Handwerk Special Nr. 60 vom 11. Februar 1998 - page 17

Volle Fahrt voraus!
Pierre Kaffer: Rennfahrer, PR-Mann, & Handwerksgeselle
E
ihn in sein Formel 3-Team, in
seiner ersten Saison muß Kaf-
fermiteinemVorjahresautoan-
treten. Das Phänomen: Trotz
der überholten Technik über-
holt der 20jährige die Konkur-
renz und fährt ständig um die
vorderen Plätze mit. 5. Okto-
ber ´97, Nürburgring: Zum
Saisonabschluß zeigt er noch
einmal allen, was mit der rich-
tigen Einstellung zu holen ist.
Zwei vierte Plätze, in der Ge-
samtwertung schafft er den 6.
Platz - absolute Spitzenklasse
mit einem älteren Model. Die
nuten werden registriert, Zei-
tungsartikel ebenso - auch bei
den Sponsoren, denn die finan-
zieren das UnternehmenRenn-
sport, das sich bei Formel 3-
Top-Teams im sechsstelligen
DM-Bereich bewegt. Für Kaf-
fersfinanzielleRückendeckung
sorgtnebenHauptsponsorKüm-
merling ein Handwerksunter-
nehmen: Das Fensterbauunter-
nehmen Schaaf aus Wittlich.
„Öffentliche Präsenz, sicheres
Auftreten und eine gepflegte
Erscheinung - vor Jahrzehnten
hätte dabei kaum jemand an
Rennsport gedacht.“ Pierre
Kaffer selbstkritisch: „Mit der
Rhetorik hapert´s, ich werde
einen Kurs besuchen.“ Daß er
damit selbst die ohnehin hohe
Das ist das totale Rennsport-
mekka: Welchen Einfluß hat
der Sturz auf die Kurvenlage,
wieoptimiereichüberdieDäm-
pfer das Fahrverhalten - Wis-
sen, das ich heute nutze.“ War-
um er Kfz-Mechaniker wurde?
„Mein Hauptinteresse gilt seit
Jahren ausschließlich demAu-
to, da fiel die Berufswahl nicht
schwer.“VomHandwerkerzum
Superstar? „Überhaupt nicht.
Wenn ich nicht Rennen fahre,
gehe ich arbeiten wie viele an-
dere Jugendliche auch.“Zuletzt
verdiente er sich auf einerKart-
bahn sein Geld - 14 Stunden
Arbeit täglich. „IndiesemWin-
ter jobbe ich als Fahrer eines
Gummibärchenherstellers.“Die
„dicke Knete“ hat er nicht, rei-
che Eltern ebensowenig.
Egal wie´s kommt, „man sollte
nie vergessen, wo man herge-
kommenist.“Vielleichtistauch
deshalb seine Treffpunktwahl
zum HS-Gespräch auf das
HwK-Metall- und Technolo-
giezentrum gefallen, wo er sei-
neüberbetrieblicheAusbildung
absolvierte. „Dann kann ich
meinenAusbilderWilliPäglow
besuchen-deristinOrdnung...“
Pilot & Geselle
Rennfahrer, deren berufliche Startposition das Handwerk ist
Michael + Ralf Schumacher (Formel 1)
Kfz-Mechaniker
Klaus Ludwig (GT-Serie)
Radio- und Fernsehtechniker
Bernd Schneider (GT-Serie)
Betonbauer
Wer Pierre Kaffer live bei einem Rennen zusehen will,
kann in dieser Ausgabe Karten für das Rennwochenende
am 9. und 10. Mai 1998 auf dem Nürburgring gewinnen.
Infos zum Quiz gibt es auf der farbigen Jugendseite am
Ende dieser Ausgabe. Name und Telefonnummer unter
dem Gewinnspiel eintragen, ausschneiden, und auf
dem Markt der Möglichkeiten in die Gewinnbox bei der
Pädagogischen Anlaufstelle einwerfen. Dort gibt´s durch die
HwK-Ausbildungsberatung auch Infos zur Ausbildung und zu
freien Lehrstellen im Kfz-Handwerk, Info-Tel.: 0261/398-332.
