Handwerk Special Nr. 68 vom 5. Mai 1999 - page 24

FarbenfroherMesseauftritt ausAfrika undAsien
„DzienDobry,Koblenz“
Silber ausKambodscha
Internationales Flair
Aussteller aus 22 Nationen
Senegal ist bereits zum vierten Mal Mes-
seaussteller. Die Messebesucher können
am Stand der afrikanischen Volksünstler
in Halle 10 zusehen, wie unter ihren ge-
schickten Händen Puppen und Wohn-
accessoires entstehen. Geoffrey Vernier
schnitzt aus einem Baumstamm die tra-
ditionelle Trommel Dijemba. Natürlich
wird er sie auch trommeln. Karimou Di-
mé stellt Spielzeug aus recyceltem Blech
her. Die Recycling-Metallkoffer waren
bereits vor zwei Jahren einVerkaufsschla-
ger auf der MESSEAMRHEIN. Coumba
Sané, eine Handwerkerin von der Atlan-
tikküste, ist seit zehn Jahren Mitglied der
Handwerkskammer Dakar. Sie bildet in
ihrem eigenen Betrieb vier Lehrlinge aus
und beschäftigt mehrere Teilzeitkräfte.
Auf der Messe fertigt sie Puppen an und
näht Umhänge, Stofftaschen und Ruck-
säcke.
Holzarbeiten und Textilien aus Fasern von
Bananenbaumstämmen präsentieren
Kunsthandwerker aus Ruanda. Im Rah-
men der 17jährigen Partnerschaft mit
Rheinland-Pfalz werden Bauvorhaben
vorgestellt, die imGesundheitswesen ent-
stehen. Sie sind mit Wasserzisternen aus-
gerüstet, was für das Land von besonde-
rer Bedeutung ist.
Hochwertige Keramiken wieVasen, Lam-
pen und Teeservice hat der vietnamesi-
sche Keramiker Ngyen Nhu Quang im
Messegepäck. Er ist Küstler, Designer
und Unternehmer. Nach dem Studium an
der Hochschule für Industrielles Design
in Hanoi und zehnjähriger Tätigkeit in
einer staatlichen Firma, wagte er den
Schritt in die Selbständigkeit. Seine Fir-
ma hat inzwischen rund 40 Mitarbeiter
und ist weit über die Grenzen Hanois und
des Landes bekannt. Quang verbindet
Tradition und Moderne, kombiniert tra-
ditionelle Formen und neue Designs. Er
nutzt moderen Technologien, greift aber
auch auf alte Techniken zurück. Seine
Keramiken finden internationale Aner-
kennungen, wasAusstellungen und Mes-
sebeteiligungen in Frankreich, England,
Kanada und Deutschland bezeugen. In
Koblenz ist er zum zweiten Mal dabei.
Neben seinen Produkte wird er auch prak-
tische Proben seines Könnens geben.
Ebenfalls zum zweiten Mal auf der MES-
SE AM RHEIN vertreten, ist die „Hiep
Hung Corporation Ltd.“ mit orginal viet-
namesischen Tischdecken. Das 1992 ge-
gründete Familienunternehmen hat jetzt
400 Beschäftigte in drei Produktionsstät-
ten im ganzen Land.
Kunstschmiedearbeiten aus Kambodscha
bedeuten höchste Präzision, eine jahrhun-
dertealte Tradition und das Flair Asiens -
exklusiv auf der Handwerksmesse Ko-
blenz in Halle 10!
Ing Kimuon hat die Silberschmiedekunst
von seinemVater gelernt. In Kambodscha
ist es durchaus üblich, daß der Vater sein
Können an den Sohn weitergibt. ZumBe-
such einer Berufsschule für Silberschmie-
de fehlte der Familie das Geld. Inzwi-
schen hat Ing Kimuon im Rahmen des
Partnerschaftsprojekts zwischen der „Kam-
bodschanischen Handwerksvereinigung“
und der Hwk Koblenz bereits an drei Fort-
bildungslehrgängen für Silberschmiede in
Laos und Kambodscha teilgenommen.
„Dzien Dobry, Koblenz “ heißt aus dem
Polnischen ins Deutsche übersetzt: „Gu-
ten Tag, Koblenz.“ Die polnische Woi-
wodschaft Opole möchte die MESSEAM
RHEIN nutzen, um neue Absatzmärkte
zu erschließen und deutsche Kooperati-
onspartner aus dem Handwerk zu finden.
