet sie ihre
Arbeit der Produktion von Bambus-Mö-
beln undWohnaccessoires aus demwert-
vollen Rohstoff. Ihre Fachkenntnisse hat
sie beim Bambus-Design-Studium in Ja-
pan, der Hochburg der Bambuskultur, er-
worben. Sie kennt dieMaterialeigenschaf-
ten, die das Gras auszeichnen, genau.
Bambus vereint Festigkeit und Biegsam-
keit, hat eine saubere und glatte Oberflä-
che, ist leicht und hat trotz des feucht-
heißen Klimas in Asien eine lange Halt-
barkeit. Jedes Rohr wählt sie persönlich
aus und entscheidet, für welches Produkt
es geeignet ist. „Bambus ist kein Holz“,
das sei bei der Bearbeitung besonders
wichtig, sagt die Laoten. Ihre Firma Phai
Exclusive Trading Co. wurde 1991 ge-
gründet. Phounvieng Saisnith beschäftigt
neben einem Designer, einem Architek-
ten und einem Ingenieur 30 Arbeiter. In
Zukunft möchte sich die Unternehmerin
auch der Herstellung von Bambuspapier
widmen.
In ihrer Heimat Polenwar sie Naturwissen-
schaftlerin, Geologin. Beim „Stein“ ist sie
auch nach ihremWechsel nach Deutsch-
land, nach Bonn geblieben, genauer: beim
Bernstein. Der faszinierte Dr. Gizela Ow-
sikowski seit langem, und als sie in ih-
rem ursprünglichen Beruf keinenArbeits-
platz mehr fand, machte sie aus ihrer Lei-
denschaft eine Beschäftigung, stellt nun
Schmuck aus dem pflanzlichen Gold her.
„Mich hat gestört, daß Bernsteinschmuck
bisher eher altmodisch war, deshalb habe
ich angefangen, das Material ganz anders,
modern zu verarbeiten.“ Da es sehr gro-
ße Stücke gibt und sich der vergleichs-
weise weiche und leichte Bernstein gut
schneiden läßt, erlaubt dies eine großzü-
gige Dimensionierung. Was fasziniert Gi-
zela Owsikowski am meisten an ihm?
„Sein ungeheuer breites Farbenspektrum.
Bernstein kann fast weiß sein, aber auch
beinahe dunkelbraun.“
Schmuck aus Polen
Setzt man sich ins Auto, ist man in zwei,
zweieinhalb Stunden dort, in Belgien,
demnordwestlichenNachbarland der Bun-
desrepublik. Trotz der geringen geogra-
phischen Distanz ist uns dieser Nachbar
nicht allzu nahe und präsent. Ähnliches
gilt auch für das belgische Kunsthand-
werk. Allenfalls denkt man da an schwe-
re Tuche und Stoffe, an Brüsseler Spit-
zen, an das Traditionelle eben.
Daß Textiles allein bei weitem nicht mehr
repräsentativ für Kunsthandwerkliches
aus Flandern und Wallonien ist, demon-
striert eine ihm auf der Handwerksmesse
gewidmete Sonderschau. „Zwar merkt
man auch hier, daß sich die Szene allent-
halben internationalisiert hat,“ kommen-
tiert Diplom-Designer Bernd Röter von
der Beratungsstelle für Formgebung der
Handwerkskammern Rheinland-Pfalz
und Präsident des World Crafts Council
Europe die Arbeiten. Trotzdem gehörten
zu den Spezifika flämischen und wallo-
nischen Kunsthandwerks in jedem Fall
das konsequente Design, die klare Linie,
der eher rationale gestalterische Ansatz,
die perfekte handwerklicheVerarbeitung.
Die kennzeichnen auch die Möbel und
Einrichtungsgegenstände, die das flämi-
sche „Institut für das selbständige Unter-
nehmen“ für die Messe zusammengestellt
hat, u. a. mit den kantigen Möbelskulp-
turen von Ola-Dele Kuku aus Brüssel, den
TischobjektenAndreVerrokens aus Gent,
den aus einfachen Formen heraus entwik-
kelten Schränken des Antwerpeners Her-
manWittocx. Wallonien, der französisch-
sprachige Teil Belgiens, stellt sich mit
Keramik, Porzellan und individuellem
Schmuck, u.a. aus Kupfer, das in der bel-
gischen Schmuckherstellung Tradition
hat, vor.
Flämisches und wallonisches Kunsthandwerk in Halle 1
Zum ersten Mal ist Mazedonien auf der
Koblenzer Messe dabei. Mazedonien ge-
hört zu den Staaten, die vom Bundesmi-
nisterium für wirtschaftliche Zusammen-
arbeit (BMZ) und der Gesellschaft für
Technische Zusammenarbeit (GTZ) zu-
künftig verstärkt gefördert werden. Die
Handwerkskammer Koblenz hat bereits
erste Verbindung zum Handwerk im Bal-
kanstaat aufgenommen.
Blagoja Doitinovki, Präsident der Hand-
werkervereinigung der Stadt Skopje, wird
die Messe besuchen, um sich persönlich
ein Bild vom innovativem Handwerk zu
machen. Ein Silberschmied läßt sich bei
der Anferigung von filigranem Silber-
schmuck zusehen.
Bereits zum 4. Mal in Folge ist Bulgarien
dabei. Ein Land mit wundervollen Land-
schaften, daß vom Hochgebirge bis zum
Meer alles bietet. Sehen Sie bei der Her-
stellung von Ikonostassen (Holzschnitz-
arbeiten) zu oder schauen Sie einer We-
berin bei ihrer traditionellen Arbeit über
die Schulter. Bulgarische Schmuckgestal-
ter zeigen aktuelle Kollektionen. Bulga-
rien - ein Land im Aufbruch! Seit sieben
Jahren hilft die HwK Koblenz mit einem
Partnerschaftsprojekt beimAufbau eines
wirtschaftlich starken Mittelstands.
Kunsthandwerker aus Litauen sind bereits
„alte Bekannte“ auf der Messe. Auch in
diesem Jahr präsentieren sie ihre traditio-
nellen Arbeiten.
SEQUA betreut. Zu sehen sind: Bambus-
möbel aus Laos, dekorative Keramik aus
Vietnam, Silberschmuck aus Kambod-
scha, Spielzeug aus recycltem Material
aus dem Senegal, Textilien von Fasern des
Bananenbaums aus Ruanda, Lederwaren
aus Sarajewo, gewebte Stoffe aus Bulga-
rien. Die internationale Angebotspalette
ist groß. Die Stände ausländischer Aus-
steller sind eine wahre Fundgrube für
Messebesucher. Ein High-light auch:Vie-
le Kunsthandwerker stellen ihre Waren
nicht nur aus, sondern fertigen direkt vor
denAugen der Besucher Kunsthandwerk.
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