Uwe Alzen (STW-Cup)
Kfz-Mechaniker
r ist 20 Jahre alt, sieht gut
aus, hat einen Manager,
Leute, die für ihn arbei-
ten, Sponsoren, die Geld in ihn
investieren. Er
gibt Interviews im
Fernsehen, Stoff
fürZeitungsrepor-
tagen. Er ist ein
Star und auch der
„nette Junge“ von
nebenan.
Er
spricht Englisch
rauf und runter,
vom Fachlatein
bis zum „das Rennen lief gut,
ich danke meinem Team und
den Sponsoren, die mir das erst
ermöglicht haben“. Er lebt in
der Welt der Motoren, dem
Top-Speed wie auch der Ver-
marktung der eigenen Person.
Sucht die Grenze zwischen
fahrerischem Extremwert und
einem dabei vertretbaren Risi-
ko. IstKfz-Mechanikergeselle,
heißt Pierre Kaffer und kommt
aus Burgbrohl in der Eifel, 35
Kilometer vom Nürburgring
entfernt.
Pierre Kaffer, der Rennfahrer
Mit 14 Jahren startet seine
Rennsportkarriere - natürlich
im Kart. Siege stellen sich ein,
1994 steigt er in den Formel-
Rennsport auf.Wieder siegt er,
1996 erstmals in einem inter-
nationalen Wettbewerb, hier-
zulande holt er zwei Meister-
schaften. Insider werden auf-
merksam. Ein alter Hase des
Rennsports -Klaus Trella - holt
Ursache? „Auch mit zweit-
klassigem Material kann man
siegen - Autorennen spielen
sich in erster Linie im Kopf
ab!“
Pierre Kaffer, der PR-Mann
„Michael Schumacher hat uns
ein schweres Erbe hinterlas-
sen!“ Uns - das sind die jungen
Wilden der kommenden Renn-
fahrergeneration. Ihr Durch-
schnittsalter in der Deutschen
Formel 3-Meisterschaft: unter
20. Sie geben Fernsehinter-
views ohne zu stottern, zupfen
ruck-zuck den Rennanzug so
zurecht, daß die Fotografen-
linse am Sponsor nicht vorbei-
kommt. Schütteln prominente
Hände, reichen die eigenen, oft
selbst schon prominentenHän-
de. Fahren verdammt schnell
Auto, „doch das reicht heute
längst nicht mehr, um erfolg-
reich im Geschäft Rennsport
bestehen zu können“. Michael
Schumacher heißt das Idol, oft
genug der Alptraum. „Die Zei-
ten eines Fangios und Co. sind
Geschichte.DiefuhrenihreRen-
nen, mehr wurde nicht ver-
langt.“ Mit den Schumachers
wurde Rennsport hierzulande
endgültigeineKombinationaus
fahrerischer Extraklasse und
PR. 50 Prozent seiner „Dienst-
zeit“ investiert derBurgbrohler
inMarketing-Auftritte. Vor ei-
ner Woche ein Fernsehauftritt
auf der Berliner Funkausstel-
lung, kurze Zeit später auf der
IAA in Frankfurt. Fernsehmi-
Meßlatte für seine Erben noch
ein Stückchen höher legt, dar-
an kann er heute nicht denken.
Im Windschatten der Schuma-
chers ist er noch nicht, aber auf
„langen Geraden“ hat er zu de-
ren Formel-1-Boliden bereits
„Sichtkontakt“. Den gleichen
Manager hat er bereits, und
Willi Weber sucht sich heute
sehr genau aus, für wen er ar-
beitet. Das spricht für Kaffer.
Pierre Kaffer, der Handwerker
Im Februar ´97 schloß er seine
Lehre zumKfz-Mechaniker ab.
Der Ausbildungsbetrieb selbst
ist die Top-Adresse, geht es um
schnelle Untersätze in der Re-
gion. „Bei Zakspeed inNieder-
zissen habe ich nicht nur ge-
lernt, wie eine Benzinpumpe
aus-undwiedereingebautwird.
Vollblutrennfahrer
Pierre Kaffer: mal
aus eigener Kraft,
mal mit 200 PS im
Rücken
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...28
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