Unternehmen aus dem Stahl- und Metall-
bau, Produzenten von Büro- und Kinder-
möbeln, Fenstern, Türen und hochwerti-
ger Damenbekleidung präsentieren sich
auf einem Gemeinschaftsstand in Halle 6.
Seit zwei Jahren hilft dasWirtschaftsbüro
Rheinland-Pfalz, unterstützt durch die
Investitions- und Strukturbank Rhein-
land-Pfalz, den Betrieben den Markt des
Partners zu öffnen.
Ungewöhnlich Gewebtes zeigt Bärbel
Wallner auf der Handwerksmesse Ko-
blenz an ihrem Stand 623 in Halle 6.
Seit ihrer Pensionierung vor vier Jah-
ren beschäftigt sich die im bayerischen
Welden Lebende mit der Ikat-Weberei,
einem speziellen, überwiegend in Indo-
nesien beheimateten Zweig der Webe-
rei.
Ein Missionar hatte vor vierzig Jahren
Frauen im abgelegenen Bergland der In-
sel Flores imOsten des asiatischen Lan-
des erstmals zur Gründung einer Koope-
rative angeregt, die sich auf die Herstel-
lung traditioneller Ikat-Sarongs spezia-
lisierte - die einzige Möglichkeit für die
Frauen, auf denen traditionell die
Hauptlast der nach wie vor meist viel-
köpfigen Familie ruhte und ruht, in ei-
ner wirtschaftlich schwachen Region
etwas für den Unterhalt zu verdienen.
Mittlerweile haben sich in etlichen Dör-
fern der Insel Frauen zu ähnlichen Grup-
pen zusammengeschlossen, die beispiels-
weise auch die noch nicht übermäßig
zahlreichen Touristen mit ihrer Kultur
vertraut machen möchten, so durch über-
lieferte rituelle Tänze und Gesänge, vor
allem aber auch eben durch die Demon-
stration der heute weithin unbekannten
Ikat-Weberei. Gezeigt werden deren ganz
speziellen Techniken,vomZurichtenderro-
henBaumwolle durch Entkernen und Lok-
kern über das Spinnen auf speziellen Fall-
spindeln und mit dem traditionellen
Spinnrad bis zum Färben des Materials
mit Naturfarben wie Indigo, Mango-
wurzeln, Sappanholz und Gelbwurz. Zu
diesem Vorgang gehört auch das eigent-
liche „Ikatten“. Das Wort bedeutet „ab-
binden“. Die auf Rahmen aufgebrachten
Fäden werden, je nach gewünschter Län-
ge desWebguts, auf Rahmen aufgebracht
und mit Bast oder Kokosfasern fest ab-
gebunden. So durchdringt die Farbe
nicht vollständig die Fasern, entstehen
die von Dorf zu Dorf unterschiedlichen,
seit Jahrhunderten überlieferten Muster.
Nach dem Färben und Trocknen wer-
den die Abbindefäden entfernt und das
Material auf traditionellen Webstühlen
verwebt. Für einen Sarong, also ein 2,80
mal 0,80 Meter messendes Stoffstück,
braucht eine geübteWeberin etwa einen
Monat.
Mittlerweile stellt man auch auf den eu-
ropäischen Bedarf stärker zugeschnit-
tene Waren her, darunter Tischläufer
oder Decken. Gewebt wird hauptsäch-
lich in der Trockenzeit, gefärbt in der
Regenzeit, da nur dann die zum Färben
als Rohstoffe benötigten Pflanzen wach-
sen.
Ikat-Weberei aus Indonesien
Schränke, aus einfachen For-
men heraus entwickelt, ergeben
im Gesamtbild einen spektaku-
lären Auftritt. Auf die Messe
wird der Belgier Herman
Wittocx seine ausgefallenen
Ideen mitbringen - zu sehen in
der Sonderschau über Flandern
und Wallonien in Halle 1.
Handwerker aus der ganzenWelt kom-
men mit ihren Produkten nach Koblenz
und zeigen auf der MESSE AM
RHEIN: Handwerksmesse Koblenz in
Halle 10 und Halle 6 ihr Können. Über
20 Nationen lassen die Besucher ein-
tauchen in nahe Ferne.
Internationales Kunsthandwerk und die
Menschen, die dahinter stehen, kommen
auf die Messe, darunter aus Nationen, die
in Partnerschaftsprojekten mit der HwK
Koblenz zusammenarbeiten, finanziert
durch das Bundesministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und die
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