Handwerk Special Nr. 60 vom 11. Februar 1998 - page 22

Das Top-Thema: Lehre
Handwerk special stellt Betrie-
be vor, die einen besonderen
Beitrag leisten, um jungen
Menschen den Weg in die be-
rufliche Zukunft zu eröffnen.
Denn gerade das Handwerk im
nördlichen Rheinland-Pfalz
engagiert sich besonders stark
in der Ausbildung, hatte noch
bis zum Jahresende 1997 freie
Lehrstellen für das letzte Aus-
bildungsjahr im Angebot.
Jetzt schon hat die 98er-Börse
bei den HwK-Ausbildungs-
beratern und im Internet
en
Pegel von 300 neuen Stellen
erreicht.
Sie tun mehr als andere für die
Ausbildung imHandwerk?Wir
stellen Sie vor - Tel.: 0261/
398-165, Fax: -996, e-mail:
V
Informationen
zu
Ausbildung und Lehr-
stellen bei der HwK-
Ausbildungsberatung,
Tel.: 0261/398-323,
Fax: -989, e-mail:
on Anfang an war es für
Kfz-Meister Siegfried
Frensch in Langenhahn
keine Frage, daß er den Nach-
wuchs ausbilden will. Der er-
ste Mitarbeiter in seinem 1984
gegründeten Betrieb war be-
reits ein Kfz-Lehrling. Seither
haben sechs junge Leute er-
folgreich ihre Ausbildung be-
endet und die meisten wurden
auchnachderAusbildungüber-
nommen. „Eigentlich wollten
wir im vergangenen Jahr nur
zwei Lehrlinge einstellen. Auf-
grund der schwierigen Situati-
on 1997 haben wir uns aber
entschlossen, noch zwei weite-
re dazuzunehmen“, erklärt die
gelernte Erzieherin Gabriele
Frensch, die sich um das Büro
imAutohaus kümmert. So sind
jetzt von den 17 Mitarbeitern
insgesamt fünf angehendeKfz-
Mechaniker und zwei lernende
Bürokaufleute im Handwerk;
drei beschließen in diesemJahr
ihreLehre, vier sindgerade erst
durchgestartet. Alle zwei Jahre
stellen die Frensch’s Lehrlinge
ein. „Wir investieren lieber in
die Ausbildung, als später die
jungen Menschen mit unseren
Sozialabgaben zu unterstüt-
zen.“
Das Ehepaar Frensch versucht
auch, ein gesundes Arbeitskli-
ma in dem jungen Team zu
schaffen.Regelmäßigsetzensie
sich mit den Lehrlingen zu-
sammen, um “klar Tisch” zu
machen:Dannwerden alleFra-
gen und Probleme angespro-
chen. Denn „die Jugendlichen
müssen ja erst lernen, den gan-
zen Tag in der Werkstatt zu
stehen und das Tempo durch-
zuhalten“, so dieErfahrung des
Kfz-Meisters. „Sind mehrere
Lehrlinge zusammen, motivie-
ren sie sich gegenseitig“, weiß
seine Frau: „Sie tauschen ihre
Erfahrungen aus und unterstüt-
zen sich auch praktisch.“ Hilf-
reich ist auch, daß der älteste
Sohn, der 1996 seine Lehre
abschloß und dritter Bundes-
sieger in seinem Gewerk wur-
de, als Servicetechniker im Fa-
milienbetriebmitarbeitet. Er ist
so etwaswie eineMittelinstanz
zwischenLehrlingenundChef.
Nachdem Johannes Frensch
den HwK-Kurs „Betriebs-
assistent imHandwerk“ erfolg-
reich abschloß, beginnt er in
diesem Jahr mit der Meister-
vorbereitung.
Die Investition in die Zukunft
der Jugend ist für den Hand-
werker Siegfried Frensch zu-
gleich eine Investition in die
Zukunft seines Betriebes, in
dem er qualifizierte und moti-
viertejungeMitarbeiterumsich
hat.
Kfz-Meister Frensch verdoppelt Ausbildungsengagement
Mit ihren vier ‘Neuen’ (v.r.): Siegfried und Gabriele Frensch,
Juliane Fann, Roman Theis, Oliver Sayn, Marcel Huth.
Zweimal erfolgreich mit der HwK-Umschulung
Ich bin überglücklich und
kann es noch gar nicht glau-
ben“, soWolfgang Steube. Der
25jährige Lahnsteiner hat in
diesen Tagen seine Gesellen-
prüfungzumZimmerer bestan-
den. Voran ging eine Lehre im
HwK-Bauzentrum. Seit 1994
führt die HwK in Zusammen-
arbeit und Förderung mit dem
rheinland-pfälzischenMiniste-
rium für Arbeit, Soziales, Fa-
milie und Gesundheit Um-
schulungsmaßnahmen für an-
und ungelernte Arbeitnehmer
in Bau- und Metallberufen
durch. Die Lehrzeit dieser
Ausnahmemaßnahme dauert
30 Monate und endet mit der
Gesellenprüfung.
Vorrangiges Ziel dieser Um-
schulung ist es, daß die Teil-
nehmer nach der Ausbildung
ohne Leistungsbezug von den
Sozialämtern sich ihren Le-
bensunterhaltdurch„ihrerHän-
deArbeit selbst verdienen.Die-
ses Ziel kann nur erreicht wer-
den, wenn eine Vielzahl von
Verhaltensweisen eingeübt
wird, die eine positive Ver-
knüpfung von Arbeiten, Ler-
nen und Leben gestattet. Hier-
zu bedarf es solcher Einrich-
tungenwiederHandwerkskam-
mer, die während der Umschu-
lung auch die sozialpädagogi-
sche Betreuung sicherstellt.
Für Steube, der dieSchule nach
der 8. Klasse ohne Abschluß
verließ, begann eine harte Zeit.
Vor allem der theoretische Un-
terricht fiel ihm schwer. „Ich
habe mich an meinem Berufs-
wunsch festgebissen, wußte,
daß es kein Zuckerschlecken
wird, aber auch, daß nur ein
qualifizierter Abschluß hilft,
einen Dauerarbeitsplatz zu fin-
den. Ohne die fachliche und
moralische Unterstützung der
Betreuer von der HwK, die an
mich geglaubt und bei Tiefs
immerwieder aufgebaut haben,
hätte ich es aber nicht ge-
schafft“, räumt er ein. Der jun-
ge Mann ist seit Jahren Sozial-
hilfeempfänger. Mit den unan-
genehmen Seiten des Lebens
ist er vertraut. Er weiß, wovon
er spricht. Eine Lehre als Ma-
ler- und Lackierer hat er abge-
brochen und mehrere ABM-
Stellen erfolglos durchlaufen.
Die Chance, eine feste Anstel-
lung zu finden, hatte der ehe-
malige Punker nie gehabt.
Wolfgang Steube hat sich in-
zwischen äußerlich verändert.
BeiVorstellungsgesprächenfür
ein Praktikum hat er begriffen,
daß seine zukünftigen Kunden
Wert auf ein sympathisches
Äußeres legen. Viele Gesprä-
che mit den HwK-Leuten hal-
fen ihm zu erkennen, daß man
besser durchLeistung als durch
schrillesOutfit auffällt. - Indie-
sen Tagen wird er mit der Ar-
beitalsZimmererbeiJosefDill-
mann in Rhens beginnen.
Informationen
,
Tel.: 0261/
398-342,
Fax: -989,
e-mail:
Internet:
Zimmerergeselle Wolfgang Steube
Alexandru Jurcut hat es ge-
schafft. SeineGesellenprüfung
als Maurer konnte er während
der HwK-Umschulung sogar
vorzeitig ablegen. Gleich im
Anschluß daran fand er in sei-
nem Beruf eine Arbeit.
Alexandru wurde 1974 in Ru-
mänien geboren. Kurz vor sei-
nem Abitur reiste die Familie
nach Deutschland. Seit 1993
lebt er in Koblenz. Hier fand er
seine Frau und deutsche Freun-
de. Die Schulausbildung konn-
te Alexandru, inzwischen Va-
ter geworden, nicht fortset-
zen, weil er Geld verdienen
mußte. Er jobte in verschie-
denen Firmen, bis er vom
HwK-Umschulungsangebot
hörte. „Ich bin kräftig, kann
zupacken und
arbeite gern an
der Luft”, be-
gründet er seine Berufsent-
scheidung. Jetzt träumt er
davon, mit seiner Familie
wieder nachRumänien zu ge-
hen und dort ein Bauunter-
nehmen aufzubauen.
Maurergeselle Alexandru Jurcut
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